Arnold Schönbergs Popowitze – »Die Prinzessin. Ein Schönbergmärchen« im Dschungel Wien

Die Prinzessin stürzt beim Tennis und verletzt sich den Popo. Aber pssst – vielleicht war es ja doch nur das Knie! Ein musikuntermaltes Spektakel, das nicht nur die Kleinen zum Lachen und Schreien bringt.

© Franzi Kreis

Wer beim Titel »Die Prinzessin. Ein Schönbergmärchen« erstmal daran denkt, wie Kinder reagieren würden, wenn sie eine Stunde Zwölftonmusik hören müssten, der sei gleich mal beruhigt! Komponiert hat die Musik nämlich Margareta Ferek-Petrić und Arnold Schönberg kommt hier eine ganz andere Rolle zu: Zum 150. Geburtstag des Komponisten wird er als lustiger Familienvater und Geschichtenerzähler gezeigt, von dem eher nebenbei erwähnt wird, dass er auch Musik macht.

»Mein Papa ist ein Musiker«

Denn Arnold Schönberg erzählte seinen Kindern tatsächlich gerne einfallsreiche Geschichten. In einer davon geht es um die Prinzessin, die beim Sport hinfällt und sich – ausgerechnet – den Popo verletzt. Diesen peinlichen Umstand verbergend sucht sie mithilfe ihrer tierischen Diener*innen nach Linderung – die aber schwer zu finden ist. Zumal der vergessliche Wolf einfach das Wort, wie war das denn noch mal? Vielleicht Apropos … , nein …  Apollo, nein … Alpaka? Aber es ist natürlich die »Apotheke« wie ihm die Kinder im Publikum aus vollem Halse zurufen, fast schon bereit die Bühne zu stürmen, weil er es scheinbar immer noch nicht kapiert.

»Die Prinzessin. Ein Schönbergmärchen« (Bild: Franzi Kreis)

Abenteuer und Märchengrusel gibt es hier nicht, dafür aber wunderbare Sprach- und Körperkomik, lustige und grandios dargestellte Figuren, sowie ein Arsenal an Furz- und Popowitzen. Dazu ein Musikensemble, das die Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente voll zu humoristischen Zwecken ausschöpft und das Geschehen in seiner Absurdität auf die Spitze treibt. Erstaunlich ist auch die einfallsreiche Verwendung von Bühnenrequisiten. Ein netzartiger Vorhang, der rund um die Bühne gespannt ist und auf Schienen bewegt werden kann, dient dabei nacheinander als Bademantel, Tennisnetz, Großmutterumhang, Klingel und als Schiff – man muss es gesehen haben, um es sich vorstellen zu können.

Die universelle Magie von Furzwitzen

Im Verlauf der Produktion verliert sich die Handlung ein wenig, vor allem gegen Ende, und ein wirklich runder Abschluss gelingt nicht. Aber zumindest bleibt so das Spontane einer Geschichte erhalten, die mal eben so im Moment entstanden ist. Einzig etwas mehr Zeit im Hause Schönberg  hätte ich mir gewünscht, die Rahmenhandlung geht sehr rasch zur Märchenerzählung über.

Denn es ist einfach erfrischend einen berühmten Komponisten mal ganz anders zu sehen – weit weg von Mozartkugel-Kommerz-Kitsch und glänzenden Prachtsälen. Das ist eben die universelle Magie von Furzwitzen. Abgesehen davon, dass sie alle Altersgruppen gleichermaßen zum Lachen bringen, werden in ihrer Nähe alle – seien es Prinzessinnen oder berühmte Komponisten – zu ganz normalen Menschen, wie du und ich. Und somit auch das Komponieren und Musizieren an sich auf eine liebenswert zugängliche Art entbläht.

»Die Prinzessin. Ein Schönbergmärchen« (Bild: Franzi Kreis)

»Die Prinzessin. Ein Schönbergmärchen« war von 7. bis 17. November 2024 im Dschungel Wien zu sehen.

Dieser Text ist im Rahmen eines Schreibstipendiums in Kooperation mit dem Dschungel Wien entstanden.

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