Cinema Next on Demand: »Mit der Zauberkraft des Kinos das Unsagbare spürbar machen« – Interview mit Magdalena Chmielewska

Cinema Next präsentiert fünf ausgewählte junge österreichische Filme für kurze Zeit exklusiv on demand. Einer davon: »Am Himmel« von Magdalena Chmielewska. Mit dem Kurzfilm erhielt die Filmakademie-Studentin 2018 den wichtigsten Nachwuchspreis im deutschsprachigen Raum: den First Steps Award.

© Manuel Prett

Im Interview erzählt die Regisseurin von den Dreharbeiten in Apulien und von der Herausforderung, ein Trauma, das eine junge Frau erleidet, filmisch spürbar zu machen.

Cinema Next präsentiert »Am Himmel« (2018, 30 Min.) bis 12. Januar 2020 exklusiv online beim KINO VOD CLUB!

Cinema Next: In deinen eigenen Worten: Worum geht es in »Am Himmel«?

Magdalena Chmielewska:Es geht um Maya, eine junge Frau, die überfallen und sexuell misshandelt wurde, auf einer Wiese in Wien, die paradoxerweise »Am Himmel« heißt. Wir schauen Maya zu, wie sie darum kämpft, die Kontrolle über ihr Leben wieder zu gewinnen, kein Opfer zu sein. Nach einer polizeilichen Untersuchung beschließt sie wegzufahren. Sie besucht ihren Freund am Meer. Aber nichts wird mehr, wie es früher war. Stück für Stück geht sie sich selbst verloren. 

Eine Frau, die versucht mit ihrer Vergewaltigung umzugehen. Was war das Schwierigste für dich bei der Annäherung an dieses Thema?

Die furchtbare Einsamkeit, zu der Maya durch die Vergewaltigung verurteilt wurde, wahrhaftig zu erzählen. Also für das Trauma, das ja etwas Unsichtbares ist, etwas, was ein Mensch mit sich herumschleppt, Bilder zu finden – mit der Hoffnung, dass ich irgendwo im Dazwischen und mit der Zauberkraft des Kinos das Unsagbare dieser Erfahrung spürbar machen kann. Das war die größte Herausforderung, die mich auch sehr gereizt hat, diesen Film zu machen. 

© Manuel Prett

Die Frau reist ans rau-windige Meer, um zu vergessen. Welche Orte wählst du für deine Figuren und warum? 

Ich spiele gerne mit Ambivalenzen, auch was die Orte, wo meine Filme spielen, angeht. Das Haus in Apulien erscheint ja auf den ersten Blick sehr idyllisch, man projiziert da sofort ein Versprechen für eine Art Romantik oder Glück rein. Dabei bringt Maya in das Haus ihr Trauma mit, welches das Einlösen solch eines Versprechens unmöglich macht.

Magdalena Chielewska, geboren in Stettin/Polen, kam nach Wien, um zunächst Film- und Theaterwissenschaften und schließlich an der Filmakademie Wien zu studieren.
© photo-video-berlin.de

Welches ist deine Lieblingsszene in »Am Himmel« und warum?

Ich mag sehr die Faunoszene, also die Szene, in der Maya auf Englisch die Geschichte von »Am Himmel« indirekt erzählt. Nicht nur, weil sie dramaturgisch für den ganzen Film so wichtig ist und Maria Spanring darin schauspielerisch eine unglaubliche Leistung liefert. Sondern auch deswegen, weil es fast an ein Wunder grenzt, dass wir sie überhaupt gedreht haben. Es war nämlich der letzte Tag beim Italiendreh, die SchauspielerInnen mussten am späten Nachmittag zurück nach Wien zu Theaterproben. Ich befand mich mit dem Team auf einem Felsen, wo es wegen Regen unmöglich war, diese Szene zu drehen, voller Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen möge.  Der Regen hat dann doch aufgehört und wir konnten die Szene etwas anders als geplant, aber doch abdrehen.  

Für die, die jetzt immer noch überzeugt werden wollen: Gib in einem Satz eine Empfehlung für deinen Film ab.

Schaut euch unbedingt die kongeniale Maria Spanring als Maya an! 

Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich. Ein Cinema Next Porträt über Magdalena Chmielewska findet ihr hier.

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