Das schieche Wort – Album Nummer drei der Leftovers

Lifestyle kannst du nur verkaufen, wenn das Produkt passt. Und das tut’s auch auf dem dritten Album der Leftovers.

© Anna Francesca

Metallarbeiter*innen weltweit können bezeugen: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Und die vermeintlichen Industry-Plants Leftovers wissen das natürlich auch: Du musst nachlegen, solange sie dich noch für den heißesten Scheiß halten. Und Letzteres tun die gefühlt Milliarden Fans der Wiener Krawallrocker, die riesige Hallen so schnell ausverkaufen, dass kein Dynamic Pricing auf den halsabschneiderischen Plattformen mehr mitkommt. Da ist es nur logisch, dass zwei Jahre nach dem Debüt bereits das dritte Album rausgeschmissen wird. Nach dem erbarmungslosen »Krach« und dem durchaus auch resignierenden »Müde« darf’s jetzt ein bisschen mehr sein. Gleich direkt rein ins schieche Wort vom »Erwachsenwerden«, direkt rein in den dazugehörigen Fatalismus. Größtenteils geht es wieder um generational Topics, um Weltuntergänge, um Lieder vom Ende des Kapitalismus, um diesen gottverdammten Nihilismus, auf dessen unzerstörbarer Kraft auch der Ruhm der Anfangzwanziger fußt. Immer mit dem genau austarierten Eitzerl edgy sind die Leftovers der wahrgewordene Bandtraum für all jene, die sich die Kante selbst nicht ganz so trauen. Ein Brückensprung in die Donau, nur halt als Band.

Einfach gute Musik

Was man neben all dem perfekt orchestrierten Auftritt, Image und Zielgruppenoptimierungsquatsch auch nicht vergessen darf – und das tun viele: Diese Band macht halt einfach gute Musik. Du kannst niemandem einen Lifestyle verkaufen, wenn das Produkt an sich scheiße ist. Richtig, auch auf »Es kann sein, dass alles endet« gibt’s mehr Hits als in einer durchschnittlichen Diskografie: zum Weinen, zum Grölen, zum An-die-Wände-Schmieren, für den Eskapismus im Kleinen. Trotz all dem Ethos sitzt da einfach alles, die Texte, die Klavierballaden, Stoner-Grunge, Punkrock. Zufälle sucht man vergeblich. Produziert von Georg Gabler (u. a. Fendrich, Wanda) und Sven Regener (OMG) ist die Scheibe erstmalig ein komplettes Bandprojekt. Alle schreiben, alle singen – wer wann ist längst egal. Denn live – und darum geht’s – singen sowieso alle in der Halle. Also die, die schnell genug waren.

Leftovers »Es kann sein, dass alles endet«

Das Album »Es kann sein, dass alles endet« der Leftovers erscheint am 11. Oktober 2024 bei Phat Penguin. Live-Termine: 6. Dezember, Linz, Stadtwerkstatt — 7. Dezember, Graz, PPC — 16. Dezember, Wien, Arena

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