Ist Wien wirklich so unfreundlich, wie alle tun? Eine Installation auf dem Dach des Philips-Gebäudes in der Triester Straße klärt ab 10. Februar auf.
Wien gilt als lebenswerteste Großstadt weltweit. Auch aus kultureller Sicht scheint Wien weit vorne. Die Klischees kennen wir alle: Stephansdom, Sissi, Mozart. Nebem dem niedlichen Image gäbs dann noch den Grant. Lange Wartezeiten, unhöfliche und eingebildete Oberkellner und dann erst die Menschen auf den Straßen – mit solchen Gesprächen sind schon abertausende WG-Parties gefüllt worden. In Touristenguides wird unter „act like a local“ gerne mal „be grumpy“ verstanden. „Bitte“ und „danke“ macht man in Wien mit kleinsten mimischen Bewegungen: Flehende, nach oben gezogene Augenbrauen – bitte. Kurzes Abwärtsnicken – danke.
Gefühlskunst
Am 10. Februar startet in der Wiener Triesterstraße auf dem Dach des Philips-Gebäude ein Projekt namens „Public Face“, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Emotionen der Passanten aufzufangen. Dafür wird auf dem Gebäude eine acht Meter hohe Lichtskulptur angebracht, bestehend aus Neonröhren und Stahl, die einen Smiley formt, der den Wiener Nachthimmel erleuchtet und den aus dem Süden nach Wien Kommenden entgegen strahlt. Dieser Smiley überträgt fast in Echtzeit die Gefühlsausdrücke der vorbei gehenden Menschen, die Neonröhren-Installation zeigt dementsprechend einen fröhlichen oder einen traurigen Smiley an.
Wie ist das möglich? Mittels einer Fotokamera werden die Gesichter der Passanten gescannt, eine spezielle Software überträgt die glücklichen oder traurigen Ausdrücke an den Smiley auf dem Dach. Es wird dabei nicht jeder einzelne Passant zum Sujet. In programmierten zeitlichen Abständen verändert sich der Smiley, die Position seiner Mundwinkel errechnet die Software aus dem Querschnitt aller in diesem Zeitraum vorbeigehenden Personen, womit ein durchgehendes Stimmungsbild der Stadt produziert werden soll. Es kommt somit zum ständigen Austausch und Einfluss zwischen Skulptur und Mensch, beide wirken aufeinander und miteinander.
Veranstaltet wird dieses Projekt von der Initiative Wiener Räume, die jungen Künstlern – in diesem Falle den beiden Deutschen Julius von Bismarck und Benjamin Maus, sowie dem Österreicher Richard Wilhelmer – Flächen außerhalb des gängigen Kunstbetriebs anbietet, um ihre Werke ohne die üblichen finanziellen und zeitlichen Mechanismen zu verwirklichen.
„Public Face“ ist ab 10. Februar 2014 auf dem Dach des Philips-Gebäude in der Triester Straße 64 zu betrachten. Wer sein Gesicht – verständlicherweise – nicht von einer Fotokamera scannen lassen möchte, sollte sich vermummen. Ist in Wien jetzt in, sagt man.