War es ein Fehler, Nein zu sagen? Viele Freelancer tun sich nicht nur damit schwer. Monika Kanokova hat über typische Herausforderungen ein Buch geschrieben und wir ihr ein paar Fragen gestellt.
"Free" bedeutet "Frei" und "lance" steht für "Lanze". Der Begriff "Freelancer" stammt eigentlich aus dem England des 18. Jahrhunderts und bezeichnete damals die Tätigkeit als Söldner. Heute sind diese Söldner freie Mitarbeiter, die mitunter nicht wissen, ob ihr Karriereweg auch wirklich der richtige ist und wie es anderen damit geht. Die Autorin Monika Kanokova hat dazu ihr zweites Buch geschrieben.
Monika Kanokova kam mit 14 Jahren von Tschechien nach Österreich, sie studierte ein Jahr Kunst in England, danach drei Jahre Innenarchitektur in Österreich. Dort arbeitete sie dann für diverse Agenturen, heute gibt sie Tipps für Freelancing.
Wir wollten von ihr im Interview wissen, auf was man als Freelancer achten muss, welche Vor- und Nachteile ein solcher Jobtyp mit sich bringt. Sie spricht darin aus eigener Erfahrung, schildert ihre Arbeitsmotivation und bietet Lösungen für typische Herausforderungen von Freelancern an.
Was waren ihre Anregungen für das Buch "This Year will be different" und worum geht es genau?“
Als ich das erste Buch "This Year Will Be Different" geschrieben habe, ging es mir in erster Reihe darum, mir einen Überblick zu schaffen und festzuhalten, worauf man als Freelancer achten muss und wie man am besten erfolgreich durchstartet. Aber die Erfahrungen des letzten Jahres haben mir gezeigt, dass man die Selbständigkeit aus zwei Perspektiven angehen kann: aktiv oder reaktiv. Reaktiv ist die unsichere Variante. Es ist die, die so verschrien ist und vor der viele Angst haben. Wenn man seine Selbständigkeit aktiv angeht, bekommt man bessere Kunden und man arbeitet an viel spannenderen Projekten.
Wovor haben die meisten Freelancer Angst?
Ob sie im nächsten Monat noch ihre Miete zahlen können, was natürlich eine berechtigte Frage ist. Und ob es ein Fehler war, wenn man "Nein" sagt. Deshalb habe ich auch das zweite Buch "My creative (side) Business" geschrieben. Damit die Angst bekämpft wird und sich das "Nein" immer gut anfühlt. In dem Buch liegt der Fokus auf skalierbaren Einkommensquellen. Es geht darum, wie man als Kreativer am Besten seine Zeit investiert, um somit seine Ziele effektiver zu erreichen. Es ist auch ein Buch für die, die gerne nebenbei ein kreatives Business aufbauen möchten, während sie noch in einem Nine-to-Five Job stecken. Und es eignet sich natürlich auch als Geschenk, wenn man jemandem Mut machen möchte, der sich selbst nicht so traut.
Tipps für Freelancer?
Das Wichtigste ist, dass man sich vor Augen hält, dass man als Selbständiger nur 20 Stunden pro Woche hat, die man seinen Kunden verrechnen kann. Man muss plötzlich all die Dinge machen, die ein normales Unternehmen zwischen seinen Mitarbeitern aufteilt: von Kundenakquise bis hin zu Verrechnung. Man ist plötzlich nicht nur ein Kreativer, sondern Unternehmer und als Unternehmer muss man stets nach vorne schauen und auch immer wieder festlegen, wo man hinmöchte.
Daher würde ich empfehlen, immer auch an einem persönlichen Projekt zu arbeiten, das definiert, was einen interessiert und welches einem hilft, neue Kenntnisse zu erlernen. Es ist auch besonders wichtig, Social Media so zu verwenden, dass man vor allem darüber spricht, woran man arbeitet und woran man gerne arbeiten möchte. Je offener man über seine Arbeit und seine Motivation auf sozialen Netzwerken ist, desto leichter wird es sein, als Freelancer auch erfolgreich zu sein.
Was machen erfolgreiche Freelancern richtig?
Die erfolgreichsten Menschen – und das hat nichts damit zu tun, ob man Freelancer ist oder nicht – sind die, die eine Lösung gefunden haben, die sich für sie richtig anfühlt. Es geht stets darum, dass man, wenn man aufsteht, sich auf den Tag freut. Wenn man das schafft, hat man alles richtig gemacht.
Würden Sie beim Thema Freelancing Frauen und Männern zu unterschiedlichen Dingen raten?
Nein, würde ich nicht. Es gilt für alle das Gleiche, nur sind Frauen in der Art und Weise, wie sie Business machen, oft vorsichtiger. Das Risiko ist einschätzbar, weshalb ich es ganz spannend finde, mit Frauen zu sprechen. Aus meiner Erfahrung, kann jeder selbständig arbeiten, der selbstmotiviert und diszipliniert ist.
Wie sieht ein Arbeitsalltag bei Monika Kanokova aus? Und die Zeit nach der Arbeit?
Es gibt keinen klassischen Tag. Ich esse viermal am Tag und das ist dann auch wirklich die einzige Konstante in meinem Leben. Ich glaube, das Beste, was ich je gemacht habe, war, dass ich meine Email Notifications abgedreht habe und Emails bei mir nur ankommen, wenn ich sie manuell abrufe, das heißt, auf meinem Handy scheint nie diese schreiende Zahl der Emails, die man noch erledigen sollte.
Monika Kanokova überzeugt nicht nur mit ihren Tipps, sondern auch auf die Art, wie sie selbst mit Kunden umgeht: Sie mache sich mit ihren Kunden stets Ziele aus und arbeite nicht stundenbasiert. "Wir sind hier ja nicht in einer Fabrik, wir sind hier, weil wir es wollen! Ich denke, die Menschen, die sich selbständig machen – und es werden immer mehr – tun es, weil sie nicht wie im Kindergarten behandelt werden wollen, sondern sich endlich wie Erwachsene fühlen möchten. Klar gibt es Firmen, die dieses Problem nicht haben, aber es gibt genügend andere, wo es um unnötige Machtspiele geht. In meiner jetzigen Situation habe ich nur mit Menschen zu tun, die meine und ihre Zeit am meisten schätzen. Ich finde es toll, dass ich nur mit Menschen zu tun habe, die für die Mission und die Projekte brennen, und nicht um Stunden abzusitzen".
Die Community Managerin würde heute in ihrem Leben nichts anders machen. Sie glaubt nicht an Fehler und das "im Nachhinein anders machen wollen". Sie steht jeden Morgen mit der Frage "Was fange ich denn mit diesem neuen Tag an?" auf und folgt dem Motto: "Was mache ich als Nächstes?" Die Powerfrau ist ein tolles Vorbild und beweist zudem, dass man sich nicht von Herkunft oder Sprache verunsichern lassen soll. Denn obwohl sie, als sie nach Österreich kam, nicht einmal Deutsch gesprochen hat, meint die Community Managerin: "Für mich ist dieses Land auch Heimat und ich betrachte mich als Österreicherin. Zwar konnte ich anfangs nur mit Händen und Füßen kommunizieren, doch heute ist Deutsch meine erste Sprache. Nichtsdestotrotz war der Anfang sehr schwer und ich glaube, ich bin nur deswegen "so gut integriert", wenn man dieses Unwort in den Mund nimmt, weil ich immer nur österreichische Freunde hatte.
Meine engsten Freunden hier in Wien sind die, die mich noch von Zeiten kennen, wo es mit der Sprache nicht so einfach war. Aber ich möchte hier nichts rosa malen, denn mein sehr klarer Wiener Dialekt war auch die schnellste Art, nicht aufzufallen. Es wird einem sehr schnell klar gemacht, dass man nicht auffallen möchte. Ich vermute, das ist auch der Grund, warum Ali Mahlodji so spricht, wie er spricht und permanent und bei jedem Bühnenauftritt in einer Lederhose auftaucht."
Das Buch "My Creative (Side) Business – A Guide For Freelancers" von Monika Kanokova wird derzeit über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert. Das Projekt läuft noch bis Ende Jänner. Unterstützen kann man das Projekt hier via Kickstarter.