Die Wiener Gruppe hat ihren eigenständigen Sound gefunden. Sie bleibt ihm auch auf Album Nummer drei treu – und das ist gut so.
Wiedererkennungswert, der. Definition: »Eigenschaft, als etwas Bekanntes, Vertrautes erkannt, wahrgenommen zu werden.« Beispielsatz: »Die Gruppe Buntspecht hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert.« Der im Marketing-Bullshit-Bingo versprochene Heilige Gral war der sehr guten Wiener Gruppe schon mit dem ersten Album »Großteils Kleinigkeiten« (2018) fast sicher, spätestens mit »Draußen im Kopf« (2019) war dieser Status einzementierter als Mafioso-Patschen. Diese Melange aus Klezmer, Barden-Pop und Kammer-Punk mit nasalem Gesang in Wiener Hochdeutsch war und ist ansonsten ebenso unerhört ungehört wie künstlerisch hochwertig: Beide Alben sind junge Klassiker der alternativen Popmusik in diesem Lande.
Das schwierige dritte Album
Die Crux mit dem Wiedererkennungswert ist allerdings, dass dieser sein Korsett recht eng geschnürt trägt, Wiederholung zum Muss, Innovation zum nur dosiert eingesetzten Mittel macht. In der populär konsumierten Kunst ein Spannungsfeld aus Erwartungshaltung, Langeweile, Ethos. Vor allem mit dem dritten Album, dem schwierigen. Das erste definiert den Klang, das zweite baut ihn aus – das dritte …?
Sagen wir so: Buntspecht bleiben Buntspecht, von A bis Z, in Ton und Wort. Eine Gruppe, die eben weiß, wie sie klingen kann, wie sie zu klingen hat und, vor allem, dass sie genau auf diese Art und Weise besonders gut klingt. Denn: Aus jedem der elf Stücke sprießt die pure und unbändige Spielfreude, die einer so kollektivistisch organisierten und eingespielten Band wie dieser hier zuletzt sehr abgegangen sein muss. Da sitzen die Bläser genauso perfekt wie die Quetschn es tut; quasi jeder Fingerschlag wirkt federleicht, aber gleichzeitig so notwendig im komplexen Soundkleid.
Dazu die Texte, die immer schon zwischen Slam-Poetry und klassischer Songwriter-Wortakrobatik balancieren und den Banalitäten dieser Generation im Übergang wortgewaltig Ausdruck verleihen. Beispiel: »Im Streichelzoo der Smartphones wünscht ich, dass du mich berührst.« Wer so klingt und textet, braucht sich um die Crux des Wiedererkennungswertes keine Sorgen zu machen. Denn: Das wird nicht langweilig.
Das Album »Spring bevor du fällst« von Buntspecht ist heute, also am 11. Juni 2021, bei Phat Penguin erschienen. Die Band ist an folgenden Terminen live zu sehen: 11. Juni, Klosterneuburg, Unser Weidlinger — 12. Juni, Linz, Posthof — 15. Juni, Wien, Konzerthaus — 11. Juli, Fels am Wagram, Sommer Zeit — 20. August, Saalfelden, Jazzfestival.