Cinema Next on Demand: Antonia sucht das Glück – Interview mit Leni Gruber

Cinema Next präsentiert sechs ausgewählte junge österreichische Filme für kurze Zeit exklusiv on demand. Einer davon: »Schneemann«. Regisseurin Leni Gruber über ihrem Film, Extreme und Durchschnitt.

Still aus »Schneemann« (2018, 20 min)

»Schneemann« ist ein bestes Beispiel, wie gut Kurzfilme hierzulande sein können: gefühlvoll, frei, aber präzise inszeniert, und super gespielt. Der Kurzfilm zeigt auch das große Talent der jungen Filmemacherin Leni Gruber. Cinema Next präsentiert »Schneemann« bis 1. Juli 2019 exklusiv online beim Kino VOD Club.

Cinema Next: In deinen eigenen Worten – Worum geht es in »Schneemann«?

Leni Gruber: Um die emotionale Verwirrtheit der jungen Studentin Antonia und ihre Sehnsucht nach Beständigkeit und Glück. Antonia steckt in ihrem Alltag fest. Sie kommt nur schwer aus dem Bett, surft im Internet, prokrastiniert. Von ihrem Vater, einem Bildhauer, bekommt sie eine klobige Holzskulptur geschenkt und schleppt diese mit sich durch die Stadt und zu ihrem Freund, der eigentlich keine Beziehung will. Für mich ist »Schneemann« eine Momentaufnahme aus dem Leben einer jungen Frau und ihren Befindlichkeiten.


Antonia, die Hauptfigur, driftet durch den Tag. Was hält sie auf, was treibt sie an?

Der Wunsch, »glücklich« zu sein, kann sehr unglücklich machen. Schließlich entspricht das Bild, dass das Leben immer aufregend sein muss, was uns in den Medien oft suggeriert wird, nicht der Realität. Antonias Leben ist eben so wie das der meisten anderen Menschen: einfach Durchschnitt, ohne viel Klimax. Sie hat die große Liebe oder den »Sinn des Lebens« noch nicht gefunden. Wahrscheinlich ist der Wunsch nach mehr Extrem das, was sie antreibt, und dieser Anspruch aber gleichzeitig auch das, was sie aufhält. Es würde ihr vermutlich besser gehen, wenn sie einfach loslassen würde.

Still aus »Schneemann« (2018, 20 min)
Still aus »Schneemann« (2018, 20 min)

Ist es für dich als Filmemacherin irrelevant gefragt zu werden, ob die Hauptfigur auch autobiografische Züge hat?

Natürlich steckt da viel von mir persönlich drin. Die Themen und Gefühle, die in »Schneemann« verhandelt werden, beschäftigen mich sehr und waren von Anbeginn ein wesentlicher Motor. Letztlich zählt aber, was bei den ZuseherInnen ankommt und dass mein »subjektiver Blick« auf die Welt ausreichend Raum für Identifikation schafft. Ich denke schon, dass die Dinge, die Antonia im Film belasten, auch viele andere in unserer Generation beschäftigen.

Mit dem Film hast du 2018 beim Crossing Europe Filmfestival in Linz den Local Artist Award erhalten. Was macht es mit einer jungen Filmemacherin, einen Preis zu erhalten?

In erster Linie hat mir der Preis Selbstvertrauen gegeben. Durch diese Anerkennung fühle ich mich bestärkt, weiter Filme zu machen. Das Crossing Europe Filmfestival ist das erste internationale Filmfestival, mit dem ich als junge Filmemacherin in Berührung gekommen bin und das mich seither immer sehr inspiriert hat. Gerade auf diesem Festival einen Preis zu erhalten, war für mich besonders schön. Das Geld konnte ich auch sehr gut gebrauchen.

Leni Gruber wuchs in Wels auf und studiert seit 2012 Produktion und Buch & Dramaturgie an der Filmakademie Wien. Mit "Schneemann" gewann sie beim Crossing Europe Filmfestival Linz 2018 den Local-Artist-Award. 2019 gestaltete sie für das bedeutende Festival den Trailer.
Leni Gruber wuchs in Wels auf und studiert seit 2012 Produktion und Buch & Dramaturgie an der Filmakademie Wien. Mit »Schneemann« gewann sie beim Crossing Europe Filmfestival Linz 2018 den Local-Artist-Award. 2019 gestaltete sie für das bedeutende Festival den Trailer. Ein Cinema Next Porträt über Leni findet ihr hier.

Welches ist deine Lieblingsszene in »Schneemann« und warum?

Es ist weniger eine Szene als der Umstand, dass Antonia ständig diese klobige Holzfigur, die sie von ihrem Vater bekommen hat, mit sich herumträgt. Eine physische Belastung, die ihren inneren Zustand spürbar machen soll. Die Anstrengung kommt nicht nur vom Gewicht der Figur, sondern auch daher, dass Antonia das Leben anstrengt. Der Moment, als Antonia die Figur endlich zuhause abstellen kann, bedeutet für sie auch Ballast loszuwerden. 

Für die, die jetzt immer noch überzeugt werden wollen: Gib eine Empfehlung ab für deinen Film in drei Worten oder in einem Satz.

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Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich.

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