Wird die Grazer Clubkultur abgewürgt?

Das Grazer Nachtleben steht unter Druck. Mehrere Clubs haben geschlossen, im Juli eskalierte auch noch der Konflikt um Parkhouse und Stadtpark. Kleinere Veranstalter fühlen sich von der Bürokratie gegängelt. Politik und Clubkultur – wie so oft ein Missverständnis. Jetzt auch in Graz.

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Graz ist für uns ein schwieriges Pflaster. Wir sind immer wieder gerne dort, haben allerdings aktuell keine regelmäßigen Schreiber, die dort an der Quelle sitzen – Bewerbungen nehmen wir gerne entgegen. Die steirische Hauptstadt kommt bei uns deshalb leider weniger vor, als sie sollte. Anfang Juli strahlten allerdings beunruhigende Nachrichten über die Stadtgrenzen hinaus: Das allseits beliebte Parkhouse musste seine DJ-Line für den gesamten Monat absagen.

Grund: Eine fehlende Genehmigung für die Beschallung des Innenraums. (Absurdes Detail am Rande: Draußen vor dem Parkhouse hätten Konzerte stattfinden dürfen.) Hinter der Geschichte stecken ein ganz realer Grund – und ein vermuteter. Im Jahr 2012 gönnte sich die Steiermark ein neues Veranstaltungsgesetz, das ursprünglich auf die Ski-WM in Schladming abzielte. Die Kontroverse darum ist aus der Ferne nicht so leicht zu durchschauen. Die Hauptkritikpunkte waren erstens Sicherheitsanforderungen, die alle Veranstaltungen über einen Kamm scherten und wenig Rücksicht auf Größe, Grad der Kommerzialisierung und Veranstaltungsort nahm. Und zweitens, dass auf einmal jeder Abend mit DJ als eigene Veranstaltung galt, also angemeldet werden musste. Darüber wird immer wieder der Verdacht geäußert, es ginge eigentlich um eine Befriedung des Stadtparks – auch wegen des Pfauengarten-Projekts, also dem Bau von Luxusimmobilien im Stadtpark. Lärmende junge Leute würden da nur stören.

Alkoholverbot in der Innenstadt, neues Veranstaltungsgesetz, das Schließen der Niese und Kombüsen – ist die Clubkultur in Graz bedroht? Bleiben am Ende nur noch Springfestival und Elevate als Leuchtturm-Projekte, während das subkulturelle Nachtleben den Rest des Jahres verkümmert? Oder sind da einfach nur ganz normale Konflikte um Sperrstunden und Förderungen, wie es sie in Wien und jeder anderen Großstadt der Welt auch gibt. Wir haben vier Grazer gebeten, die Situation einzuschätzen.

Am 23.Oktober wird die Grazer Clubkultur vermutlich noch nicht abgewickelt sein. Da beginnt nämlich das Elevate. Das Festival, das jährlich spannende Acts an die Mur bringt. Heuer unter anderen Jon Hopkins, Daedelus und einen L.i.e.s.-Records-Showcase. Dorian Concept half beim Kuratieren.

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