Einteiler: Schachwäsche

In seiner Mode­kolumne »Einteiler« bespricht Gabriel Roland unter dem Motto »die öster­reichische Mode­szene Stück für Stück« jeweils ein Teil aus einer Kollektion. Dieses Mal: die Salvia Jazz Panty Chess der Wiener Unter­wäsche­manu­faktur Soda.

© Fabian Gasperl

»Ich kann kein Schach, also spiel’ kein Schach mit mir.« Ob diese legendären Worte dem Rapper GPC wohl auch angesichts des abgebildeten Produkts der Wiener Unter­wäsche­manu­faktur Soda über die Lippen gekommen wären? Eine Mode­kolumne mag als Ort für Deutsch-Rap-Exegese denkbar ungeeignet sein, die sich hier notwendiger­weise aufdrän­genden Bilder sind trotzdem ebenso pikant wie vielsagend. Man stellt sich den Offen­bacher OG vor, wie er sich einer leicht bekleideten Dame gegen­über­sieht. Die wenige und noch dazu durchscheinende Spitze an ihrem Körper beschreibt das Schwarz-Weiß eines Schachbretts. Den nach einer ohne Umschweife funktio­nierenden Welt flehenden Stoß­seufzer können wir allemal nach­vollziehen.

Die Welt der Unterwäsche scheint meistens keine einfache zu sein. Dabei ist es schwer zu erklären, dass etwas, das man im Regelfall nicht sieht, so kompliziert sein soll. Und gleichzeitig ist natürlich genau das der Grund dafür. Versteckt – gesucht; verboten – begehrt: so weit, so bekannt. Das Hervor­kehren des nach innen Bestimmten ist natürlich ein gut eingeübter Modus des Aufbe­gehrens und über die Effektivität des andeu­tungs­voll Verbor­genen wissen sicherlich die meisten Verführungs­rat­geber etwas zu sagen. Dass das Zarte aber ein Bündnis mit dem Konstruktiven eingehen kann, ohne Einbußen an Poesie hinnehmen zu müssen, dass das Schöne sich auch erklären kann, ohne unromantisch zu werden, das zeigt uns Soda.

Alltag und Aufregung

Das Wiener Sonnwend­viertel ist kein Ort, der sich dem Geheimnis­vollen, der Schwärmerei oder sogar der Verrucht­heit hingibt. Maria Lassnig wiederum, die der Straße, wo Soda ansässig geworden ist, den Namen gibt, mag auf der Suche nach etwas jenseits des Darge­stellten Liegenden gewesen sein. Die Werkstatt, in der die Stücke des Labels entstehen, bleibt aber mit beiden Beinen im Hier und Jetzt des 21. Jahr­hunderts: hell, nüchtern, verspielt in Details und geradlinig im Großen, mit viel Luft über den Köpfen, geteilt und kollaborativ in der Ausrichtung. Susanna Gangl, die schon mit Eden Garments Lingerie-Erfahrung gesammelt hat, entwirft, fertigt und vertreibt mit ihrem Team von hier aus Unterwäsche, die den Ausgleich zwischen Alltag und Aufregung sucht.

Feines Gewand verkauft man nicht, ohne rundherum Geschichten zu erzählen. Man trägt es auch nicht, ohne das zu tun. Ein Beispiel dafür sind Sodas Fotostrecken. Und auch die Produkt­beschreibungen auf der Website lesen sich wie halbe Gedichte. In solchen Belangen gilt normaler­weise, dass der Zauber nur so lang anhält, wie sein Geheimnis nicht verraten wird. Anders bei Salvia Chess: Hier ist das sonst rätsel­hafte Zusammen­spiel der Schnitt­teile Schwarz auf Weiß dargelegt. Doch der Zauber – er hält und teilt die bedeckte Haut in Einfluss­sphären fehlender Figuren. Dabei ist es dann tatsächlich auch egal, ob GPC das Schach­spiel beherrscht. Wer behauptet denn über­haupt, dass es hier um ihn ginge? Die Züge macht die Trägerin.

Die Salvia Jazz Panty Chess kann man ebenso wie die anderen Stücke von Soda auf sodalingerie.com sehen und bestellen.

roland@thegap.at @wasichgsehnhab

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