Arabischer Metal

Als sich Mitte der 90er, ein libanesischer Jugendlicher mit der Waffe seines Vaters, einem Offizier, erschoss, wurde der Schuldige schnell in seinem Kinderzimmer gefunden: Heavy Metal Musik.

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Die Polizei stürmte den Laden, der dem Jungen die Kassetten verkauft hatte und beschlagnahmte das „Teufelszeug“. Es folgten jahrelange mediale Hetzkampagnen in arabischen Medien von Marokko bis Saudi Arabien, begleitet von religiösen Hasspredigten und Verhaftungen. Den Metalheads wurden Gewalttätigkeit, Sodomie, Satanismus oder gar Spionage für Israel vorgeworfen. Im Nahen Osten bekennender Fan einer Band namens Black Sabbath zu sein war höchstverdächtig und tatsächlich kommt die vielleicht bekannteste Metalband der Region, Orphaned Land, aus Israel.

Manches Mal wurde Metal für eine Partei oder eine Religion gehalten, da man Pentagramm, Metalhand, das umgedrehte Kreuz oder sogar das Bandlogo von Metallica als politische oder religiöse Symbole mißinterpretierten. Dabei waren es gerade die Metal Musiker, die mit Politik eigentlich nichts am Hut haben wollten. In den letzten Jahren hat sich die Stituation in den meisten arabischen Ländern gebessert. Es passiert nur noch selten, dass ein Jugendlicher auf der Straße wegen seines Metal Look verhaftet wird und die Polizei ihm die Haare schneidet. Festivals und Konzerte sind zwar immer noch selten, aber möglich.

Die Szene hat sich außerdem diversifiziert. Heavy Metal, Doom Metal, Gothic Metal, Death Metal, ja sogar Black Metal hört man aus den Kopfhörern und Proberäumen arabischer Staaten. Wird anti-religiöse Symbolik verwendet wird, dann meist nur aus dem christlichen Kontext – das erfreut vielleicht nicht gerade die Kirchen, der muslimischen Mehrheit ist die musikalische Heraufbeschwörung des Antichristen aber ziemlich egal. Anti-Islamisch zu sein hingegen ist ein großes Tabu, über das sich nur Vereinzelte hinauswagen, wie zum Beispiel die libanesische Band Ayat oder das irakische Ein-Frau Blackmetal-Projekt Janaza. Sehr wohl werden aber von manchen Bands (z.B. Narjahanam aus Bahrain) apokalyptische Themen aus dem Koran aufgenommen oder vorislamische Mythologie verarbeitet (Al-Namrood aus Saudi Arabien).

Mittlerweile singen viele auch in Arabischer Sprache (zB Litham aus Algerien) und verwenden folkloristische Elemente, wie Orphaned Land aus Israel. Diese Band ist zwar streng genommen keine arabische, aber trotzdem äußerst populär. Die berühmteste arabische (genaugenommen armenisch-arabische) Metal Band lebt allerdings in den USA: System Of A Down.

Buchempfehlungen:

Heavy Metal Islam von Mark Levine

Rock the Kasbah – Popmusik und Moderne im Orient: Reportagen aus Ägypten, Algerien, Israel, Palästina, Libanon, Marokko und dem Iran von Arian Fariborz

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