Es ist 2015 und die Welt erwartet Marty McFlys Ankunft. Sizarr machen es umgekehrt und lösen ihr One-Way-Ticket in die 80er.
Immer wieder dieselbe Leier, tagtäglich aufs Neue erlebbar: Eine Indieband aus der Provinz mit sehr gutem Debüt, dazugehörigem Hype und Echo-Nominierung geht in die Großstadt. Dort verliert sie sich zwischen persönlichen Zores und falschen Ansprüchen.
Die immer noch jungen Sizarr unterlaufen das elegant, alle drei zogen in unterschiedliche Städte. Nicht nur deshalb ist "Nurture" das genaue Gegenteil vom sprichwörtlichen schwachen zweiten Album und die Sizarr schon immer bescheinigte Aussicht auf die Weltbühne wird noch ein Stückchen klarer.
Old New Hot Shit
Während das Debüt noch gut zum damals heißesten Scheiß – vor allem Alt-J und Django Django – gepasst hat, geht es nun doch einen großen Schritt zurück in die 80er. Als pränatale musikalische Spurensucher pendeln Sizarr nun zwischen großen, wavigen Pophymnen (etwa "Clam" oder "I May Have Lied to You") und verwundbaren E-Piano-Elegien für junge Liebende ("Untitled") und werden dabei zu Epigonen der Indie-Heroen von vor 30 Jahren.
Melodien und Harmonien lehnen sich da gerne an The Cures "Disintegration" und allgemein an The Smiths an, mit einem Auge schielt auch noch The Police hinter den sanften Synthiebergen hervor. Sänger Fabian Altstötter klingt dazu noch nach einem gutem Mix aus Jonathan Meiburg (Shearwater) und Zach Condon (Beirut). Gute Voraussetzungen schon mal. Dann sind auch noch nahezu sämtliche Refrains auf Indie-Hit getrimmt und die Tanzbarkeit – mal wild, mal mild – wird zum höchsten Gut erhoben. Auch deshalb fühlt sich "Nurture" nach gutem altem Freund an, schon nach wenigen Durchgängen ist man vollends damit vertraut.
Überhaupt dieser Titel, "Nurture". Ausgehend von der Erziehung geht’s lyrisch dann doch wieder einmal um die großen Fragen der Existenz, dem Konflikt mit der "nature" inklusive. Alles schlüssig. Gestelzt kommt dabei nur der zwanghaft anmutende Versuch rüber, "Einsamkeit" und "Zweisamkeit" in den englischen Wortschatz zu integrieren, die sind eben noch längst keine "angst", "gemutlichkeit" und "weltschmerz".
Das zweite Album "Nurture" von Sizarr erscheint am 27. Feber via Four Artists.