Fünfzehn Menschen, fünfzehn Highlights – Fünfzehn Jahre Waves Vienna

Anlässlich der fünfzehnten Ausgabe von Waves Vienna haben wir fünfzehn Leute, die dem Festival nahestehen, gute Erfahrungen damit verbinden oder einen interessanten Blickwinkel darauf haben, gebeten ihren persönlichen Höhepunkt aus der Festivalgeschichte mit uns zu teilen. Hier sind ihre Antworten.

© Bernhard Frena / Austin Neill / Unsplash

Michel Attia

Leiter Booking und Events Radio FM4

Michel Attia (Bild: Peter Hoermanseder)

Ich liebe Wien. Aber manchmal wünsche ich mir mehr kosmopolitischen Vibe in der Stadt. Und ich liebe Festivals. Aber manchmal wünsche ich mir mehr unbekannte spannende Acts im Line-up. Waves Vienna schafft beides: Wien für ein paar Tage mit den vielen internationalen Gästen aus der Musikbranche zu einem kosmopolitischen Ort zu machen. Und unbekannte spannende Acts im Line-up zu präsentieren. Für mich ist Waves Vienna ein jährliches Highlight in meiner Heimatstadt. Am liebsten erinnere ich mich an das Jahr 2022 und unser gemeinsames »Speak Ösi«-Pop-up-Dinner im versteckten Top 6 – The Supersense Private Supper Club. Die leuchtenden Augen der nationalen und internationalen Gäste beim Betreten dieser absurd-stylishen Wohnung sehe ich immer noch genau vor mir.

Alona Dmukhovska

Leiterin Music Export Ukraine

Alona Dmukhovska (Bild: Oksana Osypova)

Mein Waves-Vienna-Highlight war, als die Ukraine 2020 während Covid als Fokusland präsentiert wurde. Zusammen mit dem Ukrainischen Institut haben wir damals unsere größte Delegation bis heute organisiert: sechs diverse Acts (Dakh Daughters, Fo Sho, Krapka Koma, The Castle, Tik Tu und Tse Sho) sowie eine Paneldiskussion. Alle Performances wurden in der Venue Atlas in Kyiv unter erstklassigen Produktionsbedingungen gefilmt und live gestreamt. Das hat die ukrainische Musikszene trotz Lockdown für ganz Europa zugänglich gemacht.

Susanna Fellner

Kulturkommunikatorin Wiener Konzerthaus

Susanna Fellner (Bild: Florian Auer)

Ein einziges Highlight aus fünfzehn Jahren Waves Vienna herauszupicken, ist ob der unzähligen Erlebnisse quasi unmöglich, selbst wenn ich mich auf die sieben Ausgaben während meiner Mitarbeit beschränke. War es die legendäre Schifffahrt nach Bratislava in meinem ersten Jahr als Praktikantin, Wandls heilige Musikmesse in der Canisiuskirche oder doch die queere Knutscherei des Schmusechors im Prückel? Ganz oben steht aber definitiv – Achtung Kitsch! – die Zusammenarbeit mit dem wunderbaren Festivalteam hinter Waves Vienna.

Alexander Galler

Fotograf Waves Vienna

Alexander Galler (Bild: Hannah Tögel)

Ein einzelnes Highlight auszumachen, ist für mich unmöglich. Seit 2017 ist Waves Vienna fester Bestandteil meines Jahres-Event-Kalenders und es wurde zu einem jährlichen Highlight an sich, vor allem wegen seines vielseitigen Bookings, der informativen Conferences und der Nähe zur Wiener Undergroundszene. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir der Besuch am alten Otto-Wagner-Areal (im Rahmen der Waves Vienna Delegates Tour; Anm.), der Auftritt von It’s the Lipstick on Your Teeth und die Canisiuskirche als eine der schönsten Venues.

Wolfgang Grob

Finance und Controlling Waves Vienna

Wolfgang Grob (Bild: Florian Auer)

2014, Flex. Eigentlich nur noch ein schnelles Bier im Flex Café – und dann: Auf der Ministage legt ein Trio los, dass mir fast die Flasche aus der Hand fällt. Repetitor aus Belgrad. Ein Gitarrist, der die Wut der Welt hinausschreit, eine Bassistin, stoisch wie eine Statue – und die Drummerin: pure, scheinbar unerschöpfliche Energie. Zornig, roh, atemberaubend. Punk, Pre-Punk. Post-Punk und alles dazwischen. So geht Showcase-Festival.

Sabine Kronowetter

Musik-PR und -Marketing / PR Waves Vienna

Sabine Kronowetter (Bild: Sabine Kronowetter)

Ich habe, glaube ich, kein einziges Waves Vienna ausgelassen, unzählige tolle Acts und Menschen kennengelernt – ein Highlight herauszupicken, ist unglaublich schwer. Doch Bex vor zwei Jahren im Loft kommt mir als Erstes in den Sinn. Fast wäre ich nicht hingegangen, ich war müde und eigentlich schon auf dem Heimweg. Das wäre ein Fehler gewesen! Das Loft: überfüllt, heiß, kein Platz. Aber Bex entfachte eine Energie, die jede*n im Raum erfasste. Wir schwitzten alle zusammen, drängten uns aneinander – eines der coolsten Konzerte. Genau für diese Überraschungen liebe ich Waves Vienna. Bex hat verdientermaßen dann auch den XA gewonnen.

Smaranda Krings

Leiterin Question Me & Answer (QMA)

Smaranda Krings (Bild: Smaranda Krings)

Mein Highlight war natürlich unser QMA-Showcase. Das war 2021 und alle waren zwischen den Lockdowns in voller Feierlaune. Die Fotos vom Abend zeigen eine wild tanzende Menge, wie man sie selten in Wien sieht. Es gab Performances von Jungle Jade, Vereter, Dacid Go8lin und Aygyul – die Audience hat es so gefühlt! Nur leider nahm jemand an diesem Abend unsere coolen QMA-Kissen mit. Ich hoffe aber, die Person verbindet mindestens genauso schöne Erinnerungen an den Abend wie ich.

Theresa Langner-Schibranji

Leiterin Morinoko / Marketing und Sponsoring Waves Vienna

Theresa Langner-Schibranji (Bild: Gilbert Langner-Schibranji)

Waves Vienna 2016, ich besuchte als Radiomitarbeiterin erstmals die Konferenz. Nach einem Panel von Scott Cohen (damals The Orchard) kamen Scott und ich ins Gespräch: Er schwärmte von Streaming und Blockchain, ich vom Radio. Am Ende führte dieser Austausch zu meinem ersten richtigen Job in der Musikindustrie – einem Praktikum bei Music Ally in London. Heute, fast zehn Jahre später, betreue ich alle Marketing- und Sponsoringthemen bei Waves Vienna und leite meine eigene Musikagentur Morinoko.

Mwita Mataro

Musiker und Filmemacher

Mwita Mataro (Bild: Gabriel Hyden)

Drei Jahre bevor ich mit At Pavillon selbst am Waves Vienna gespielt habe, war ich 2014 mit unserem Schlagzeuger Paul Ali als Besucher des Festivals im Flex. Wir waren wegen der britischen Band Blaenavon dort, die Paul vorher aus dem Line-up herausgesucht hatte. Was diese drei Burschen an Sound kreierten, war zehnmal krasser als das, was wir damals aus Wien gewohnt waren. Im Anschluss lernten wir sie sogar persönlich kennen und ich blieb mit ihnen in Kontakt. Als sie dann ein paar Jahre später als Support der Europatour von Two Door Cinema Club im Gasometer spielten, übernachteten sie bei mir in der Wohnung. So eine internationale Band nicht nur zu erleben, sondern auch kennenzulernen, machte die Musikszene für mich gleich viel greifbarer.

Dominik Oswald

Musikjournalist The Gap

Ein noch jüngerer Dominik Oswald am Weg zum Waves Vienna 2011. (Bild: Dominik Oswald)

Über 300 Bands bei Waves Vienna gesehen, über zig davon für The Gap geschrieben (heuer wieder!), über zig davon wieder vergessen. Einiges hatte Nachhall, besonders: die (alte) Pratersauna beim allerersten Waves Vienna 2011, weltenöffnend für Indie-Boys aus der Provinz. Ja, Club war super, Line-up in der Venue sowieso, Sound sicher auch, aber am erinnerungswürdigsten bestimmt die Visuals bei Ken Hayakawa. Wellen (ha!), die mich sofort auf die Wellen­länge (ha!) des Waves (ha!) brachten.

Michaela Pichler

Musikjournalistin Radio FM4

Michaela Pichler (Bild: Michaela Pichler)

Waves Vienna bedeutet nicht nur, neue Musik aus allen Ecken und Enden der Welt zu entdecken, sondern auch viele, viele Artists, die man schon länger liebt, endlich in Österreich live zu sehen. Ein solcher Glücksfall war zum Beispiel der Auftritt von Chastity Belt – einer US-amerikanischen Truppe aus Walla Walla, Washington, die 2019 ihren Indie-Garage ins Wuk brachte. Davor gab’s mit den vier Musiker*innen noch ein Interview für Radio FM4, das mir lange im Gedächtnis blieb, danach noch ein Bandshirt frisch aus ihrem Tourbus. Und, ja, das trag ich natürlich immer noch.

Annemarie Reisinger-Treiber

Managerin Oska

Annemarie Reisinger-Treiber (Bild: Johannes Reisinger-Treiber)

Waves Vienna 2020 markiert mein ganz persönliches Highlight, als Singer-Songwriterin Oska, die ich seit 2019 manage, den XA gewann. Diesen sehe ich bis heute als ganz wichtigen Schritt in Richtung internationale Karriere. Er war quasi das Eintrittsticket zum Reeperbahn Festival im darauffolgenden Jahr, bei dem Oska für den Anchor Award nominiert wurde, von Jurymitglied Tom Odell entdeckt und wenig später eingeladen wurde, mit ihm auf Europatour zu gehen. Seit dem Auftritt bei Waves Vienna wächst der internationale Erfolg Oskas stetig.

Katja Thalerová

Konferenz- und Projektmanagerin Lala – Slovak Music Export

Katja Thalerová (Bild: Sona Maletz Nosalova)

Waves Vienna bedeutet mir sehr viel. Es war eines der ersten Showcase-Festivals, das ich besuchte, und es prägte meine professionelle Ausrichtung. Seit meinem ersten Jahr 2017 entdeckte ich dort stets coole neue Musik. Dazu kommen noch all die großartigen Konzerte, wie Wandls Auftritt in der Kirche, der einzigartige Fai Baba oder Orions Belte, die bei mir auf große Resonanz stießen. 2018 war die Slowakei Fokusland und wir hatten Gelegenheit eine wunderschöne Reception und ein paar slowakische Delegations zu organisieren. Für mich ist Waves Vienna immer ein sehr angenehmer musikalischer Start in den Herbst, bei dem sich großartige Leute auf einem großartigen Festival treffen.

Hannes Tschürtz

Labelchef Ink Music

Hannes Tschürtz (Bild: Sophie Löw)

Es erscheint mir unmöglich, fünfzehn Jahre in einem einzigen Moment zu bündeln. Zu schrill und vielseitig sind die Erinnerungen und Erlebnisse. Aber durch unser Mitwirken am Booking in den Anfangsjahren erinnere ich mich besonders lebhaft an die Entstehung an sich, an viele Debatten um Details und frühe Line-up-Highlights mit einstigen Zukunftshoffnungen. Manche von denen wurden leider zu Unrecht völlig vergessen; andere sind tatsächlich riesige Acts mit schönen Karrieren geworden. Was bei all dem toll ist: Das Festival hat sich immer wieder stark gewandelt und mittlerweile eine schöne Form im Dasein als echtes, niederschwelliges Entdecker*innenfestival für ein buntes Publikum gefunden.

Stefan Weinöhrl

Booking Waves Vienna

Stefan Weinöhrl (Bild: Stefan Weinöhrl)

2014 – ich war Praktikant bei Waves Vienna und ziemlich nervös – unterstützte ich Max Zeller beim Booking und Artist Care. Als Mount Kimbie in der Alten Post spielten, drehte der Lichttechniker die Nebelmaschine so stark auf, dass man praktisch nichts mehr sah. Statt an seinem Platz zu stehen, tanzte er wild hinter den Musikern. Der Feueralarm ging los, die Feuerwehr rückte an. Alle mussten raus. Chaos. Auf die Frage, warum er den Nebel so hochgedreht hatte, sagte er nur grinsend: »Wenn i dabei bin, bin i voi dabei!«

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