Scheiße zu Gold

Die zachste Album-Kampagne seit Menschengedenken ist letztendlich in sich selbst zusammengebrochen und Rihanna klingt nicht wie Rihanna. Im Gegenteil.

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An diesem Punkt sollte man eigentlich nur noch dankbar sein, dass dieses Album überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Der Anti-Rollout war ein Paradebeispiel dafür, wie man ein Album nicht veröffentlichen sollte, aber das kann Rihanna egal sein. Es ist ein vorübergehendes „Habe die Ehre“ des größten Popstars der 10er und die Niederkunft einer Künstlerin, die den Calvins und Sias dieser Welt den Rücken kehrt. Selten hat sich Rihanna so sehr nach Rihanna angefühlt, ohne dabei eine einzige brauchbare Hook abzuliefern.

Das hier ist nicht das Album, das viele wollten. Aber das Schöne an Digitalisierung ist ja, dass man Alben nicht mehr so hinnehmen muss, wie sie einem vorgesetzt werden. Man kann so lange herumjonglieren, aussortieren, am Tracklisting basteln, bis man eine frankensteineske, aber maßgeschneiderte Sammlung an neuen Rihanna-Songs in seiner Mediathek stehen hat.

„Goodnight Gotham“, der Track mit dem Florence and the Machine-Sample, der schon seit Längerem Rihannas Konzerte eröffnet (und dies ursprünglich auch mit dem Album tun sollte), von dem viele hofften, er wäre letztendlich ein kompletter Song, ist jetzt doch nur ein Instrumental, und nicht mal auf der Standard-Version von Anti enthalten. Man kann und sollte ihn aber einfach trotzdem an erste Stelle setzen, an seinen rechtmäßigen Platz.

Und wenn man dann merkt, dass der Bonustrack „Sex With Me“ eine ziemlich gute Brücke von „Kiss It Better“ zu „Bitch Better Have My Money“ bilden könnte, dann baut man die eben. Und dabei spielt es keine Rolle, ob Letzterer überhaupt auf dem Album ist – ist er nämlich nicht. Ebensowenig wie „FourFiveSeconds“ und das große „American Oxygen“. Alle drei Vorab-Singles, die letztes Jahr an die Wand geworfen wurden, um zu sehen, was picken bleibt, werden auf Anti totgeschwiegen.

Wem der Stargate-Pop und die gewohnte Eingängigkeit fehlt, der kann die experimentellen Nummern rauskratzen und dafür die Songs vom „Home“-Soundtrack und die Singles als Abdeckstift verwenden. Oder wie Rihanna selbst auf dem Opener singt: „Let me cover your shit in glitter, I can make it gold.“

"Anti" von Rihanna ist bereits erschienen. Das Album gibt es auf Tidal im Stream.

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