Farewell Dear Ghost sind für knapp eine Woche in China unterwegs gewesen und haben sich durch etliche Zeitzonen und schlaflose Nächte musiziert.
29.04. / 9,5 Stunden Flug, sechs Zeitzonen, ohne Schlaf über 8000 km ans andere Ende der Welt (© Felix Dicketmüller)
An unserem einzigen richtigen day off geht’s mit dem persönlichen Reisebus direkt vom Flughafen auf die große Mauer. Wir stellen fest, dass wir mit Schlafentzug die besseren Sportler sind und feiern uns erst mal selbst.
29.04. - Sightseeing-Posing (© Felix Dicketmüller)
Die zweite Station unserer "Best of Sehenswürdigkeiten"-Tour ist ein gemütlicher Spaziergang über den "Seelenweg" in Richtung der 13 Ming-Gräber; viel Symbolik, eine steinerne Ehrengarde und ein erster Müdigkeitseinbruch.
29.04. - Tor des himmlischen Friedens (© Felix Dicketmüller)
Wir sind mittlerweile 26 Stunden wach. Die Polizei und das Militär haben den Tian'anmen-Platz bereits abgsperrt und dulden auch kaum Fotos aus der Entfernung. Nach einem eigenen Security-Check stehen wir dann vor dem Eingang zur Verbotenen Stadt und erweisen anstandshalber dem überlebensgroßen Mao-Gemälde unsere Ehre. Vernünftige Bandposen sind nicht mehr drin, ausserdem haben es die Securitys nicht gerne, wenn man hier länger als zehn Sekunden stehen bleibt.
29.04. - Verbotene Stadt (© Felix Dicketmüller)
Die Füße sind schwer, der Kopf will auch nicht mehr so richtig und trotzdem flasht uns die verbotene Stadt ungemein. Wir perfektionieren ausserdem die Kunst des Selfie-Stick-Selfie-Photobombings.
29.04. - 1,5 Tage wach (© Felix Dicketmüller)
Ein letzter Spaziergang durch die Nachbarschaft nach 30 Stunden ohne Schlaf. Das Bier ist wunderbar leicht, die Suppe danach unglaublich scharf und die Hotelpatschen erstaunlich gemütlich.
30.04. - Larven und Bienen (© Alex Hackl)
"What the f*** is that?", fragen wir höflich unseren Gastgeber. "Larven und Bienen, müsst ihr unbedingt probieren!" Bassist Philipp Prückl versucht sich mit dem aktuellen Bienensterben aus der Affäre zu ziehen, das geht ihm allerdings nicht durch. Gitarrist Alexander Hackl fasst sich als erster ein Herz: Augen zu und durch. Und siehe da, es schmeckt! Wie eine Mischung aus Pommes und Chips. Binnen kürzester Zeit räumt die ausgehungerte Band den Teller leer.
30.04. - SOTX Showcase, Yugong Yishan Club, Beijing (© Philipp Szalay)
Wir wissen nicht, was passiert. Das Publikum hier feiert uns vom ersten Ton an als wären wir die Headliner. Wir lassen uns nicht lange bitten und feiern extrem mit.
01.05. - Warten auf den Flug nach Nanjing, Airport Beijing (© Philipp Szalay)
Bassist Philipp Prückl wartet auf den Abflug in das 1000 km entfernte Nanjing. Dieser zweite Tag der Tour bringt einen ersten Vorgeschmack auf die Routine, die uns bevorsteht: Hotel – Taxi – Flughafen – Taxi – Konzert – Taxi – Hotel.
01.05. - Who wants to sleep in a city that never wakes up? (© Andreas Födinger)
Gitarrist Alexander Hackl ist nach dem großartigen Tourauftakt in Peking so euphorisiert, dass er die Nacht nach dem Konzert aufs Schlafen verzichtet und barfuß die Stadt erkundet. Der klapprige Flugzeugsitz vom Vordermann wird nach durchzechter Nacht zum himmlischen Wolkenbett.
01.05. - It’s showtime, Nanjing (© Felix Dicketmüller)
Gitarrist Alexander Hackl raucht die letzte Kaugummizigarette vor unserem Konzert in Nanjing. Die Kombination aus Trenchcoat und blonden Locken macht ihn im Verlauf der Tour zu einem begehrten Fotoobjekt.
01.05. - Aftershow, Nanjing (© Philipp Szalay)
Dieses Bild entstand nach unserem zweiten Konzert in der Secco-Bar in Nanjing. Am ramponierten Schlagzeug ist deutlich erkennbar, dass hier bis vor wenigen Minuten eine Rockband ihre Arbeit verrichtete.
02.05. - Out of bed, Bahnhof Shanghai (© Philipp Prückl)
Der weiße Hochgeschwindigkeitszug bringt uns mit 300 km/h von Nanjing nach Shanghai. Je länger die Tour dauert, desto stärker macht sich der ständige Schlafentzug bemerkbar. Wir nutzten mittlerweile jedes Verkehrsmittel als Bett. Alex wurde durch die Ankunft in Shanghai unsanft geweckt, dementsprechend begeistert steigt er aus dem Zug aus.
02.05. - Columbo in town, Shanghai (© Philipp Szalay)
Blonde Locken, blaue Augen und größer als der Rest – Attraktion der Stadt. Aber auch die restliche Band genießt mittlerweile einen Ehrenplatz in etlichen chinesischen Familienalben.
02.05. - Prückl Beatz, Shanghai Yuyintang (© Philipp Szalay)
Natürlich ging es uns in China nicht nur um den Exzess und ums Bechern. Vor jeder Show wurde fleißig gecheckt, Prückl voran. Deshalb war auch unser Tonmann "die Mischmaschine" Felix mit dabei.
02.05. - „Was passiert?“, Shanghai Yuyintang (© Philipp Szalay)
Peking war der Wahnsinn, ja. Aber was hier in Shanghai trotz kleinerem Club passiert ist, können wir schwer in zwei Sätze packen. Födinger hat’s im FM4-Blog so formuliert: "Der Bär steppte nicht, er schlug Salti, warf Feuerlöscher durch den explodierenden Raum, fuhr 90 km/h mit einem klapprigen, chinesischen Elektro-Bike."
02.05. - Nach dem Gig, Shanghai Yuyintang (© Felix Dicketmüller)
Nicht nur Locals sondern auch einige amerikanische Studentinnen stürmten nach dem Konzert in unsere Richtung. Die Chinesinnen sind aber überraschend direkt. Nicht nur einmal wurden wir um Küsse gebeten.
02.05. - Aftershow-Animation, Shanghai Yuyintang (© Philipp Szalay)
Födinger schreit mit einem Flügerl in der Hand zu seinen Lieblingssongs von The Killers und Hackl kümmert sich um die fulminante Lichtshow. Ob wir das Konzert, die Fans oder uns selber feiern, wird nicht verraten.
03.05. - Insania in Shanghai, am Bund (© Alex Hackl)
Durch diverse Vodka-Mischgetränke und schreiende Fans angeheizt, ziehen Szalay und Hackl die ganze Nacht durch die Stadt. In Großraum-Schnöseldiscos und KTV-Burgen wird randaliert, bis sie der Sonnenaufgang am Bund wieder beruhigt. Zumindest in dieser Nacht fühlen wir uns wie Rockstars. Kleine vielleicht, aber immerhin.
03.05. - Kamikaze, Shanghai (© Philipp Szalay)
Wieder geht’s mit dem Taxi zum Bahnhof. Wer schon einmal mit einem chinesischen Taxi gefahren ist, weiß, dass manch sanfter Geist um sein Leben fürchten könnte.
03.05. - Business as usual, Wuhan (© Alex Hackl)
Szalay telefoniert in Wuhan mit österreichischen Reportern, damit auch unsere Omas, die es selten auf die FM4-Homepage verschlägt, aus den Lokalzeitungen erfahren, wie es uns ergeht. Leider nicht im Bild: das wunderschöne Titanic-Mosaik im Badezimmer.
03.05. - Wuhan und das wahre China (© Philipp Szalay)
Warum gibt es so was nicht bei uns? Du gehst nach dem Konzert aus dem Club und entdeckst unzählige Streetfood-Stände, die nur dort stehen, um den hungrigen Konzertbesucher zu verwöhnen.
04.05. - Eskapismus, Xiao Yang Kou
Was an diesem Abend passiert ist, wissen wir selber nicht. Alkohol wird wohl im Spiel gewesen sein, anders lässt es sich nicht erklären, dass Födinger vor Chinesen kniet, in der Bar am Flügel das komplette Beatles-Œuvre von sich grölt und Hackl am nächsten Tag mit einem blauen Fleck von der Größe einer Mango aufwacht.
05.05. - Savoir-vivre, Pt. I (© Philipp Szalay)
Bassist Philipp Prückl und Schlagzeuger Andreas Födinger genießen den Sommertag am Pool. Nach den smog-verhangenen Tagen in den chinesischen Großstädten eine Wohltat, Andreas’ Gesicht strahlt die pure Glückseligkeit aus.
05.05. - Savoir-vivre, Pt. II (© Felix Dicketmüller)
Nach getaner Arbeit erholt sich Sänger Philipp Szalay in der Badewanne von den Strapazen einer einwöchigen China-Tournee. Glück kann doch so einfach sein.
8000 Kilometer von Zuhause entfernt lebt es sich wohl ungehemmter, intensiver. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man das Tourtagebuch von Farewell Dear Ghost durchsieht. Die Grazer Indie-Rocker fanden in China aber dennoch die Zeit, neben Schlafentzug, tagtäglichem Eskapismus und mehreren Auftritten in Shanghai und Co für eine "Best of Sehenwürdigkeiten"-Tour inklusive Selfies in der Verbotenen Stadt, Ming-Gräber und Bienen-Snacks.