Wer widmet der Auseinandersetzung mit dem Leid schon ein ganzes Album? Andreas Lechner von The Ghost and the Machine tut es – reduziert und roh.

Grüne Parkanlage bei Sonnenschein? Fehlanzeige! Die Musik von The Ghost and the Machine schreit nach einer kalten dunklen Nacht, nach mit Menschen vollgestopften Bars, aus denen der Zigarettendunst in den Himmel emporsteigt. Wo sich der Kummer, passend zum Titel des Albums »Sorrows«, unter Gleichgesinnten frei entfalten darf. Dass man die Texte nur ansatzweise versteht, versinnbildlicht das Schluchzen in tiefer Not. Denn es geht fortwährend um Dunkelheit, Kälte und ein Herz, das zusammenbricht und sich erhebt. Ein weltthematisch wie saisonal perfekt platzierter Albumrelease.
Wunschkonzert der Musiklegenden
Die zwölf Songs gleichen einem Webstück musikalischer Assoziationen: Sie rufen, wie in einem Wunschkonzert der Musiklegenden, das Timbre David Bowies und musikalische Motive von Led Zeppelin sowie Leonard Cohens »Hallelujah« wach. Es ist nicht zuletzt die akustische Gitarre mit eingebauten Metallresonatoren, die an die internationalen Größen der Musikgeschichte erinnert – gepaart mit Andreas Lechners tiefer Stimme, gleichermaßen verzerrt wie wuchtig.
In der zweiten Hälfte des vierten Albums von The Ghost and the Machine erklingt das Schlagzeug (Aurora Hackl Timón) dann nuancierter: Denn inmitten des Morasts der Finsternis brechen Sonnenstrahlen hervor, die das Dunkel mit leuchtender Abwechslung durchziehen. Ebenso wirkungsvoll sind das in zwei Songs vorkommende Akkordeon (Martti Winkler) und die Backing Vocals von Leonie Schlager (bekannt als The Zew). Und immer wieder dringt der Gitarrenverstärker durch: mal säuselnd im Nachhall, mal bebend mit dem ersten Ton. Die beiden Lovesongs »Ghost Romance« und »Light of Love« entschleunigen ganz entzückend. Sie nehmen mehr Sekunden als andere Songs auf dem Album ein, lassen schwelgen und dem Analogen nachspüren. Wer in diese eigentümliche emotionale Welt aus Geist und körperlicher Maschine eintauchen möchte, darf sich auf Schwermut einstellen, gespickt mit ein paar und hoffnungsfrohen Lichtmomenten.

Das Album »Sorrows« von The Ghost and the Machine erscheint am 13. November bei Fullmax Recordings. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 13. November, Wien, Chelsea — 19. November, Graz, Café Wolf — 22. November, Hollabrunn, Kulturmü — 19. Februar, Graz, Music-House — 21. Februar, Dresden (GER), Jazzclub Tonne— 15. April, München (GER), Glockenbachwerstatt— 17. April, Teuchtlingen (GER), Vinyla Fudge