Ground Control to Major Marta

Die Supergroup Marta verzückt auf ihrem Zweitling "Spaceships" mit abgespactem Bluesrock. Das macht sie sozusagen zu den Grazer Raconteurs.

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Wenn eine Grazer Band eine Neuveröffentlichung präsentiert, muss man immer wieder auf das Umfeld, in dem diese Platten produziert und entwickelt werden, verweisen. Auch bei "Spaceships" von Marta ist das so. Auch wenn dies bereits das zweite Album, nach "Warships" 2013 unter diesem Namen ist. Die Band aus Brothers und Lovers (zwei Brüder sorgen für den Rhythmus, ein Liebespaar für Text, Gitarre und Gesang), stammt nämlich aus dem selben Kombüse-Umfeld wie Polkov. Die haben ja mit dem selbstbetitelten Album eine der wunderbarsten heimischen Langspielplatten des letzten Jahres in die iTunes-Playlisten und Vinylabspielgeräte platziert.

"Spaceships" ist etwa nach "Polkov" der zweite Release auf Phonotron, das aus ZITA Records hervorging. Das Label gehört dem Ex-The-End-Band-Sänger und jetzigen Kinderlied-Crooner Matthäus Bär und dem Ex-Deckchair-Orange-Frontman und Mynth-Produzent Alexander Wieser. Auch personell gibt es Verbindungen zwischen Marta und Polkov: Drummer Günther Paulitsch trommelt auch bei den Labelkollegen. Bassist Stephan Paulitsch kennt man etwa von Shaun Berkovits und auch als Live-Mitglied von Viech. Deren Sänger mit der charakteristischen und wohl tiefsten Stimme des österreichischen Indiepops, Paul Plut, singt auch bei Marta, Julia Hager schreibt die Texte. Viech ist ohnehin an der Spitze des schrägen Pops, deren selbstbetitelter Erstling sollte in keiner Empfehlungsliste fehlen.

Scheiß doch auf die Seemannsromantik

Der Vorgänger "Warships" wurde größtenteils noch zu zweit (Schlagzeug, Gitarre, Gesang) aufgenommen, der am 27.3. erscheinende Nachfolger "Spaceships" nun schon zu dritt (mit Bassist!). Ganz dem Titel verpflichtend, begebend sich Plut und Kumpanen dieses Mal auf abenteuerliche Fahrt durchs Raum-Zeit-Kontinuum. Scheiß doch auf die Seemannsromantik des Vorgängers. Passenderweise wird der Reigen von "Klingon Advice" eingeleitet, der gleich einmal zeigt, wo die Reise hingeht. Ihr äußerst eingängiger Bluesrock, der zum genüsslichen Stampfen einlädt, liebäugelt natürlich mit Weltall-Science-Fiction und ist dabei auch popkultur-referenziell. "Where you’d expect a heart beating / you find a supermassive black hole". Getrieben von hartem, präzisem Schlagzeugspiel steht dabei stets die bluesig-verzerrte Gitarre im Mittelpunkt, die Stimme Pluts ist bekannt dunkel. Die zweite filmisch unterstützte Nummer "Son of a Gun" ist ein früher Hit auf dem Album, mit herrlich eingestreuten Licks. Mit "Chandeliers" bekommen die Kronleuchter ihre zweite großartige Widmung binnen eines Jahres. Man kann Marta da mittlerweile schon ruhig mit den Größen des Bluesrock zusammenstellen, sie sind auch durch ihren Supergroup-Hintergrund so etwas wie die Raconteurs aus Graz.

Gerne wird balanciert zwischen leiseren, nur von sanften Drumbeats getragenen Phasen, bevor die Gitarre verstärkt aufbricht. So etwa bei "Restraining Order" oder "Epilog". Ersteres entzückt auch mit bedrohlichen Lyrics, die den Song zum Soundtrack jeder Observation machen. "Hug me at the bus stop / have my photo on your desktop". Alles darf dabei ruhig auch ein wenig verzerrt elektronisch klingen. Natürlich bleibt aber alles möglichst analog. Das würde sich wohl auch John Paul Jones so wünschen, Bassist von Led Zeppelin und den eher unsäglichen Them Crooked Vultures. Dieser bekommt nämlich ein nettes Liebeslied serviert. Die erste als Video veröffentlichte Nummer "It Takes Two To Tango" beeindruckt nicht nur mit einer netten Alliteration und Damenfüßen im Video, sondern fasst die Formel "Marta" gut zusammen: Kompromisslos, unter drei Minuten und eingängig.

Ganz andere Töne schlägt dagegen "Emma’s Shoes" an, das sich mit sanftem Ton zum Lullaby entschleunigt. Mit dem Call-and-Response-Stomper "Cat on Fire" geht’s dann kurzfristig wieder nach vorne, bevor der Closer "Bosnian Pyramides" das Space-Thema wieder aufgreift und mit "We’re dressed for the weather / in our Sunday rags / We’re attracted by uncanny glare / let me, oh let me take you where / ships fly low" für versöhnlichen Ausklang nach einer guten halben Stunde sorgt.

"Spaceships" ist nach dem doch eher wütenderem Debüt "Warships" eine gute, teilweise sehr gute, zweite Platte der Grazer, die wie ein gutes Mixtape funktioniert: Vorne und mittendrin die schnellen, bluesigen Stomper, hinten raus dann eher mit melancholisch-romantischen Lullabies.

"Spaceships" von Marta erscheint am 27.3.2015 via Phonotron. Am 26.3. präsentieren sie ihr Album im Grazer SUB, ab 27.3. im Wiener B72.

Bild(er) © Phonotron
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