Gönn, Gönner, am Gönnsten

Mit zehn Jahren ist man noch nicht wirklich erwachsen, wie ein guter, alter Freund ist das Elektro Gönner trotzdem. Im Geburtstags-Interview geht es um Lärm, faires Geld und das riesige Engagement aller Beteiligten.

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Das Gönner ist für viele verlängertes Wohnzimmer. Kann man hingehen, ist ja eh nie verkehrtes Programm dort. Bars gibt es in Wien genug, das Elektro Gönner ist mehr. Was genau, das will man offen halten. Als man vor zehn Jahren in einem Hinterhof der Aida auf der Mariahilferstraße aufgesperrt hat, als improvisierte Bretterbuden mit alten Möbeln gerade eine karge Blüte erlebten, da konnte man immer öfter Bilder, Installationen und wechselnde Tapete in Bars sehen. Das Gönner war damit sicher nicht das erste Lokal, aber eines, das wesentlichen Anteil daran hatte, dass man heute ohne einen Plan für DJs, ungewöhnliches Biersortiment oder wechselnden Werken an der Wand gar keine Bar mehr aufsperren braucht. Gleichzeitig war man sich für Fußball-Screening nicht zu fein. Zum Jubiläum beantworten die Macher ein paar Fragen und schmeißen natürlich auch eine Party.

Ihr feiert mit Komposition und DJs, habt laufend Kunst-Interventionen, regelmäßig Engelsharfen und Teufelsgeigen im Programm. Ihr versteht euch als mehr als eine Bar, richtig?

Wir verstehen uns in erster Linie als Ort, an dem Menschen eine gute Zeit verbringen und interessante Erfahrungen machen können. Wir sind gewiss kein Konzerthaus und auch keine Galerie, wenngleich Live-Performances und Kunstinterventionen zu unserem Selbstverständnis gehören. Wenn man dafür einen Namen oder eine Kategorie braucht, dann trifft es doch Bar oder meinetwegen Club am besten.

Wie oft und wie lang wird bei euch so cirka getanzt?

Tanzen ist bei uns grundsätzlich verboten! Uns ist aber zu Ohren gekommen, dass dennoch dann und wann vereinzelt Gäste im Rhythmus der Musik mitwippen oder kurzzeitig die Kontrolle über ihre Hüfte verlieren. Aber wir selbst haben das noch nie erlebt.

Angeblich sind bei euch viele Bohèmiens, Architekten und Kultursnobs. Das ist sicher noch nicht alles oder?

Keineswegs! Es kommen außerdem viele Filmstars, Pensionisten, Beamte, Revolutionäre, Nerds und auch einfache Leute.

Was waren oder sind eure am längsten laufenden Clubs?

Dazu zählen mit Sicherheit Lost in Bass, die Mitstreiter der ersten Stunde sind. Außerdem Elektroland, Superdisko und Mode.Mode.der.Klub. Aber auch "jüngere" Veranstaltungen wie Tanzmatratze, Fettkakao oder Gorillakaffee haben mittlerweile sieben Jahre und mehr auf dem Buckel … – sorry: verweisen auf eine langjährige Erfolgsgeschichte. 😉

Zahlt ihr euren DJs ein faires Geld?

Das ist eine Fangfrage! Nachdem auch in unseren Reihen einige DJs sind, würden wir mal so antworten: Es ist immer zu wenig! Aber wir zahlen, was wir imstande sind zu geben. Hinzu kommt, dass wir prinzipiell keinen Eintritt im Elektro Gönner verlangen. Insofern würden wir sagen, dass es fair ist – was auch unsere langjährigen Club-Kooperationen (siehe vorhergehende Frage) bestätigen.

Hat sich die Nacht-U-Bahn oder die Fuzo an der Mariahilfer irgendwie bei euch ausgewirkt?

Die Nacht-U-Bahn nicht wirklich. Mit der Fuzo könnte sich das durchaus anders verhalten, aber da sie ja selbst erst im Entstehen ist, wird man das erst in ein, zwei Jahren sehen.

Gab es oder gibt es im Gönner Lärmprobleme?

Wie fast jeder Club in dicht besiedeltem Stadtraum haben auch wir Lärmprobleme. Aber wir arbeiten konstant an der Optimierung des Sounds, damit das Ergebnis für alle Beteiligten zufriedenstellend ist.

Wem in der Wiener Club- und Barlandschaft fühlt ihr euch besonders verbunden? Fluc? Rhiz? New Bar? Heuer?

Das sind alles für sich genommen tolle Lokale und es gibt bestimmt zu jedem einzelnen gewisse Parallelen. Aber ich glaube, dass das Elektro Gönner aus seiner Entstehungsgeschichte heraus doch ein ganz einzigartiges Projekt ist, an dem Gäste, DJs und Künstler sich wesentlich und zum Teil mit großem Engagement beteiligen. Ich denke, das muss wirklich einmal gesagt werden.

Wird man für die Gastro geboren oder dafür gemacht?

Man wird zum Leben geboren und dazu, etwas daraus zu machen. Manchmal kommt eben Gastro dabei raus.

Ihr müsst gar nicht so wenig Geld für Reparaturen ausgeben, Lederbezüge, Wände neu ausmalen etc. Stehen bei auch mal große Umbauten an oder bleibt das Gönner so?

Eine Renovierung steht dringend wieder einmal an. Außerdem sind kleinere bis mittelgroße Umbauten für kommendes Jahr geplant, aber ganz nach der Devise: Alles bleibt besser!

Wer sich vom aktuellen Zustand des Elektro Gönner überzeugen will, macht das am besten am 10. Oktober, wo ab 19 Uhr bei freiem Eintritt gefeiert und möglicherweise auch ein bisschen getanzt wird.

www.elektro-g.at

Bild(er) © Friedel Winkler
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