Findet mich das Glück?

Grafikdesigner Stefan Sagmeister zeigt im MAK seine „Happy Show“, eine interaktive Suche nach dem Glück. Und beweist damit, dass ihm die Konventionen seines Metiers ziemlich egal sind.

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„Stefan Sagmeister, Künstler“: So steht es auf der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung „Happy Show“ im MAK. Ob die Bezeichnung „Künstler“ ein Wunsch Sagmeisters war oder vom Museum gewählt wurde? Sie zeigt jedenfalls, welchen Status sich der gebürtige Bregenzer erarbeitet hat. Sagmeister, der Wahl-New Yorker, der einst an der Angewandten in Wien studiert hat, hat sich mit seiner experimentellen, sinnlichen, immer auch ironischen Arbeit sukzessive freigespielt. Plattencover für Lou Reed, die Talking Heads oder die Rolling Stones waren entscheidende Wegmarken seiner steilen Karriere, die Kunden kann er sich längst aussuchen, vor allem auch deshalb, weil er klug genug war, sein Studio klein zu halten.

Ein Showmaster von Beginn an, integrierte er das Körperliche schon als Student in seine Arbeit. In der glatten Designerwelt hat ihn das zur Ausnahme gemacht, auf die man zuerst mit Verwunderung, schon bald mit Begeisterung reagiert hat. Sicher das radikalste Werk seiner Arbeit war das legendäre Poster zur Tagung des American Institute of Graphic Arts 1999: Eine Fotografie von Sagmeisters vernarbtem Körper, in dem alle Informationen zur Veranstaltung mit Stanley Messer eingeritzt worden waren. Grafik, die unter die Haut geht. Angeblich sei ihm erst später die Verbindung zum Wiener Aktionismus bewusst geworden, meinte Sagmeister in einem Interview. Noch deutlicher ist die Inspiration aus der Welt der Kunst beim vollgeschriebenen Gesicht von Lou Reed auf dem Cover des Albums „Set The Twilight Reeling“, das an Shirin Neshats Werk erinnert.

Selling Sagmeister

Sagmeister liebt es, das zu tun, was niemand erwartet. 2011 stellte er für eine Ausstellung im Mudac in Lausanne nicht seine freien Projekte, sondern die Auftragsarbeiten in den Mittelpunkt, um die in Europa herrschenden Berührungsängste zum Kommerz zu konterkarieren. Das Begleitbuch zur Schau nannte er schlicht „Another Book about Promotional & Sales Material“. Ein Kapitel daraus lautet „Selling Myself“. Das ist ironisch gemeint, aber nicht nur.

Sich selbst öffentlich zu präsentieren, ist Teil seiner Strategie. Nicht dass Sagmeister etwa das Sabbatical erfunden hätte. Aber in den Creative Industries, die vom permanenten „Immer-weiter“ getrieben sind, war er der erste, der aus seiner temporären Auszeit (alle sieben Jahre schließt er sein Studio für 12 Monate) eine echte Story gemacht hat. Gespickt wurde sie mit Anekdoten wie derjenigen, dass er einst sogar einen Auftrag für die Kampagne von Barack Obama abgelehnt habe – eben weil er gerade im Begriff war, sein Sabbatical zu beginnen.

Während seiner zweiten Auszeit 2009 entstand die Idee der Suche nach dem Glück. Sagmeister: „Ich habe drei Strategien, die einen glücklicher machen sollen – Meditieren, Therapie, Medikamente – jeweils drei Monate lang ausprobiert: Ich war in Bali zum Meditieren, dann in New York bei einer ausgezeichneten kognitiven Therapeutin, und dann habe ich drei Monate lang das Antidepressivum Lexapro geschluckt“, erzählt Sagmeister in einem Interview mit Michael Freund. Anders als seine Erwartungen habe ihn letzteres tatsächlich glücklicher gemacht, während das Meditieren nicht die gewünschte Wirkung gehabt habe. Aus dem Projekt Glücksuche sollte zunächst ein Film werden, der allerdings bis heute nicht fertig gedreht wurde, dafür entstand eben die Ausstellung, deren siebente Station nun das Wiener MAK ist (nach einigen Museen in den USA und in Paris).

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