Was bringt Kundenaktionismus?

Boykottiert dies, rettet das: In Zeiten sozialer Netzwerke erreichen uns zahlreiche Aufrufe zum Aktionismus mit der Geldbörse. Können wir damit nachhaltig etwas verändern, oder bleibt es zwangsläufig bei Einmaleffekten?

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Die gemeine Schwedenbombe der Firma Niemetz aus Wien fristete lange Zeit das Schicksal vieler liebgewonner Kindheitserinnerungen: Man gedachte ihr mit freundlicher Verklärung und freute sich, wenn man ihr einmal zufällig über den Weg lief. Nur regelmäßig gekauft hat sie zuletzt kaum jemand. Als das Traditionsprodukt dann vor dem Aus stand, brach eine Welle von Solidarität aus. Facebook-Gruppen fanden rasanten Zuwachs, Schwedenbomben-Flashmobs wurden organisiert. Ganz ähnlich verlief die Aufmerksamkeitskurve nach der Veröffentlichung einer Doku über Amazon. Nachdem bekannt wurde, dass der Internethändler seine Zeitarbeiter mit grotesk niedrigen Stundenlöhnen abspeiste und ihre Wohnanlagen von einer rechtsextremen Sicherheitsfirma bewachen ließ, lief das Internet vor Boykottaufrufen geradezu über.

Aufrufe zum Boykott oder Solidaritätskauf einer bestimmten Ware sind nicht neu. Doch vor allem soziale Netzwerke haben sie dramatisch vereinfacht. Niemand braucht mehr komplizierte Petitionen zu lesen oder sich in ein Thema einzuarbeiten. Auf Facebook ist die Unmutsäußerung nur einen Klick entfernt, und das Gewissen schnell beruhigt. Zwar kann niemand wirklich voraussagen, wann der Protest die kritische Schwelle überspringt und zum Shitstorm wird – Unternehmen fürchten sich trotzdem davor. Und doch wird man den Eindruck nicht los, dass die Vereinfachung des Protests auch gleichzeitig eine Verflachung bedeutet. In einer beschleunigten Mediengesellschaft ist die öffentliche Aufmerksamkeit schnell gewonnen, verlagert sich aber auch genauso schnell wieder auf andere Themen. Die Empörung über den Schweizer Konzern Nestlé oder die Facebook-Seite des Museumsquartier Wien hatten jeweils nur eine relativ kurze Halbwertszeit. Und ob die Schwedenbombe durch die Impulskäufe dauerhaft gerettet wurde , kann zum jetzigen Zeitpunkt auch niemand sagen.

Was kann Kundenaktionismus bringen? Und wie könnte man ihn nachhaltig gestalten, damit es nicht bei Einmaleffekten bleibt?

Bild(er) © thegap.at
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