Die Marke Money Boy steht seit nunmehr fünf Jahren für Swagger-Rap aus Österreich. Aber was wäre, wenn das Herz des Boys unter all den Chains für postmoderne Medienkritik schlägt?
Am 2. August 2015 twitterte @therealmoneyboy frühmorgens: „Es geht jetzt nur noch um gute Musik, Texte werden ab jetzt von Ghostwritern geschrieben“. Zu der Zeit war das ganze Rap-Game in eine Kontroverse um angebliche i>reference tracks vertieft. Natürlich war der Tweet in erster Linie ein Kommentar darauf. Wenn man sich das Schaffen von Money Boy ansieht – man sollte wohl eher sagen seine gesamte Existenz –, ergibt sich aber eine tiefgreifendere Lesart.
6.10.2010 – A Hype is Born
Vor fünf Jahren, am 6. Oktober 2010, tweetet @therealmoneyboy: „Das Video zu ‚Dreh den Swag auf‘ ist draußen! Money Boy Swag!“ – wurde zwar nur sechsmal retweetet,war aber trotzdem die Initialzündung für Moneyboy. Das Soulja Boy-Remake „Dreh den Swag auf“ wurde auf Youtube inzwischen über 22 Millionen Mal angeschaut. Der Hype um „Dreh den Swag auf“, der nicht unwesentlich durch Spott, Hate angetrieben wurde – das Video hat beinahe 250.000 negative Bewertungen –, ist auch nach fünf Jahren noch präsent.
Und am Tiefpunkt: La Hong
Es ist kaum übertrieben zu behaupten, dass Sebastian Meisingers Leben ganz im Zeichen des Hip Hop steht. Er selbst sagt, er habe er seit seinem dreizehnten Lebensjahr jeden Tag Rap-Musik gehört, war als Fan und Hobbyrapper aktiv und schließt sein Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit einer Arbeit über Gangsta Rap in Deutschland ab, bevor er sich ganz dem Musikbusiness widmet. Schon kurz nach dem schlagartigen Erfolg mit „Dreh den Swag auf“ unterschreibt Meisinger bei Sony Music und beginnt durch Deutschland zu touren. Der künstlerische Tiefpunkt lässt auch nicht lange auf sich warten: Mit dem sogenannten „Club Remix“ zu „Dreh den Swag auf“ werden nicht nur Fragen nach etwaigen Lizenzverpflichtungen umgangen, sondern auch sein bisher schwächstes Werk vorgelegt. Ein von warda.at produziertes Video tut sein Übriges und erspart uns nicht einmal La Hong.
36 Mixtapes
2013 läuft der Major-Vertrag endlich aus und Money Boy veröffentlicht „SWAG“, sein erstes Album, im Eigenverlag. Der herkömmlichen Verwertung durch ein Label hat sich das Phänomen Money Boy aber sowieso entzogen. Die unvergleichliche Frequenz, mit der Mbeezy seit nunmehr fünf Jahren frei verfügbare Tracks und Mixtapes (bisher 36!) produziert, wird nur von der scheinbar unbeirrbaren Konsequenz in den Schatten gestellt, via Social Media seine Musik mit einer Aura an Aktivität zu umgeben, die weit über das hinausgeht, was man sonst "Promo" nennt. Es ist unmöglich zu behaupten, man würde Money Boy kennen, ohne ihm auf Twitter und Youtube zu folgen, wo sich wenig bekannte Juwelen wie das fulminante „Wie man Rapper ausraubt“ finden lassen.
Form ohne Inhalt
Nur das Gesambild macht verständlich, warum vom Phänomen Money Boy die Rede ist. Auch wenn unklar bleiben muss, ob er Kommentar auf die Gegenwart sein will oder doch ihr Symptom ist, zeichnet sich Money Boy durch konsequente Medialität aus. Oder auch: Money Boy hat die Form erfolgreich vom Inhalt getrennt.
Das war schon vor fünf Jahren so. Natürlich sind Remakes wie „Dreh den Swag auf“ nichts Neues, die vollständige Aneignung der Formalismen eines Genres bei gleichzeitiger Entfernung aus dem für die Bedeutung maßgeblichen Kontext stellt aber dennoch eine besondere Leistung dar. Money Boy nimmt sich, was er braucht, während viele andere Deutsch-Rapper sich anstrengen müssen, um sich diesem fremden Genre anzunähern und dieses mit neuen, gleichzeitig passenden Inhalten füllen. Mbeezy hingehen erspart sich das Füllen der Form mit relevanten Inhalten. Immerhin ist ja bereits das US-amerikanische Vorbild, also der Swagger-Rap der Marke Soulja Boy, weitestgehend inhaltsentleert und bietet sich daher besonders als postmoderne Formhülse an.
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