Heute vor 50 Jahren feierte "The Sound of Music" Leinwandpremiere. Während der Film zweifellos super ist, hat er auch so einige Unwahrheiten in die Welt gesetzt.
"The Sound of Music" ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer der erfolgreichsten Musical-Filme, die Julie Andrews je gemacht hat. Und eigentlich auch aller Zeiten – überall auf der Welt, aber nun mal nicht in Österreich. Der Film prägt das heimische Image nach außen hin bis zum heutigen Tag wie nichts Gutes, ist aber hierzulande weitgehend unbekannt (Zumindest außerhalb von Salzburg – die Original-Drehorte dienen bis heute als Touristen-Attraktion). Zum 50er sollte sich das endlich ändern, wenn sogar schon Lady Gaga bei den Oscars ein Medley singt.
It’s a Trapp
Tatsächlich wird die angeblich wahre Geschichte der Familie Trapp im Film völlig verzerrt dargestellt, ganz zu schweigen von den zahllosen Klischees, die teilweise einfach nur random sind. Uns bleiben meist nur die entsetzten Gesichtsausdrücke von amerikanischen Freunden, wenn wir "Edelweiß" nicht aus dem Stehgreif heraus jodeln können – was uns gleich zur ersten verbreiteten Lüge führt:
1.) "Edelweiß" ist die österreichische Nationalhymne.
Das wird in "The Sound of Music" zwar auch nie behauptet, trotzdem scheint sich dieser Wunschgedanke wohl irgendwie in die Köpfe vieler Menschen geschlichen zu haben. Sollte man sich vielleicht mal überlegen, sie wirklich zu ändern, immerhin wären Gender-Streitigkeiten hier nicht notwendig.
2.) In Österreich isst man Schnitzel mit Nudeln.
"Schnitzel with noodles" ist eines der Lieblingsdinge, die Maria in "My favourite things" aufzählt. "Crisp apple strudels"? Yes please. "Cream colored ponies"? Ja, von mir aus, aber Schnitzel mit Nudeln – nein. Falsch.
3.) Die Salzburger Festspiele sind eine Art Volksmusik-Wettbewerb.
In der Filmversion hat das "Salzburg Festival" so rein gar nichts mit Jedermann zu tun.
4.) Die Familie ist über die Alpen in die Schweiz geflohen.
Georg von Trapp war Nazi-Gegner und floh tatsächlich mitsamt seiner Familie – allerdings ist die Familie nicht mit ihren Instrumenten bepackt über die Berge mal eben in die Schweiz gewandert. Stattdessen ist man recht gemütlich mit dem Zug nach Italien.
5.) Maria von Trapp war so wie Julie Andrews.
Historische Fakten wurden wenig überraschend für die Film-Adaption abgeändert – so war Maria in Wahrheit mehr launisch als liebevoll, wohingegen der so streng dargestellte Vater wohl ziemlich warmherzig war. Außerdem war Maria nicht mal ansatzweise verliebt, es gab nicht sieben sondern zehn Kinder, die Figur des Max Detweiler war gar frei erfunden… ohje.
6.) Österreicher tanzen Ländler.
Zugegeben, mit Volkstänzen kennen wir uns nicht sehr gut aus. Der "Ländler"-Tanz wird im Film allerdings ganz, ganz falsch gemacht. Haben wir so recherchiert.
Dass Hollywood gerne cheatet, weiß man mittlerweile. "The Sound of Music" wäre auch nicht der großartige Kitsch-Exzess, der es heute ist, hätte man sich an die Fakten gehalten. Womöglich sollte man Schnitzel mit Nudeln einfach mal probieren, vielleicht hatte Julie Andrews ja all die Jahre lang recht. Feiern sollte man das Jubiläum so oder so. Zum Beispiel im Gartenbaukino.
Die Original-Version von "The Sound of Music" läuft am 1. und 8. März als Matinee-Vorstellung, die The Gap präsentieren darf. Zum Facebook-Event geht es hier entlang.