Die Chicks on Speed gastierten im Brut am Karlsplatz und ließen sich von vorweihnachtlicher Punsch-Idylle in der Bundeshauptstadt kein bisschen irritieren. Pussy-Riot-Grrrl-Elektro-Punk-Artstravaganza deluxe verwandelte den Konzertsaal in ein Tollhaus.
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Dass die Chicks on Speed keine Konzerte im herkömmlichen Sinn spielen, wusste man. So auch im Wiener Brut. Die „Band“ (für die Schlagzeugerin ist es eine Premiere) betritt die Bühne nicht, sie ist schon da und wartet auf das Publikum. Da wird der von allgegenwärtiger Vorweihnacht und dazugehörigem Einkaufswahnsinn, Glühweinrausch und Feiertagsstress gezeichnete Wiener Konzertbesucher mit dem Donauwalzer als Intro noch in Sicherheit gewogen, ehe es zur Sache geht: Die Beats pumpen aus den Boxen, die Synthspuren knarzen, es werden Fäuste gereckt und Parolen in unzählige verzerrte Mikrofone gebrüllt: „Fashion is for Fashion People!“
„Utopia“ vom neuen Album „Artstravaganza“, für das sich die Chicks on Speed Unterstützung von unter anderem Yoko Ono herself geholt hatten, zeichnet ein Bild von einer Welt, wie sie sich die Protagonistinnen auf der Bühne vorstellen würden – aber immer nur so lang, bis es zu eingängig wird. Dann wechselt man schon mal mitten im Lied nicht nur das Tempo, sondern den ganzen Stil – eine Achterbahnfahrt mit dem internationalen Künstlerinnen-Kollektiv durch die verschiedensten Musik-Genres, Hauptsache Kunst – „Arts for Arts Sake“.
Kein Fut breit dem Faschismus
Politische Messages dürfen natürlich auch nicht fehlen, aber die müssen sich dann schon gewaschen haben – „Kein Fut breit dem Faschismus“ prangt da plakativ auf einem Folder, ehe Plastiksäcke mit Luft gefüllt und ins Publikum gedroschen werden und wir alle auf das reduziert werden, was wir nun einmal sind: „Daten, Daten, Daten!“ Die Frage, ob das denn wirklich Kunst sei, stellen die Chicks on Speed sich dann selbst und liefern auch gleich die Antwort: „This ain’t Art“. Und natürlich: „We don’t play Guitars!“ – dann schon lieber den verkabelten Stöckelschuh an den Verstärker pressen und fleißig rückkoppeln.
Melissa Logan wird dann noch von der irre Körperverrenkungen vollführenden Ausdruckstänzerin auf der Bühne ihrer zum Kleid umfunktionierten Abdeckplane entledigt, die Chicks on Speed animieren das auch schon bei den Plastiksack-Spielchen ein bisschen zu steife Publikum zum Drohnen-Karaoke – da darf der Überwachungs-Klassiker „Every Breath you take“ natürlich nicht fehlen – „I’ll be watching you“! Wer die Chicks schon früher gesehen hatte, sah nichts grundsätzlich Neues. Aber dadurch wird so eine Performance ja nicht weniger richtig. „Kaltes klares Wasser“ wurde kurz vor Schluss noch serviert und konnte auch nichts mehr daran ändern: „Let the Bodies hit the Floor, Chicks on Speed are burning down the House!“