Heavyweight Sound

An der DJ- und Producer-Crew Wax Wreckaz kam man in den letzten Jahren kaum vorbei, wenn man ein offenes Ohr für (Hip Hop-beeinflusste) Bass-Music und ein ebensolches Auge für die österreichische Szene hat. Wir haben sie interviewt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Die österreichische Bass Music-Szene ist winzig. Natürlich: In Wien gibt es ein paar Veranstaltungen und etablierte Produzenten, aber schaut man weiter nach Westen, wird die Decke mehr als dünn. Umso ungewöhnlicher, dass gerade eine alteingesessene DJ- und Producer-Crew aus Innsbruck vor gut zwei Jahren einen internationalen Club-Hit landete, der es in die Serato-Crates von Leuten wie Diplo, DJ Vadim, Munchi oder Mixpak Records geschafft hat: Wax Wreckaz’ „High Grade“ ist eine Reggae-angehauchte Hymne, in der der schwedische Gast-Sänger Million Stylez von seiner Liebe zu einer gewissen grünen Pflanze singt.

Der Track kam auf Jeffree’s (einem Sub-Label von Mad Decent) raus, sein YouTube-Clip ging um die Welt und ein uns allen bestens bekannter US-Rapstar mit einer ähnlichen Affinität zu besagtem Grünzeug fand den Beat so gut, dass er ihn lizensierte und seinen eigenen Track darauf zimmerte. Dieser wartet immer noch auf seine Veröffentlichung, doch dazu weiter unten mehr.

Im Moment freuen sich die Wreckaz über den Release einer neuen Single, die wieder sehr international klingt, direkt in’s Ohr geht und erneut mit einem selten freshen Video aufwarten kann. "Heavyweight Sound" featured die Londoner Drum’n’Bass und HipHop-Legende Dynamite MC und kombiniert seinen UK-Flavour geschickt mit Twerk- und Trap-Elementen, ohne dabei auf einen 08/15 Drop oder andere Peinlichkeiten zu setzen.

Der Track mit dem Hinweis auf die baldige Veröffentlichung auf dem Münchner Crispy Crust-Label (Drunken Masters, Dan Gerous) in meinem Postfach war Grund genug, den frisch verheirateten DJ Busy Fingaz in Innsbruck anzurufen, an um mit ihm über die bisherige Laufbahn der Wreckaz zu sprechen.

Gib uns eine kurze Einführung: Wer sind Wax Wreckaz und gibt’s eine Anekdote zu eurer Gründung?

Wir sind eine klassische Boyband bestehend aus vier Personen: Busy, Sensay, Juwee und Fu. Wir haben uns um 99/00 herum an einer Schule für Grafik-Design in Innsbruck getroffen, feierten den gleichen Sound, gingen auf die gleichen Parties und der Rest ist Geschichte. Der Name stammt aus einer Siebdruck-Stunde. Wir haben Shirts produziert und Nerds wie wir damals waren, haben wir uns eine Explosionszeichnung aus einer Betriebsanleitung eines Technics-Plattenspieler per Siebdruck auf unsere Shirts gedruckt und damit auch noch etwas dabei stand, brauchte das Kind einen Namen: man kombinierte "Wax" – also Vinyl – und "wreck" – etwas abzureissen, im positiven Sinne –, dann noch ein cooles "Z" ans Ende wie es damals üblich war und zack: man hat einen Crew-Namen mit seeeehr viel Potenzial zur Unaussprechlichkeit für den Durchschnittsmenschen im Alpenraum und vielen Rechtschreibfehlern auf Flyern.

Wie sieht bei euch die Arbeitsteilung aus? Oder machen alle alles?

Als wir mit der Hip Hop-Kultur im Allgemeinen in Berührung kamen, haben wir uns in den diversen Disziplinen versucht. Es wurde gemalt, gerappt, produziert und aufgelegt. Drei von uns – Busy, Juwee & Fu – waren von damaligen Videos von Roc Raida, Cut Killer und anderen Turntablism-Größen so angefixt, dass es zuallererst mal nur ums Auflegen ging.

Sensay – Sohn eines Operndirigenten und einer Sängerin – kam aus einem absolut musikalischen Haus, inklusive klassischer Musikausbildung. Somit lag ihm Singen, Rappen und das Produzieren sehr nah. Bei Gigs waren wir immer wie ein Soundsystem unterwegs: drei DJs spielten auf vier Plattenspielern und zwei Mixern, Sensay hostete, rappte, sang oder spielte mit einem Mini-Moog live dazu. I

m Laufe der Jahre konzentrierte sich Sensay immer mehr auf Songwriting und Produktion. Er hat mittlerweile für internationale Acts aus dem Rap-, Reggae- und auch Pop-Biz gearbeitet, die restlichen Crew-Mitglieder begannen nachzuziehen in Sachen Produktion. Heute sieht die Arbeitsaufteilung so aus, dass Songideen im Kollektiv entstehen, Layouts hin und her geschickt werden und man sich zum Feinschliff entweder in Wien oder in Innsbruck trifft.

Was würdest du als die drei wichtigsten Meilensteine in eurer bisherigen Laufbahn bezeichnen?

Bei Swarovski Ferialarbeiten zu gehen, um mit Fließbandarbeit das Geld für das erste Plattenspielerset zusammenzukratzen, unser Release auf Diplos Mad Decent Sub-Label Jeffree’s und der aktuellste Meilenstein: der Release unserer neuen Nummer „Heavyweight Sound“ mit einem unserer all-time-favourite Vokalisten, Dynamite MC!

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...