Die anderen Helden des Rap

EM- und WM-Raportagen, Kooperationen mit Orchester und Blaskapelle – was erwartet uns nach diesen Experimenten auf dem siebten Blumentopf-Album? Die Antwort der fünf Münchner lautet schlicht und ergreifend: alte Stärken.

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Was als reine Selbstwiederholung langweilig sein kann, ist hier durchaus positiv gemeint. Blumentopf wissen, wer sie sind: die Jungs aus’m Reihenhaus, die Anti-Helden des Rap.

Auf „Nieder mit der GbR“ erzählen sie mit den gewohnten Wortspielereien und Anspielungen Geschichten, die das Leben schreibt. Das Spektrum reicht von selbstironischen Stimmungsmachern über kritische Kommentare zum Status Quo der Gesellschaft bis hin zu persönlichen Selbstreflexionen („Problem mit Ich“). Die Zeilen sind manchmal harmlos-banal – oder ganze Songs wie „Schwarzes Gold“, dafür gedropped über exzellenten Beats. Die meisten davon stammen von DJ Sepalot. Mit einem besonderen Händchen für Melodie- und Basslinien greift er in den Samplekasten der alten Blumentopf-Schule: groovender Funk, lässiger Soul, Klavier und ein paar Streicher für die Dramatik, schlau platzierte Vocal-Samples und Scratches.

The Gap hat im Interview mit Roger Manglus und Florian "Schu" Schuster über das neue Album, ihr Standing in der deutschen Hip Hop-Szene und die Kollabo mit Günther Sigl, Sänger der Spider Murphy Gang und Münchner Urgestein, gesprochen. Wobei – Urgesteine sind Blumentopf ja inzwischen selbst.

The Gap: Im Vergleich zum letzten Album "WIR" klingt das neue, "Nieder mit der GbR", wieder klassischer, mit Funk- und Soul-Samples und mehr Scratches. Wie kam es dazu?

Schu: Wir hatten einfach Bock drauf. Beim letzten Album wollten wir nach „Musikmaschine“, auf dem wir richtig viel rumexperimentiert und selber Instrumente gespielt haben, wieder ein Samples-Album machen. Da war es total wichtig, dass wir einen Sound haben. Geeinigt haben wir uns dann auf diesen Gitarren-Sound, gesampelte Gitarren und Drum-Loops, also war da schon eine gewisse Sample-Charakteristik. Beim neuen Album haben wir uns im Vorfeld eigentlich gar nicht groß Gedanken gemacht, sondern einfach mal gemacht. Heraus kam der Sound, bei dem wir eigentlich zu Hause sind.

Ich frag euch jetzt nicht, Blumentopf, aber "Nieder mit der GbR", wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Roger: Wir haben vor der letzten Platte Label gewechselt und sind zur EMI gegangen. Da haben wir uns auch ein Management gesucht, zum ersten Mal. Wir haben davor alles selber gemacht. Vielleicht muss man das erklären: es gibt die Blumentopf GbR, wir sind auch eine Firma. Da gab es die ganze Vertragsscheiße und dies und das zu regeln. Das hat im Studio manchmal wirklich Nerven gekostet, weil wir so viele Leute sind, und weil du natürlich auch keinen Fehler machen willst.

Wenn du ins Studio gegangen bist, hast du dich auf Diskussionen eingestellt und die gingen nie um Musik. Zu dieser Platte haben wir gesagt: Lasst uns aufhören mit diesen Diskussionen, wenn wir im Studio sind. Wir müssen die Sachen natürlich regeln, sonst läuft da gar nichts. Aber lasst uns Musik machen, denn es ist echt wertvolle Zeit, wenn wir uns alle treffen. Also darf an dem Abend keiner seinen Laptop aufklappen oder mir irgendwelche Papiere unter die Nase halten: Roger, hier, musst du noch unterschreiben für die Sparkasse. Ich hasse diesen Teil der Arbeit sowieso. Ich bin einfach der Typ, der sich mit Papierkram nicht auseinandersetzt, sondern eine große Schublade hat, für die er später einen Fachmann bezahle, der sagt, was man da machen kann. Deshalb nieder mit der GbR, nieder mit ihr! Verbrennt sie!

Trotzdem habt ihr euch auf dem Album mit Geld beschäftigt…

R: Ich beschäftige mich persönlich auch mit Geld. Also ich gebe es aus.

S: Ich verdiene es Gott sei Dank auch.

Aber die Finanzkrise hat euch anscheinend beschäftigt, als GbR und privat.

S: Um die Finanzkrise in dem Sinne geht es gar nicht. Wir haben ein Lied gemacht, das "Eurovision" heißt, in dem wir unseren Euro personifizieren und erzählen, was er mit uns und generell erlebt. Also dass er in Camouflage durch Afghanistan robbt, das will ich nicht und das hab ich mir nicht ausgesucht, aber das tut er nun mal leider. Jeder Euro tut das, der als Steuergeld irgendwo abgegeben wird, zum Teil. Genauso schmilzt der Euro und tropft als Stracciatella von der Isar-Brücke. Das hat mit der Eurokrise wenig zu tun, außer, dass bei uns noch ein bisschen was da ist, das schmelzen kann, was ganz gut ist. Es ist kein Lied über die Eurokrise, sondern es ist ein Lied über den Euro und in heutigen Zeiten sind Lieder über Euros auf jeden Fall auch Lieder über die Krise. Klar, vor sechs Jahren hätte das Lied ein bisschen anders geklungen. Um die Krise kommst du nicht rum.

Der Ton bei euren Songs ist ziemlich unterschiedlich: kritisch wie bei "Alles im Lot", ernst auf persönlicher Ebene oder positiv im Party-Modus. Kommt je eine Stimmung von einem von euch oder wechselt ihr alle die Register?

S: Wir haben das Glück, dass wir nicht alle fünf ein halbes Jahr lang nur nachdenklich sind und ein halbes Jahr lang nur kritisch. Das Album spiegelt ja immer eine gewisse Zeit unseres künstlerischen Schaffens wider, wenn man das so sagen will. Wie alle willst du manchmal Party feiern, mal denkst du über dich selbst nach, mal denkst du über die Gesellschaft nach, mal willst du gar nicht nachdenken, sondern nur machen. Das findet sich alles auf so einem Album wieder. Wir machen ja keine Konzeptalben, z.B. über die Liebe. Und dann schreiben wir zwölf Songs über Liebe und alle freuen sich, weil man vorn ein Herz draufpappen und sagen kann: Das ist das Liebes-Album. So ist es bei uns nicht. Wir machen einfach Musik über uns und über die Zeit, in der wir leben.

R: Wir sind vier unterschiedliche Rapper oder Schreiber. Da ist es schon immer so gewesen, dass sich ein Solo-Lied von Schu komplett von meinem unterscheiden würde. Es gab schon Lieder, wodurch pro und contra auf der gleichen Platte waren. Ein bekannteres Beispiel ist auf „Eins A“. Wunder kifft nicht, raucht nicht, gar nichts und hat ein Lied gegen dieses Kiffer-Image gemacht. Auf der gleichen Platte war mit "Reihenhaus" auch ein Kiff-Part drauf. Uns hat schon immer ausgemacht, dass wir eine Band sind, aber jeder auch er selbst ist, in dieser Band.

S: Wir sind keine Boyband, in der klar ist, der eine ist der Melancholisch-Verträumte, der Andere der Party-Typ und der Dritte der Kritische. Nein, das wechselt sich ab. Wär aber schon lustig…

R: (lacht) Wenn ich jetzt feststellen würde, das ist doch so, das wär ein Traum.

S: Ja, genau: Der macht immer diese dummen Sachen. Der macht immer das mit dem Hände-sehen.


Bleiben wir bei den Texten: "3/4" klingt, als wärt ihr manchmal ziemlich angenervt von München.

R: Echt? Das find ich gar nicht.

S: Okay, mein Part ist schon sehr kritisch, mit den Vollpfosten, die im Viertel feiern. Die kommen aber alle von außerhalb.

R: Wir wollten München von einer anderen Seite zeigen, also von drei Seiten. Wir wollten das Schicki Micki-Flair ein bisschen raushalten. Bei Schu ist es dann doch drin. Meiner ist der Untergiesing-Part, er hat den Glockenbach-Part und dafür, dass sie im Zentrum gar nicht so weit auseinander liegen, ist der Gegensatz zwischen den beiden schon krass. Für mich war es auch witzig, die anderen Parts zu hören, vor allem mit Schus Part. Ich verbring die Hälfte meiner Zeit dort, weil unser Studio in der Nähe ist und es stimmt einfach alles. Wenn man da unterwegs ist und den Part auf den Kopfhörern hat, merkt man, das ist gar nicht groß übertrieben. Die "3/4"-Parts bringen es schon auf den Punkt. Aber wir mögen München sehr. Wir könnten ja wegziehen.

S: Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass wir mit "München Nord" auch so einen Wir-feiern-unsere-Nachbarschaft-Track gemacht haben. Das war 1996 und hat echt Spaß gemacht. Wir schauen auf Dinge immer kritisch und ein bisschen genauer, und sehen beide Seiten. Aber was ist wertend an einer Zeile wie "In meinem Viertel siehst du Kreative arbeiten, an 27-Zoll-iMacs hinter Glasscheiben"? Du hast ein Bild im Kopf und wie du mit dem Bild umgehst, was es für dich bedeutet, liegt an dir. Dann kann man sagen: Schau sie dir an, die Snobs, die Penner da hinten. Oder du kannst denken: Lass uns da hinziehen.

R: Ich finde es cool, weil der Beat so ultra-rough ist und Schu rappt: "In deinem Viertel haben die Assis sich geboxt und in meinem Viertel geht mein Nachbar Gassi mit nem Mops." Das bringt es relativ gut auf den Punkt. Es ist sehr street-mäßig, also in Berlin wäre es wahrscheinlich undenkbar so eine Zeile zu machen – ungestraft. Aus der Crew wäre er draußen. (lacht)

S: Das lieben wir an München.

Man merkt eure Heimatverbundenheit: die Marsch-Samples auf dem letzten Album oder jetzt die Zusammenarbeit mit Günther Sigl von der Spider Murphy Gang. Woher kommt die? War euch das schon immer wichtig?

R: Das ergibt sich oft aus den Sachen heraus. Wunder hat auf der letzten Platte mit "Fenster zum Berg" Vergangenheitsaufarbeitung betrieben. Er war zum ersten Mal mit der Band am Meer. Die Eltern waren immer in den Bergen. Da passt so eine Marschmusik gut dazu. Seine Eltern hören das extrem. Das mit der Spider Murphy Gang hat sich daraus ergeben, dass Schu die „Skandal im Sperrbezirk“-Geschichte von Rosi weitererzählt hat, was ein riesengroßer Spider Murphy Gang-Hit war, den jeder kennt, der mal auf dem Oktoberfest gewesen ist. Den kennt eigentlich jeder, denke ich, auch Im Norden von Deutschland und hier in Österreich. Schu kam auf die Idee zu fragen: Was macht Rosi denn heute? Und wir dachten uns, wenn der Typ von der Spider Murphy Gang den Chorus singen würde, wäre das der Ritterschlag.

S: Ich würde mich auch total freuen, wenn jemand erzählt wie es dem Kommissar geht.

R: Das war unsere zweite Idee.

S: Ja, aber es ist geil, wenn das jemand aus Wien erzählt. Es passt perfekt, wenn jemand im Wiener Schmäh – vielleicht Skero, wenn er sich berufen fühlt – erzählt wie es dem Kommissar heute geht, wie der abgestürzt ist. Es ist natürlich geil, wenn so etwas einen lokalen Bezug hat. Die erste Strophe von "Rosi" mit dem Münchner Hofbräuhaus und "Ein Prosit der Gemütlichkeit" beschreibt wie es dort in der Stadt aussieht. Das würde ich mir über eine Stadt, in der ich nicht wohne, nicht herausnehmen wollen, als "zuagroaster" Tourist. Das funktioniert über die eigene Stadt tausendmal besser als über irgendeine fremde. Und bei den Blasmusik-Sachen ist es klar, dass das nur wir oder eine Band aus Bayern machen können.

R: "Hamburg, meine Perle" wäre von uns komisch.

S: Aber wir schreiben uns jetzt nicht mehr Bayern auf die Fahnen, auf keinen Fall. Wobei es natürlich unsere Heimat ist und wir uns da wohl fühlen. Da kamen auf den letzten Alben einfach zwei Zufälle zusammen, die vielleicht nach außen dieses Bild vermitteln könnten.


Für manche – nennen wir sie "konservative" – Leute aus der Hip Hop-Szene wäre so etwas wie die Zusammenarbeit mit einem Orchester und einer Blaskapelle tabu.

S: Lustig, dass für konservative Leute die Blaskapelle ein Tabu ist. Für uns aus Bayern geht das im Kopf nicht richtig zusammen. Aber du hast absolut Recht.

Gibt es für euch trotzdem ein Tabu, etwas, das ihr niemals machen würdet?

R: Keine Ahnung, das entscheide ich in dem Augenblick. Musikalisch, würde ich sagen, gibt es so gut wie keine Tabus. Ich finde man darf musikalisch eigentlich alles machen. Es sind bestimmte Textzeilen, die ich nicht sagen würde. Aber unterschiedliche Musik miteinander zu mischen, finde ich eher interessant. Das Blaskapellen-Ding wäre für mich vor vier oder fünf Jahren wahrscheinlich auch noch ein Tabu gewesen. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Und bei der Spider Murphy Gang hätte ich vor zehn Jahren gedacht: Was machen wir denn mit denen?

S: Vor allem auch: Was machen die mit uns?

R: Wir entscheiden danach, worauf wir Bock haben. Es klingt zwar arrogant, aber es muss vor allem uns Spaß machen.

Wie war denn die Reaktion von Seiten der Spider Murphy Gang?

S: Gut, wobei man sagen muss, dass nur Günther Sigl dabei ist, der Sänger, und zwar von der ersten Anfrage an. Er konnte sich zwar noch nicht wirklich etwas darunter vorstellen, hat den Text gekannt und das Lied, aber wie Hip Hop funktioniert, wusste er nicht so wirklich. Die Zusammenarbeit von Generationen, das war dann auch ganz geil. Beide Seiten haben ein bisschen was daraus gelernt.

R: Guter Musiker, wirklich. Vor allem war es für mich krass, mal Günther Sigl zu treffen. Den kenn ich auch nur aus dem Fernsehen. Es war merkwürdig. Wir haben letzte Woche zu dem Song etwas gedreht, was Kleines, kein richtiges Video. Da stand ich dann zum ersten Mal vor Günther Sigl und es war irgendwie ein guter Moment. Das hätte ich nie gedacht. Und dann gleich ein Foto gemacht, als Fan.

Stichwort Generation – es gab ja in den letzten Jahren gleich mehrere "Heilsbringer des deutschen Rap", Casper oder Cro. Wie steht ihr dazu?

S: Ich bin der Meinung, dass das Wort Heilsbringer übertrieben ist – und ich glaube, das geht ihnen selbst genauso. Ich weiß noch, als Max Herre früher ein Problem damit hatte, dass er als Heilsbringer bezeichnet wurde. Der Messias aus Stuttgart. Es sind einfach Künstler, die etwas Neues reinbringen, voll abgehen und auf einmal da sind. Aber als Heilsbringer kann ich das nicht wirklich wahrnehmen. Es gibt immer Gruppen im Hip Hop, die uns gefallen. Die Presse braucht immer wieder mal einen, der durch die Decke geht. Und auf einmal sagen alle: Hip Hop, das gibt es ja noch und das ist ja voll super. Und keiner merkt, dass es eigentlich immer da ist.

R: Das Image von Rap ist die letzten Jahre viel besser geworden. Dadurch sind auch Auflagen wieder gestiegen. Ich kriege das z.B. beim Juice Magazin mit. Bei denen hat es einen Aufschwung gegeben, weil Rap wieder salonfähiger geworden ist und die Leute wieder mehr Anzeigen schalten. Es gab im Gangster Rap musikalisch auch coole Sachen, aber im Fokus war das Image. Und das des deutschen Rap war relativ schlecht. Also das Image des deutschen Rap hat sich verbessert, aber der deutsche Rap an sich war für mich schon immer ganz geil.

S: Es gibt auch in Österreich richtig geile Sachen.

R: Und es gibt auch in der Gangster Rap-Schublade wirklich geile Sachen. Die Leute denken, weil wir die Jungs aus dem Reihenhaus sind, haben wir ein großes Problem damit. Ich glaube, auch in Amerika hören die meisten College-Kids Gangster Rap. Manche Sachen sind gut, manche sind nicht gut. Das ist die einzige Unterscheidung, die ich da treffe – und die gibt es in jeder Musikrichtung.

S: In Interviews macht es jetzt viel mehr Spaß, wieder über die Musik zu reden. Es gab eine Zeit, da wollten sie in jedem Interview wissen, wie wir denn das Berlin-Ding finden.

Roger: Und jetzt geht es immer um Cro…

S: Aber damals gab es immer diesen Unterton, als müssten wir das doch voll scheiße finden. Interviews haben nicht mehr so richtig Spaß gemacht, weil man gemerkt hat, es geht nicht mehr um die Musik, sondern um das persönliche Verhältnis verschiedener Künstler zueinander, den Beef und so weiter.

R: Ja, immer mit der Hoffnung, dass wir vielleicht was Dummes sagen. Darauf haben sie gewartet und dann hat man ihnen sein Bushido-Tattoo am Oberarm gezeigt. (lacht)

S: Das ist anstrengend. Du merkst, dass es gar nicht mehr um die Musik geht, die du so gerne magst und so gerne machst, sondern dass nur noch etwas im Fokus steht, dass damit eigentlich gar nichts zu tun hat. Es ist auf jeden Fall cool, dass es jetzt wieder anders ist.

Ordnet ihr euch in die deutsche Szene ein und wenn ja, wo?

S: Wir müssen uns nicht einordnen, andere ordnen uns ein. Es gibt Bands, die nach uns klingen und es gibt Bands, die gar nicht nach uns klingen, aber wir sind so ein Fixstern. Wir machen unseren Sound, und der wird auch ganz klar mit uns in Verbindung gebracht. Casper, Cro, Blumentopf – das sind Sachen, die stehen für etwas. Deswegen ist es etwas Geiles, dass wir gar nicht das Bedürfnis haben zu sagen, wo wir uns sehen. Wir sind diejenigen, mit denen verglichen wird. "Das klingt wie Blumentopf" – oder eben nicht.

Inwiefern seid ihr "Anti-Helden", wie ein Song auf dem neuen Album heißt?

R: Wenn es heißt, hier kommen fünf Hip Hopper, und wir kommen durch die Tür, dann sagen sie…

S: …und wo sind die Hip Hopper?

R: Ja, genau. Unser Image war schon immer ein bisschen anders. Blumentopf – das waren die Jungs aus dem Reihenhaus und das hat sich früher sehr gebissen mit dem Image des Raps: krasse Jungs aus dem Block, die mit Hunden kommen.

S: …oder bunt angezogen sind.

R: Wir waren schon immer die Typen von nebenan, deswegen sind wir die Anti-Helden gewesen. Wir waren nicht die Typen, die jedem aufs Maul hauen. Wir waren Leute wie du und ich und haben von unseren Alltagsgeschichten erzählt. Es gab im Rap eine Zeit lang die Diskussion, ob man das darf. Heute ist klar: man darf es. Wir leben schon lange davon. Allein der Name Blumentopf – das ist schon anti.

Gymnasiasten-Rap hat man es auch genannt.

R: Egal, als was du es siehst, aber im Vergleich zum Rap mit den goldenen Buchstaben, den großen Hunden und den breiten Autos war Blumentopf schon immer ein Anti-Helden-Prinzip. Im Rap ist das immer so ein Ego-Ding. Du willst natürlich am besten rappen, aber bei uns geht es nicht um "Ich hab den Längsten!", bzw. "Du hast den Kürzesten!" ist ja eher das Prinzip. Bei uns ging es immer um andere Sachen. Um uns. Anti-Helden heißt nicht, dass wir Idioten sind, sondern die anderen Helden, könnte man sagen.

Das neue Blumentopf-Album "Nieder mit der GbR" erscheint am 21. September auf EMI.

www.blumentopf.com

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