Die 10 Gebote des Online-Journalismus

Im Internet werden klassische Journalismus-Regeln über Bord geworfen. Alles wird kürzer, prägnanter, pointierter. Hier ist der definitive Schreib-Dekalog.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

01 Die Headline muss knallen

Du sollst die Überschrift lobpreisen. Deine Leser müssen auf deinen Artikel klicken wollen. Es soll aufregend, arg, emotional sein, mein Freund.

02 Das Bild muss knallen

Du sollst keine Leute vor Computern oder alte Marionetten in Anzügen oder fade Pressefotos verwenden. Katzen gehen eigentlich immer. Denn sie sind wie Menschen. Nur anders.

03 Schreib wie ein Mensch, nicht wie eine Maschine

Du sollst nicht wie ein Konzernsprecher klingen oder wie ein Oberlehrer. Oder wie Moses, wenn wir schon dabei sind. Du sollst mit deinem Leser auf Augenhöhe sein, nimm ihn verdammt noch mal ernst.

04 Ein Gedanke pro Absatz

Du sollst prägnant sein. Mehr überfordert die ADHS-gepeinigte Generation einf … Squirrel!

05 Machen, Tun, Mitmachen

Du sollst nicht im Befehlston schreiben. Aber ein Artikel soll etwas bringen. Ruf auf, mitzumachen, stell Fragen, sag wie etwas gehen könnte. Neutrale Artikel verlieren.

06 Listen statt Absätze

Du sollst Listen machen. Im Internet sind sie König. Listen müssen nicht dumm sein. Sie helfen Leuten, sich etwas zu merken.

07 Genau die richtige Länge

Du sollst nicht schwafeln, du sollst auch nicht zu kurz sein. Tweets um die 100 Zeichen, Facebook-Posts unter 40, Google+ unter 60, Headlines mit 6 Wörtern, Blog-Posts mit 1.600 Wörtern, Newsletter-Betreffs 28-39 Zeichen. Genau so.

08 Ich muss das lesen wollen

Du sollst spezifisch sein, neugierig machen, überraschen, aufdecken oder den Leuten etwas bieten. Ich und du, Müllers Kuh, das wird dein Leben verändern.

09 Korrekturlesen

Du sollst das korrekturlesen. Auch im Netz kommen Rechtscheibfeler ganz schlecht.

10 Ziffern nicht ausschreiben

Es sind 10 Gebote des Online-Journalismus, nicht zehn.

11 Regeln sind da, um gebrochen zu werden

Und Listen mit ungeraden Zahlen kommen sowieso besser, duh.

Wie sich Journalismus in diese Richtung entwickelt hat und welche Medien dabei eine wichtige Rolle spielen, kann man in unserer aktuellen Cover-Story nachlesen. Österreichische Online-Experten haben wir dazu auch interviewt. Die Früchte dieser Entwicklung seht ihr jeden Tag in eurer Timeline.

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