Das propere Trio Leitstrahl stellt sich der Frage nach klassischem Synthie-Disco-Sound in gegenwärtiger Form. Dabei wird reichlich vom Guten gereicht.
Aufgemerkt! Die Zeitberichtigung mittels Fluxkompensator steht vor dem Abschluss. Pünktlich zu den Iden des März hat das handsome Trio Leitstrahl sein gut gereiftes Elaborat im wild orientierungslosen 2021 zur Landung gebracht. Zugegeben: Das geneigte Ohr des Jungspunds wurde in der letzten Dekade ein wenig kurzgehalten, was diese Art von Soundästhetik, wie sie etwa auch M83 zelebrieren, betrifft. Wir sprechen vom tanzbaren Synthie-Pop der frühen 1980er mit einer würzigen Schlagseite Richtung Italo Disco – inklusive der großen Vordenker. Eine der letzten Revolutionen des Monolithen Pop sorgte damals für eine aufregende Zeit, während der Hip-Hop stolpernd auf Schiene gebracht wurde.
Passend zu den Wirren unserer Tage findet man mit dieser klassischen Prägung ausgerechnet in Holland – mit Bordello A Parigi – das richtige Label, das, breit aufgestellt, für diese Stilrichtung einen besonderen Platz im Herzen hat. Sehr stimmig.
Herzerwärmend, legendär
Es ist eine auf Knien mit hohem Einsatz von Herzblut gefertigte Hommage für das beschriebene Klangbild. Vornehmlich instrumental wird der hypnotischen Wirkung des Beats der nötige Raum zur Entfaltung gegeben. Und es wird reichlich vom Guten gereicht – auch bei den vier Vocal-Tracks. Gleichermaßen passend wie herzerwärmend stellt sich sogar der legendäre John Jøn Foster von Bronski Beat mit einem Falsetto ein. Ein tiefer Hofknicks als Grätsche zwischen den Zeiten: traditionell gekocht und doch neu gedacht. Mögen der Prophet 5 oder der JP-8 gurgeln, die Linndrums sich schmusig mit dem Oberheim treffen und alle zusammen unbeirrt dem Reinheitsgebot der Magie frönen.
»Chromium Dioxide« von Leitstrahl ist am 22. März 2021 bei Bordello A Parigi erschienen.