Einmal ohne Bühne, bitte!

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Oliver und Claudia vom Kiez.

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Wenn man die Burggasse, nähe Gürtel, entlang spaziert, geht man an einer Peepshow, einem Puff und an diversen Wirtshäusern vorbei. Seit Neuestem wird man aber unterwegs von einer rosanen Plakette mit der Aufschrift Kiez geblendet. Das Kiez ist sozusagen, Wiens kleinster Live-Club. Denn schon bei 30-40 Leuten geht es mit dem Kuscheln los.

Was eigentlich wie eine Cocktail Bar aussah, entpuppte sich als nette, kleine Bar mit einer großartigen Auswahl an Bieren und Livemusik. Hier finden Singer-Songwriter, Indie-Rocker und Electronic Artists ein Zuhause. Auch ohne Bühne. Dafür mit viel Charme. Ist ja immerhin auch ein Mutter-Sohn Familienbetrieb. Worum es dem Kiez aber wirklich geht, haben uns Claudia und Oliver erklärt.

Was ist denn das Kiez?

O: Seit neuerdings der kleinste Live-Club Wiens. So werden wir genannt. Mit Live Musik jeden Freitag und jetzt nehmen wir oft schon Donnerstage und Samstage dazu. Wie wir uns eigentlich auch nie genannt haben und aber inzwischen genannt werden: Cocktailbar.

Wieso nennt sich ein Lokal in Wien Kiez?

C: In den ersten Wochen, beim Einrichten, haben wir rund um unser Lokal, in der Burggasse, viel Merkwürdiges beobachtet. Wir haben auch einige Zeit in Berlin gewohnt, wo Kiez ja quasi das Grätzl ist. Und hier sind wir in ein ganz schräges aber nettes Grätzl hineingekommen. Dann haben wir es einfach Kiez genannt.

Ein weiteres Lokal in der Burggasse. Startet man bei Eröffnung dann einen Krieg mit den ganzen anderen Lokalen hier?

O: Ganz im Gegenteil. Wir sind für die Nachbarn hier quasi das zweite Wohnzimmer.

C: Wir haben keinen Konkurrenzgedanken, wir kooperieren mit unserer Nachbarschaft. Mit unseren unmittelbaren Nachbarn verstehen wir uns super, schicken uns gegenseitig Gäste und helfen uns aus. Außerdem stehen wir uns ja nicht im Weg. Neben uns ist ein Restaurant, dann dort ein Wirt und hier eine Peepshow. Und wir sind halt eben eine Bar.

Wenn man euch im Internet sucht, findet man zuerst grelle Fotos, viel Rosa und halb nackte Tänzerinnen. Beim zweiten Blick stößt man auf Veranstaltungen wie Rotlicht-Party oder Gentlemen’s Club. Ihr wirkt also nicht wie der typische Platz, wo Singer-Songwriter und Indie-Rock Bands ein Zuhause finden.

C: Diese Mottoparties veranstalten wir nicht mehr. Wir wollten eigentlich von Anfang an den Schwerpunkt auf Musik und Kunst legen. Nur das ging eben nicht von heute auf morgen. Zwischenzeitlich haben wir einfach Parties gefeiert und denen immer ein Motto gegeben. Mittlerweile hat die Musik das aber abgelöst und wir sind die Parties losgeworden.

O: Ehrlich gesagt haben wir anfangs auch damit gespielt, dass wir mit dem Kiez in Hamburg verwechselt wurden. Wir sind ja hier quasi auch in einem kleinen Rotlichtmilieu. Und die falschen Vermutungen der Leute haben wir dann selbstironisch aufgegriffen.

C: Wo wir wieder beim Thema der Nachbarschaftszusammenarbeit wären. Wir hatten dann Tänzerinnen, bekleidet versteht sich, von gegenüber und haben eine Rotlichtparty veranstaltet. Aber generell ist zu sagen, wir nehmen uns selbst nicht allzu ernst. Die Parties jedoch sind nun Geschichte.

Wieso spezialisiert ihr euch jetzt auf Musik? Was ist euer Draht dazu?

C: Ich bin weder besonders musikalisch noch singe ich selber oder habe irgendwelche Ambitionen. Ich habe einfach eine echte Schwäche für Musik und Sänger. Und die Idee, eine Plattform für Künstler und Musiker zu sein, diese Idee hatte ich schon sehr lange. Das ist natürlich kein neues Konzept, aber in Wien trotzdem sehr spannend, weil es meiner Meinung nach noch zu wenig Orte gibt, die diesen Gedanken vertreten. Das ist einfach eine Herzensangelegenheit.

O: Inzwischen kommen sogar Bands zu uns, die auf Europatour sind. Letztens hatten wir Lucida Labrador aus Großbritannien, Himalayan Dalai Lama aus Tschechien hier. In den nächsten Monaten kommen zum Beispiel noch Seeking a Drop aus Berlin oder A Lazy Cat aus Italien zu uns. Letztens hatten wir sogar eine Anfrage aus Südafrika. Ich weiß nicht, woher diese ganzen Anfragen kommen. Wir haben ja nicht mal eine Bühne.

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