High-Light

Howard Marks ist das Highlight jeder Hanfmesse. Der heute als "Mr. Nice" durch die Kifferwelt tourende Hippie landete mit seiner Autobiografie einen Pubertierenden-Klassiker – und ist nun auch im Kino angekommen. Der charismatische Ex-Drogenschmuggler besuchte die Hanfmesse in Wien-Vösendorf.

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Sie waren während Ihrer aktiven Zeit auf der Liste der Top-Verbrecher der USA. Ein beachtlicher Werdegang von Kenfig Hill in Wales über Oxford als Student bis ins globale Business des Haschisch-Schmuggels.

Nun, ich wollte garantiert nicht der größte Drogenschmuggler werden. Jedoch wie so vieles im Leben, passieren solche Dinge, die alles komplett verändern, zufällig, indem sie sich einfach mit der passenden Gelegenheit ergeben.

Haben Sie selber auch angebaut, Hanfpflanzen eigenhändig gezogen?

Ich habe keinen grünen Daumen, ich bin und war immer nur am fertigen Produkt interessiert. Das können andere besser.

Und heute rauchen Sie noch immer Joints, oder greifen Sie lieber zu Hanfgebäck, den Hasch-Cookies?

Jaja, freilich rauche ich auch weiterhin, warum sollte ich es nicht tun? Manchmal versteige ich mich zu den Cookies. Aber es dauert mir zu lange, mich davon zu erholen – vielleicht eine Altersfrage. Am besten bekommen sie mir vor dem Schlafengehen aus Entspannungsgründen.

Sie sagen, der Konsum von Hanf oder Hasch ist Ihr Menschenrecht?

Es ist mein verdammtes Menschenrecht, jede Pflanze, die in der Natur vorkommt, frei anbauen und konsumieren zu dürfen. Warum sollte ich das nicht so sehen?

Sie wurden 1988 in Spanien von der US-Behörde gekidnappt und verschleppt, vor den Augen Ihrer Frau und im Beisein Ihrer Kinder. Wenn Sie Widerstand geleistet hätten, wäre Ihre Frau auch verhaftet worden, schreiben Sie. Leben Sie noch in Spanien? Und gibt es Probleme, wenn Sie im Zuge Ihrer Vortragstätigkeit auf Reisen gehen?

Ja, so war das damals. Nein, ich bin weggezogen. Seit etwa acht Jahren lebe ich in Leeds in England. Probleme habe ich inzwischen nicht mehr. Allerdings kann ich nicht in jedes Land einreisen mit meiner Vergangenheit. Ich kann definitiv nicht in die USA, um medizinisches Marihuana zu bekommen. Auch China lässt mich nicht mehr ins Land. Wie auch Australien …

Gibt’s dafür offizielle Begründungen?

Ich bin bei denen unerwünscht, weil ich deren Gesetze gebrochen habe. Aber ich wurde von diesen Ländern nie verurteilt. Schwamm drüber, damit werde ich leben müssen.

Während Ihrer kriminellen Laufbahn brachten Sie es auf 43 Identitäten, 89 Telefonnummern in der Vor-Händy-Ära und 25 Import-Export-Gesellschaften, die einem einzigen Zweck dienten. Jetzt wurde Ihr Leben verfilmt – wie ist es, sich auf der Leinwand zu sehen?

Es ist verstörend! Ich mag es und es ist eine Ehre, sein Leben verfilmt zu sehen. Außerdem ist Rhys (Anmerkung: Ifans, der Hauptdarsteller) ein Freund von mir, er stammt wie ich aus Wales, und ich kenne ihn seit seiner Zeit bei den Super Furry Animals.

Hatten Sie eigentlich damals einen Ghostwriter für das Buch, das nun als Vorlage für den Film diente?

Nein, warum sollte ich? Bei meinem Leben hatte ich ja auch keinen Ghostwriter – und hätte den auch nicht benötigt. Am Buch habe ich neun Monate geschrieben. Ich finde, alle guten Dinge sollten neun Monate brauchen.

Inzwischen sind Sie 65 Jahre alt geworden, sehen aus wie ein Überlebender der Rolling Stones, haben vier erwachsene Kinder. Bleiben da noch Erwartungen ans Leben? Und wie ist das Feedback Ihrer Kinder?

Nein, weitere 25 Jahre Knast gehen sich ja nicht mehr aus! Die Kinder sind erwachsen. Ich bin auch nicht mehr verheiratet. Manchmal sind die Kids stolz auf mich, etwa auf einem Festival oder wenn sie in einen Club in London reinwollen. Oder wenn ich wo als DJ auflege, was ich gelegentlich tue. Dann berufen sie sich auf ihren alten Vater.

Und zieht man dann Generationen übergreifend gemeinsam einen Joint durch?

Nein, da mische ich mich nicht ein. Ich berate sie vielleicht, wenn sie darauf Wert legen sollten. Aber ich brauche sie weder zu ermutigen noch zu entmutigen. Das tut schon die Gesellschaft selbst.

"Mr. Nice" (Polyfilm) ist seit 21. Oktober im Kino zu sehen und startet am 25. November auf Blu-ray und DVD (Koch).

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