Genreerneuernde Reimkaskaden – Das Debütalbum »Krrra« von Nenda

Wer Abwechslung vom derzeit trendigen Hip-Hop-Einerlei sucht, wird auf Nendas großartigem Erstling Track für Track erneut fündig.

© Suna Films

»Hip-Hop ist tot!« Diese Ansage rauscht alle paar Jahre mal wieder durch den Blätterwald. Letztes Jahr hat dann der Beef zwischen Drake und Kendrick Lamar das totgesagte Genre in den Augen der Kondolenzschreiber*innen doch noch wiederbelebt. Aber auch abseits medial gut ausschlachtbarer Diss-Track-Kleinkriege haben sich die voreiligen Nachrufe bislang eben immer als das erwiesen: voreilig. Trotzdem lässt sich eine gewisse Genremüdigkeit nach gut fünfzig Jahren durchaus nachvollziehen. Zum Glück ist Hip-Hop außerordentlich gut darin, sich immer wieder neu zu erfinden. Es braucht nur Artists die dabei helfen.

Narrative Reimkaskaden

Und hier kommen wir endlich zu Nenda: Vier Jahre nach der vielversprechenden Debütsingle »Mixed Feelings« der gebürtigen Tirolerin folgt nun endlich ihr Debütalbum. »Krrra« ist vollgepackt mit musikalischen Geistesblitzen, mit Beats, die überraschen, Wendungen, die bekannte Muster in neue Richtungen drehen, sowie einem technisch ausgeklügelten Flow, der all dieses sprudelnde Potenzial nicht nur zusammenhält, sondern in genreerneuernde Bahnen lenkt. Da ist »Growing Pains«, in dem Nenda über reduziertem Beat in schier endlosen Reimkaskaden rezentes Trauma verarbeitet sowie ihren beginnenden Ausstieg aus dem tiefen Loch der Trauer skizziert. Oder »Alone« mit einer unwiderstehlichen Hook aus melodischem Gitarrenriff und hingehauchtem Refrain. Oder die verträumt-verliebte Ode an »Ella«, in der der titelgebende »angel fallen to this earth« besungen wird (Bonuspunkte für den Rihanna-Teaser). Oder die hypnotische Erzählung in »Sleep«, dessen dröhnende Bassline exakt den Moment zwischen Ein- und Schlafen evoziert. Oder die wütend-abgeklärte Abrechnung mit rassistischen Diskursen im Titeltrack. Oder die zwei Indie-Jumpscares »Stellar« und »Runaway«, die in weniger fähigen Händen Steine im Getriebe sein könnten, hier aber einfach eine weitere Facette hinzufügen. Oder … Es sind Platten wie »Krrra«, bei denen klar wird, dass Hip-Hop noch lange nicht den Teich der frischen Ideen leergefischt hat. Auch wenn Nenda sich gerade einen beachtlichen Teil davon geangelt hat.

Nenda »Krrra«

Das Album »Krrra« von Nenda erscheint am 14. November bei Wirbelwind Productions. Die nächsten Konzerttermine lauten: 26. November, Wien, Konzerthaus — 27. November, Linz, Stadtwerkstatt — 28. November, Villach, Kulturhof — 29. November, Graz, Dom im Berg — 11. Dezember, Hard, Kulturwerkstatt Kammgarn — 12. Dezember, Schlanders (IT), Basis Vinschgau Venosta — 13. Dezember, Treibhaus, Innsbruck — 5. Februar, Karlsruhe (DE), Kohi — 6. Februar, München (DE), Milla — 7. Februar, Bayreuth (DE), Neuneinhalb — 8. Februar, Berlin (DE), Badehaus

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...