Angles

Back to the roots, dachten sich die New Yorker Garagen-Rocker bei diesem Album wohl. Nach fünf Jahren Schaffenspause hat die personifizierte Coolness schwer nachgelassen.

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Der erste Song der Platte ist lustig-locker und geht sofort ins Ohr. Supercoole Langziehtöne klappen hier ebenso gut wie die dröhnend garagigen Gitarren. Auch mit der zweiten Nummer ist noch nichts alles verloren. Die erste Single „Under Cover of Darkness“ hat zwar bereits im Vorfeld nicht wirklich für euphorische Erwartungsshaltungen gegenüber dem Album gesorgt, ist aber nach einiger Eingewöhnungsphase ganz in Ordnung. Ab „Two Kinds Of Happiness“ beginnen die New Yorker zu enttäuschen. Die in besseren Zeiten saugut hingerockten Gitarrenparts und Julian Casablancas‘ leiernde Stimme, die einfach immer so nach Indie-Frisur und Sonnenbrille klingt, muten anfangs nur etwas unentschlossen an. Es bleibt die Hoffnung, dass sich die nervtötende Atmosphäre, mit der die Nummer daherkommt nur auf diesen einen Titel beschränkt. Leider ist es aber der Anfang einer Reihe von uninspirierten Songs. Von Track zu Track verfällt man mehr dem Eindruck, dass man es hier mit einer sehr verwirrten Ausgabe der Strokes zu tun hat. Ein Chaos aus angerissenen Stilrichtungen, wird dem Hörer um die Ohren gehauen als wäre alles schon egal.

Kein Song auf dem Album lässt einen bereits beim ersten Mal Anhören den Gedanken im Kopf explodieren: Das muss ich noch einmal hören! Das konnten Strokes-Songs wie „Heart In A Cage“ oder ihr Hit „The End Has No End.“ Auf Angles kann das kein einziger Song. „Metabolism“ und „You‘re So Right“ sind akustische Weltuntergansszenarien, was wohl experimentell interessant sein sollte, aber vor allem unangenehm anzuhören ist.

Das Tolle an den Strokes war immer, dass sie einem hundertmal den gleichen Song verkaufen konnten, immer mit einem anderen Titel und leichten Innovationen und trotzdem waren sie noch die heiß geliebte Garagen-Band, deren Alben man durchlaufen lassen konnte.

Die Strokes waren immer eine Brücke zwischen hobbymäßigen Musikliebhabern und absoluten fanatischen Musiknerds. Bei ihren Songs trafen sich die verschiedensten Ansprüche. Wen auch immer Angles jetzt glücklich machen soll, der kann vorher kein Strokes-Fan gewesen sein, denn sonst wäre er jetzt enttäuscht.

Was ist schiefgelaufen? Vielleicht hat sich die Band über die Jahre selbst verbraucht und zu viel von sich in die Musik gesteckt, dass noch etwas für dieses Album übrig blieb. Möglicherweise ist auch das Ablaufdatum für Retro Rock erreicht und es braucht einfach frischere Ideen um sich in der Popszene von heute dauerhaft durchzusetzen. Zwar gibt es Bands, die dreizehn Jahre lang dasselbe tun können und trotzdem genial sind, aber ist es denn wirklich wünschenswert über ein Jahrzehnt hinweg nicht über sich selbst hinaus zu wachsen?

Fünf Jahre hat es gedauert, bis sich die Strokes zu einer neuen Platte hinreißen lassen konnten. Jetzt versteht man, warum Bandkopf Julian Casablancas zwischendruch ein Soloalbum eingelegt hat. Das Bandgefüge funktioniert nicht wie früher.

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