Zwischen Kunst und Lebensunterhalt, zwischen wissenschaftlicher Bourgeoisie und Bohème. Das Wien Museum zeigt eine umfassende Werkschau des österreichischen Malers und Chemikers Franz Sedlacek, der als einer der wichtigsten Künstler der Zwischenkriegszeit gilt.
Franz Sedlacek - Übungswiese (1926). Im Besitz des Lentos Kunstmuseum, Linz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Bibliothek (1926). Im Besitz des Oberösterreichischen Landesmuseum, Landesgalerie Linz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Winterlandschaft (1931). Im Besitz des Wien Museums. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Der Chemiker (1932). Im Besitz des Wien Museums. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Beim Moulagenmacher (1932). In Privatbesitz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Blumenstueck (1933). In Privatbesitz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Rast auf der Flucht nach Ägypten (1934). Im Besitz des Oberösterreichischen Landesmuseums, Landesgalerie Linz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Gewitterlandschaft (1936). Im Besitz von Nordico - Museum der Stadt Linz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek - Abendlied (1938). In Privatbesitz. (© Bildrecht, Wien, 2014)
Franz Sedlacek (Aufnahme aus dem 1930er Jahren) (© Österreichische Nationalbibliothek, Wien)
Zwischen hoher Kunst und Brotberuf: Meist sind es finanzielle Aspekte, die viele Künstler in das persönliche Spannungsfeld zwischen Bohème–Prekariat und etablierter Bourgeoisie bringen. Man muss sich entscheiden und Kompromisse eingehen, denn es ist oftmals unmöglich, nur durch das künstlerische Werk zu überleben. Und in Wien lieben dich die Leut’ eben erst wenn du tot bist.
Bei Franz Sedlacek, born in Breslau, raised in Linz, war dies nicht der Fall. Hochdekoriert mit nationalen und internationalen Auszeichnen wie mehrfachen Staatsmedaillen und dem österreichischen Staatspreis 1937, ging Sedlacek dennoch einem bürgerlichen Beruf nach: Er war Chemiker. Im Alter von 20 Jahren begann er 1911 mit dem Studium in Wien, zehn Jahre später wurde er Kustos für Chemie am hiesigen Technischen Museum, dessen stellvertretender Direktor 1937. Er konnte seiner Leidenschaft, der Kunst, nur in seiner Freizeit nachgehen. Er wurde zwar während der austrofaschistischen Zeit mit Preisen ausgezeichnet, konnte jedoch nach dem Anschluss seinen Posten als Vizedirektion weiterhin ausführen. Er zog bereits 1939 in den Krieg und gilt bis heute als vermisst, seine Spuren verlieren sich 1945 an der Ostfront im zentralpolnischen Thorn. Er hatte – geprägt vom antisemitischen Umfeld seiner Jugend – als Offizier in der Deutschen Wehrmacht gedient.
Der Kunst war Sedlacek schon sehr früh verbunden, als Autodidakt gründete er mit 1913 weiteren Künstlern die Linzer Gruppe MAERZ. Damals noch größtenteils als Grafiker und Karikaturist aktiv, wandte er sich ab den 1920er-Jahren der Ölmalerei zu. Seine Sujets zeigen mehrheitlich schrullige Menschen in grotesken Szenerien, tristessen Landschaften und düsteren Arbeitswelten. Stilistisch von der Romantik beeinflusst, lässt sich das eigenständige Werk Franz Sedlaceks zwischen Magischem Realismus und Neuer Sachlichkeit verordnen.
Die Anerkennung, die er in der Zwischenkriegszeit genoss, erfuhr erst in den 1990er-Jahren eine Renaissance, eine umfassende Werkschau wurde erstmals 2012 in der Landesgalerie Linz gezeigt. Diese Ausstellung ist nun im Wien Museum zu sehen. Zwei Zentrale Werke, „Winterlandschaft“ und „Der Chemiker“, befinden sich im Besitz des Hauses.
Die Werkschau „Franz Sedlacek – Chemiker der Phantasie“ findet von 30. Jänner bis 21. April 2014 im Wien Museum am Karlsplatz in 1040 Wien statt. Geöffnet hat die Ausstellung Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10 bis 18 Uhr.