Wenn Sommer ist und man keinen Bock auf Foucault, Zizek oder Ayn Rand hat, helfen einem Emojis dabei, sie nicht wirklich lesen zu müssen.
Zeichen für die Kunst setzen
Wer braucht schon noch hoch-komplexen Art-talk, wenn jeder weiß, dass ein Ohr für Van Gogh steht, ein Klo für Duchamp und ein Sonnenaufgang für Turner. Ist doch ganz easy. Munch hat seinen Schrei bekommen, Beuys seinen Haufen Shit und Frida Kahlo ihre...ähm...Wassermelone. Naja, in der Kunst gibt es ja auch immer einen gewissen interpretatorischen Freiraum.
Zeichensprache
Ingeborg Bachmann raucht erst mal gemütlich eine als ihr Käfer Kafka plötzlich über die Schulter klettert und Thomas Bernhard zu jelinkschen Klavierklängen eine Wortbombe zündet, worauhin sie zu Jack Keruac ins Auto springt, um sich on the road zu Tom Wolfe nach Amerika zu begeben. Macht doch alles Sinn und jede 1000-seitige Literaturgeschichte irgendwie überflüssig.
In Zeichen denken
Phänomenologie der vereinfachenden Verbildlichung – Durch assoziative Denkvorgänge können Gott und die Welt sinnlicher und emotionaler wahrgenommen werden, wodurch ein neueres und bunteres Weltbild suggeriert wird, das sich anschließend in einer Spiegelung des Selbst im Bild auflöst und uns so mit nichts als der blanken Realität zurücklässt.
Emotional director
Ein Buch, dass nur aus Emojis besteht gibt es ja schon – da ist eine Verfilmung mehr als naheliegend. Wer Regie führen wird ist noch nicht fix, Wes Anderson hat aber bestimmt schon ein emotional stark aufgeladenes Konzept am Schreibtisch liegen.
Let's talk about architecture
Der Bereich emotionaler Zeichenarchitektur steckt noch in den Kinderschuhen. Wer sich hier emotional verausgaben möchte, ist gern dazu eingeladen. Vorschläge, Geistesblitze und emotionale Höhenflüge bitte auf Facebook mit uns und der Welt teilen.
Wer öfter philsophische Debatten über Whats-App austrägt, der hat es Zukunft einfacher – jedem wichtigen Kopf der Kunstwelt sein Emoji – so sieht der aktuelle Auftrag der Facebook-Bildungselite aus.
Den Startschuss hat – so scheint es – Nils Markwardt vor drei Tagen über Twitter abgefeuert – das Ganze hat sich dann aber recht schnell verselbstständigt. Über Twitter und Facebook wurden seither Emojis und Emoji-Kombis für Politiker, Komponisten, Literaten, politische Theoretiker und alles gesammelt, was ein gut bürgerliches Hirn eben so ausmacht.
Was Hochkultur definiert, ist ja öfters schon überdacht worden. Sie irgendwie mit der Schriftlichkeit einer Gesellschaft in Verbindung zu bringen, ist wegen mehrerer Gründe definitiv überholt. Was zählt, ist, wie die geistigen Schätze unserer Gesellschaft erhalten und überliefert werden. Und das werden sie, wie die nächsten Bilder, beweisen.
Selten zuvor ist wohl während einer einzigen Facebook-Konversation so viel an kulturell hochwertigem Name-Dropping betrieben worden, was das Bildungsbürgertum in eine neue Era des intellektuellen Austauschs führt. Wir danken deshalb den Emojis, die uns in gegenseitiger Übereinkunft den Schlüssel zum Bildungstalk in die Hand gegeben haben – Peter Handke war ein Pilzkopf, Duchamp hatte chronischen Durchfall und Judith Butler wohnt am Ende des Regenbogens. Oder so ähnlich.
Vorschläge, Geistesblitze und emotionale Höhenflüge bitte auf Facebook, Twitter (Nils Markwardt hat sicher einen Retweet übrig und uns das Ganze ja eingebrockt) und der Welt teilen.