Alle Jahre wieder blickt unsere Redaktion auf die popkulturellen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. Mit streng subjektivem Blick. Was Luise Aymar aus 2025 besonders in Erinnerung bleiben wird, könnt ihr hier nachlesen.

2025 war ziemlich neu, ziemlich viel, ziemlich lustig und ziemlich schön. Außerdem war es das Jahr in dem ich 23 wurde und schon irgendwie langsam das Gefühl vom Ernst des Lebens verspürte. Ältere müssen bei dieser Aussage bestimmt lachen, das werde ich in spätestens fünf Jahren oder so auch tun. Aber heuer ging es tatsächlich um viele neue Anfänge, die Reflexion von alten und das Verarbeiten von neuen Erfahrungen. Wenn mir das mal wieder über den Kopf wuchs, half mir (und ich weiß, das klingt kitschig) Musik dabei diese Gefühle, nun ja, zumindest optimistisch zu sehen. Ein paar der wichtigsten Titel, seht ihr unten aufgelistet.
Top 10 Songs des Jahres
10. Baby Panna »Glass Half Full«
Mit der Mischung aus Jazz und melodischem Hip-Hop komponierte Baby Panna heuer den Begleitsong für meinen morgendlichen Kaffee in den Minuten des Durchatmens bevor der Tag wirklich begann. Insbesondere sein Song »Glass Half Full« sorgte in den frühen Stunden für Entspannung, Loslassen und die nötige positive Perspektive, nicht zuletzt wegen seines optimistischen Titels. Dass der Musiker, neben seinem Dasein als UK-Rapper, auch Poesie schreibt, trägt zum Affekt seines Stils bei und lässt sich auch im neunten Song auf seinem Album »The Jazzification Of Man« heraushören.
9. Dublon »Pollen«
Die Tracks von Dublon, einem norwegischen Jazz und House DJ, versüßen mir schon lange musikalisch die zahlreichen Stunden vor dem Laptop. »Pollen«, einer seiner neuesten Releases, kreiert dabei eine ganz besondere Atmosphäre. Mit seinem ruhigen, verspielten und rhythmischen Ambientsound eignet er sich perfekt dafür, um mich aus meinem WG-Zimmer heraus in ein tiefes Orange am Himmel und warmen Sand unter den Füßen zu transportieren. So schafft der Song einen Trancezustand und bringt gleichzeitig, durch seine Mischung von klassischem Saxofon und modernen Synths, die Füße unterm Schreibtisch zum Wippen.
8. Tyler, The Creator »Ring Ring Ring«
September 2025: Ich sitze am Steuer eines kleinen, blauen Fiat Pandas und fahre die Nordküste Siziliens entlang. Tyler, The Creator dröhnt laut aus den Musikboxen des Mietwagens. Mit seinem Song »Ring Ring Ring», der sich irgendwo zwischen Synth-Funk und Electro-Disco einordnen lassen könnte, hebt der Rapper sich genretechnisch ein wenig von seinem sonst eher Alternative Hip-Hop-Stil ab. Obwohl ich bei Tyler, The Creator ohnehin nie dazu raten würde, ihn in eine bestimmte Genre-Schublade zu stecken, sondern ihm lieber, bei dem, was er macht, einfach zuzuhören. Durch seinen chaotischen Groove und sein humorvolles Telefonklingeln eignete sich »Ring Ring Ring« diesen Sommer perfekt für die Überfahrt von Palermo nach San Vito Lo Capo.
7. Sabrina Carpenter »Manchild«
Jaaa zugegeben, der siebte Song meiner Liste fällt stilistisch ein wenig aus der Reihe. Doch er richtet sich höchst gelungen und wunderbar ironisch – so ist es jedenfalls zu vermuten – an gewisse Cis-Vertreter eines ganz gewissen Geschlechts. In »Manchild« besingt Sabrina Carpenter mit Witz und einer Menge Leichtigkeit ein Thema, das bei den meisten normalerweise zu einem passiv aggressiven Augenrollen führen würde. Mit zuckersüßer Stimme, ironischen Lyrics und Countrypop in Dolly-Parton-Ästhetik findet der musikalische Stil der Sängerin für mich in diesem Song seinen bisherigen Höhepunkt. Und dient ganz nebenbei als ideale Abrechnung mit all denjenigen, die uns mit ihrer Unreife in Rage bringen können. Ein tiefes Durchatmen durch Stress-Relief ist nach dem Song übrigens garantiert!
6. Rubii und Amaria BB »Keep Hush«
Rubii hat es für mich als Künstlerin schon im vorherigen Jahr in diese Liste geschafft. In ihren Songs schafft es die Musikerin jedes Mal aufs Neue eine Atmosphäre zu kreieren, die einfach … naja … cool klingt. Egal ob durch ihre gelassenen Vocals oder ihre Beats im Hintergrund. Mit der britisch-jamaikanisch-guyanischen Sängerin und Songwriterin Amaria BB, versetzt sie mit »Keep Husch« ihre Zuhörer*innen in einen meditativen Zustand, umgeben von Sonne, warmem Sand und einer Menge Flow.
5. Sabrina Carpenter »Tears«
Au weh, zwei Songs von Sabrina in einer Liste … Ob das in Hinblick auf Nischigkeit und Abwechslung überhaupt erlaubt ist, ist mir jetzt aber einfach mal egal. Denn mit ihrer Mischung aus Wittiness (entschuldigt bitte den häufigen Gebrauch von Anglizismen), Disco-Pop und einer großen Prise Hornyness, wurde »Tears« zu einem meiner heurigen Lieblinge. Spielerisch leicht, besingt sie auch hier erneut in typischer Sabrina-Fashion ein allzu vertrautes Thema mit einer Menge Ironie. Die Realisation, dass viele in Beziehungen zunehmend an einen Punkt gelangen, an dem schon der kleinste Aufwand für freudige Luftsprünge sorgt, könnte man auch in einer einsam-melancholischen Klavierballade ausdrücken. Carpenter greift dieses Thema jedoch ein wenig anders auf: Das Bejubeln des bare minimums durch ihre humorvolle, satirische und sexpositive Art, zaubert beim Anhören ein Schmunzeln aufs Gesicht.
4. Coco Jones »Here We Go (Uh Oh)«
Coco Jones ist unter anderem eines der Beispiele aus diesem Jahr, warum R&B und Neo Soul zu meinen meistgehörten Genres gehören. Bei Songs wie »Here We Go (Uh Oh)« mit seinen soulvollen Vocals, seinen beruhigenden Beats und seinen smoothen E-Gitarren kann ich nicht anders als genüsslich im Flow mit dem Kopf zu nicken.
3. Olivia Dean »Nice to Each Other«
Sich bei Olivia Dean zu entscheiden, welcher von ihren vielen Releases dieses Jahr mein Liebster war, ist nicht leicht. Mit ihrem Album »The Art of Loving« teilte die Musikerin heuer gleich mehrere wunderschöne Songs mit ihren Fans. Beim Anhören von »Nice to Each Other« verpufften allerdings schon so einige Angst- oder Stressgefühle. Das macht den Song zu etwas ganz Besonderem für mich. Durch seine ruhigen Gitarrenklänge, Olivia Deans warme Vocals und vor allem das leise Rauschen im Hintergrund, zieht einen der Song in die weite Ferne, in die man sich in solchen Momenten gerne mal hineinwünscht. So funktioniert er jedes Mal wie eine kleine Meditationssession in den gelegentlichen »Ich brauch mal kurz fünf Minuten«- Momenten.
2. Raye »Where Is My Husband!«
Auf den täglichen Sprints zur U-Bahn ist »Where Is My Husband!« seit seinem Release mein bester Begleiter. Chaotisch, schnell und energetisch – mir würden viele Wörter einfallen, um den perfekten Mix aus wilden Drums, dramatischen Bläsern und den jazzy gesungenen Harmonien von Sängerin Raye zu beschreiben. Durch ihren Humor und ihre musikalischen Einflüsse aus dem Jazz eignet er sich perfekt für den Endspurt beim Zu-Spät-Kommen oder die Motivation fürs Fertig-Machen vor einem langen Abend.
1. Bad Bunny »Baile Inolvidable«
Um 2025 kommt man nicht herum, ohne auch über Bad Bunny zu sprechen – besonders wenn es um Musik geht. »Baile Inolvidable« steht beispielhaft dafür, was der Künstler mit seinem Album »Debí Tirar Más Fotos« schafft: Er verbindet Rap mit atmosphärischen Sounds und mit klassischem Salsa, um seine Heimat Puerto Rico zu ehren. Die schwere Atmosphäre, die im dritten Song seines Albums durch tiefe Vocals, dunkle Synths und Bläserklänge geschaffen wird, zieht einen zunächst in die Ferne. Kurz schaffen diese Elemente ein Gefühl der Schwerelosigkeit, dann folgt Stille. Ein kurzes Interlude von Jacobo Morales folgt, bevor der Song seine Zuhörer*innen direkt in die lebhaften Städte Puerto Ricos transportiert. Mit dieser cleveren Mischung aus Modernem und Traditionellem versetzte Bad Bunny die ganze Welt in Tanzlaune. Mit einem Albumrelease im Jänner diesen Jahres, brachte der Musiker durch Songs wie »Baile Inolvidable« das Salsa Fieber selbst in Teile der Welt, in denen zu dieser Zeit eisigster Winter herrschte.
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