R&B und Rap aus Österreich mit genau so viel Attitüde wie Aufmerksamkeit ist nichts Alltägliches. Eli Preiss wartet mit ihrem Debüt auf.
Eli Preiss veröffentlicht ihr Debütalbum – und die Fangemeinden auf Instagram und Youtube warten schon darauf, die Szene und die Medien auch. Die junge Wiener Musikerin schmachtet auf »Lvl Up« in Zeitlupe vom Gameboy-Spielen und von »bisschen Meat grillen«, bis »die Police an der Tür klopft«. Ihr Werkzeug ist das Idiom ihrer Generation, welche im Marketingplan wohl auch als Zielgruppe definiert wurde. Anglizismen wechseln sich in stetiger Verballhornung mit deutschestem Hochdeutsch als Kunstsprache ab. Preiss feiert den Endboss und grüßt die Bossbitch, während sie sich bei »Mario Kart« noch Bananas checkt. Sprache als Ausdruck des eigenen Habitus, das ist nichts Ungewöhnliches. In diesem Fall ist es Hip-Hop und Popkultur mit Augenzwinkern und wohl auch ein Streitfall zwischen den Generationen, der interkulturelle Missverständnisse beschwören kann.
Den Mittelfinger in die Runde
Preiss’ Botschaften sind dann doch manchmal subtil, bleiben aber mit dem Code der Adoleszenz versehen. Der Ernsthaftigkeit will sie – wenn es geht – aus dem Weg gehen. Ihr Debüt ist ein hedonistischer Rauschzustand, der vom Zocken und vom Warten aufs Amazon-Packerl erzählt. Es berichtet von der Sehnsucht nach früher, als alles noch ein bisschen einfacher war – Nostalgie im Gameboy-Format. Die Oberfläche verlässt Preiss selten, und zwar dann, wenn sie in die Realitäten ihrer Generation blicken lässt. Dort erzählt sie vom eigenen Streben nach emanzipatorischer Selbstbestimmung. Selbstbewusst und immer laid-back streckt sie den Mittelfinger in die Runde, schildert Ängste und Zweifel, wie sie zwischen den Welten verloren geht und sich ebendort wiederfindet.
Die tragende Säule von »Lvl Up« ist Eli Preiss’ melancholischer Gesang. Ihre Waffe der Text. Kontext bilden musikalische Elemente aus dem Gaming, aber auch aus der Lounge der Zukunft und die wuchtig pulsierenden Beats. Preiss steht am Anfang ihres Weges. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Ein weiteres Tor gegen die hedonistische Oberfläche würde dem Spiel aber zweifelsfrei guttun.
Das Album »Lvl Up« von Eli Preiss erscheint am 10. Juni 2022 bei Mom I Made It. Live zu sehen ist die Musikerin am 9. Juli beim Electric Love Festival in Salzburg.