Die Killers kehren mit ihrem vierten Album zum ur-amerikanischen Bombast-Pop zurück und festigen ihren Anspruch auf die Stadien dieser Welt.
Dass Musiker und die dahinterstehende Industrie ihr Geld mittlerweile eher mit Konzerten als mit dem Verkauf von Tonträgern verdienen, ist eine Binsenweisheit. Doch auch dieses Geschäftsmodell ist gefährdet. Wer füllt die leeren Stadien, wenn die Stones und U2s dieser Welt endgültig pensioniert werden? Im Bereich der Gitarrenmusik wächst bis auf wenige Ausnahmen (Coldplay, Muse) nichts in kritischer Größe nach. Zumindest in den Chefetagen von Universal darf man aufatmen: Mit ihrem vierten Album machen The Killers einen gewaltigen Schritt in diese Richtung. Die Band aus Las Vegas hat den gemeinsamen Nenner von Stadionacts wie Lady Gaga, Rammstein und den Scorpions erkannt: den unbedingten Willen zum Totalen.
Vor einigen Wochen geisterte der Begriff des Maximalpops durch die Presse. Ein (angeblicher) Trend, immer mehr verschiedene Hooklines in einem Song unterbringen zu müssen und den Breitwandsound immer breiter werden zu lassen. Selbst wer das für Schmafu hält (The XX, anyone?), muss anerkennen, dass der Begriff die Musik der Killers eigentlich perfekt beschreibt. Die Band hat Lead-Ins, die anderswo einen Song tragen würden. Und wenige andere beherrschen die Steigerung so gut. Killers-Songs starten leise und reduziert, blasen sich Spur um Spur auf und werden zum Ende immer besser. Am Ende werden alle Riffs und Gesangsmelodien zu einem furiosen Finale gegen- und übereinander gelegt, während der Drummer besinnungslos auf seine Becken einprügelt. Das Prinzip zeigt sich idealtypisch an ihrem Über-Hit »Read My Mind«, auf der neuen Platte an Tracks wie »Miss Atomic Bomb« oder »Flesh & Bone«.
Ein amerikanisches Album
Von der »britischsten Band der USA«, wie die Killers zur Zeit ihres Debüts genannt wurden, ist wenig übrig geblieben. »Battle Born« ist ein durch und durch amerikanisches Album. In Instrumentierung, Themen und Attitüde. Und auch in Zitaten: Den Basslauf von »Heart Of A Girl« hat man sich direkt bei Lou Reeds »Walk On The Wild Side« geliehen. »Here With Me« ist (leider recht fader) Feuerzeug-Adult-Rock inklusive Piano und Handclaps. Born in the USA eben.
Die Platte kehrt mit ihren bombastischen Arrangements aus Synthies, Streichern, simplen Gitarren und noch simpleren Drums wieder zu Sound von »Sam’s Town«-Zeiten zurück. Das ist gut, war doch das von Stuart Price produzierte »Day & Age« eher solider und langweiliger Electropop. »Battle Born« überzeugt nicht durchweg, ist aber immerhin schlüssig. Bis auf wenige Ausreißer: Von »Wohowoho!«-Chören wie in »Matter Of Time« sollte die Band Abstand nehmen. Mit 30 plus sieht man in der Indiedisco nämlich ein bisschen verloren aus. Dafür fällt man im Stadion kaum mehr auf.
The Killers »Battle Born« erscheint am 18. September via Island/Vertigo.