Unlängst näherte man sich mir mit dem Vorschlag, der perfider Weise aber ein als Vorschlag getarnter Befehl war, etwas über die Pubertät zu schreiben.
Dem komme ich ungern nach. Ungern deswegen, weil ich Auftragsarbeiten hasse. Ich mache es dann trotzdem immer, da ich leider nicht "Nein" sagen kann. Das hab ich nie gelernt. Zwar entwickelte ich über die Jahre einige griffige Strategien, um unerwünschte Arbeit und blöde Fremdideen von mir fern zu halten. Ich verlange, wenn jemand etwas an mich heran trägt, was ich nicht machen will, einfach eine Unsumme Geld. Ein Abschreckungshonorar. Allein, es nützt nicht immer, weil sich immer irgendwer einbildet, ich sei super. Dabei bin ich doch nur ein von Selbstzweifeln zernagter Suppenkaspar, der dann sein eigenes Geld eintreiben gehen kann und noch mehr unnötige Arbeit hat. Da fällt mir gerade etwas ein. Wenn dieser Text erschienen sein wird, ist man mir erstmals ein erkleckliches Sümmchen im vierstelligen Eurobereich schuldig. Meine Zahlungserinnerungen sind wohl zu höflich formuliert. Da wird es Zeit, eine unmissverständlichere Mahnung zu formulieren. Da braucht es jemand dem Anschein nach auf die ganz, ganz harte Tour.
An dieser Stelle kann man sich jetzt bitte eine kleine Überblendung oder einen Bühnenumbau hinterm Vorhang, oder Ähnliches denken. Es geht gleich weiter. Dann wird erzählt, was ich wieder Dummes gemacht habe. Aber mir fehlen im Moment die sprachlichen Mittel, einen ordentlichen Übergang zu fabrizieren, weil ich fürchterliches Darmgrimmen habe. Der gurrenden Blubberbuh, den ich gerade in die Freiheit gelassen habe, hatte ein bisschen Land im Schlepptau. Und obgleich ich meist für alle Eventualitäten gerüstet bin, die leicht angegackte Unterhose hat mich dann doch überrascht.
Den säumigen Herren Verlagsmenschen habe ich jedenfalls ein herzliches "Fuck off" auf die Bürotür gesprüht. Natürlich ist das kindisch, aber sie wollten ja eine Pubertätskolumne und da muss man halt auch einmal zu drastischen Mitteln greifen dürfen und schauen, was passiert. Ein Fäkalwitzchen an unpassender Stelle einfach reingepresst ist da zu wenig. Um die Spuren zu verwischen, habe ich das übrigens mit der linken Hand auf die Tür gesprüht und mich gegen das semantisch logischere "Fuck you" entschieden.
Und was noch viel härter war – ich habe den kleinen Spleen, beim Schimpfen und Drohen und Fluchen Anglizismen zu vermeiden. Da meine malediktologischen Vorlieben durchaus bekannt sind, wäre es ein Leichtes gewesen, mich als Urheber ausfindig zu machen, wenn ich mich nicht des Englischen dabei bemächtigt hätte. Die Herren Verlagsmenschen haben übrigens bis jetzt keine Ahnung, dass ich der Schmierfink bin. Sicher, Sinn ergibt das keinen tieferen und mein Ziel wird auch nicht erreicht. Aber man kann mir ruhig glauben, dass ich viel lieber ein herzhaftes "Pudert euch – überweist endlich mal meine Kohle, bitte!" auf die Tür gesprüht. Nur, die Gesellschaft ist noch nicht so weit, dass man jemanden mit derartigen Methoden abmahnen kann. Selbst wenn es noch sehr höflich formuliert ist. Aber so bin ich eben. Auch in emotionalen Ausnahmezuständen vergesse ich das kleine Einmaleins der zwischenmenschlichen Gepflogenheiten nicht. Vielleicht ist ja dies das Problem.
Jetzt wäre wieder Zeit für einen Übergang. Das Pubertätsthema liegt zum Beispiel noch immer am Tisch. Ich hole mir jetzt einfach mal einen runter, vielleicht kommt was. Zwischenwichsen bringt Inspiration, denn dieser Kolumne fehlen noch Brüste und Muschis, Popschis und Schwänze und natürlich ein bisschen paranoide Weltverschwörung.