Guter Song, gutes Video: Die Wiener Animationsexperten von Bounty Studio setzen den Folkpop von Witwer animalisch in Szene.
Politische Wölfe im Schafspelz, sandelnde Hunde, dekadente Schweine, Liebeskummerbären und selbstverliebte Flamingos. Wenn man sagt, dass es beim neuen Video der Wiener Gruppe Witwer ziemlich tierisch zur Sache geht, ist das nicht übertrieben: »Taube« entführt die Hörenden und vor allem die Sehenden in eine triste, wohlstandsverwahrloste und asphaltierte Leere einer Großstadt – die Zeichen verdichten sich, es könnte Wien sein. Denk an diese eine Folge von »Bojack Horseman«, wo unter Wasser keiner seinen Mund aufmacht, weil ohnehin alles Tristesse ist. Was Sebastian Freudenschuss vom Wiener Animationsstudio Bounty aus diesem Video gemacht hat, ist schon aller Ehren wert. Nicht umsonst ist es auch beim Festival Best Austrian Animation in der Rubrik »Musikvideo« nominiert.
Aber nicht nur das Video überzeugt, auch das Audio-Erlebnis ist gar verzückend – wie generell nicht anders von Witwer zu erwarten war. Im Sommer 2022 erscheint das zweite Album »Aber bitte nicht hier!«, 2018 gab’s »Fluss«. Die bislang vorgestellten Singles lassen auf eine Großtat hoffen. »Taube«, das im unverwechselbaren Stil mit verschleppt-krachendem Folkpop daherkommt, handelt – natürlich passend zum Video, beziehungsweise eigentlich umgekehrt – von den Belanglosigkeiten der Lohnarbeit in modernen Gesellschaften, vom Grau(en) dieser Tage. Stichwort: Identifikationspotenzial!
»Taube« ist die vierte Single aus »Aber bitte nicht hier!«, dem zweiten Album von Witwer, das im Sommer 2022 bei Strizzico erscheinen soll.