Mein Zahnarzt bemerkte unlängst bei einem Kontrollbesuch, dass wir jetzt auch schon seit zehn Jahren ein Arzt-Patienten-Verhältnis haben.
"Jubiläum!", jauchzte ich begeistert auf und schlug vor: "Beim nächsten Besuch nehme ich Blumen und eine Schachtel Bonbonniere mit." Der Herr Doktor wrang sich ein Lachen ab. Er mag es nicht so gerne, wenn jemand in seiner Praxis deppate Witze reißt. Dafür ist nämlich er zuständig. Er befahl seiner besten Assistentin, bei mir eine Mundhygiene vorzunehmen.
"Uschi (Name geändert), polier ihm die Fresse!" Als die Frieda (Name noch einmal geändert) mit der Fressenpolitur bei mir fertig war, wurde meine Mundhöhle kontrolliert. Wie immer fand der Herr Doktor nichts und ich kriegte wie üblich ein vorwurfsvolles "Dudu!", weil ich keinen Hehl aus meiner Verachtung gegenüber Zahnseide mache. Aber wenn man keine Karies hat, darf man sich das schon leisten. Außerdem zwinkerte mir die Assistentin Kati (Name zum dritten Mal geändert) aufmunternd zu. Das war ein bisschen erniedrigend, aber auch irgendwie geil und sogleich spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinen Klöten.
Madonna hat auch ein Pferdegebiss. Und Arnold
Die Kati (jetzt bleibt Name unverändert) hat nämlich eine kleine Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen. Eine Laune der Natur, die im Fachterminus Diastema genannt wird und mir sehr gut gefällt. Besser als ein Pferdegebiss jedenfalls, oder dentes equi wie der Kenner dazu zu sagen pflegt. So ein Diastema kommt übrigens gar nicht so selten vor. Madonna hat zum Beispiel eines. Der Schwarzenegger Arnold auch – zumindest auf alten Bildern. Jetzt nicht mehr. Wahrscheinlich, weil er Dritte bekommen hat oder die Fehlstellung mit Veneers überklebt wurde. Und noch viele andere mehr. Seal und Elton John. Vanessa Paradis und Lewis Hamilton. Matt Stone und David Letterman. SpongeBob, Alfred E. Neumann und Mieze Medusa. Wobei, Alfred E. Neumann hat eigentlich gar kein Diastema im engeren Sinne. Dem fehlt eigentlich ein ganzer Schneidezahn. Egal.
Ich besitze jedenfalls die Fähigkeit, mich stundenlang auf solche Körperlichkeiten versteifen zu können. In einer harten, investigativen Telefonrecherche rief ich deshalb mehrere Kieferorthopäden an, um herauszufinden, ob es denn möglich wäre, eine Zahnspange zu machen, bei der man dann, wenn man sie rauskriegt eine Zahnlücke hat? Häufigste Antwort der Ärzte: "Ja. Aber warum sollte man das tun?"
Damit man mit der Zahnseide leichter putzen kann natürlich. Oder um als Hardcore-Fan seinem Idol näher zu sein. Und wenn man dieses dann trifft, etwa im Rahmen von einem "Meet & Greet", das man gewonnen hat, hätte man so gleich ein gutes, auf Gemeinsamkeiten basierendes Gesprächsthema.
Bryan Adams hat noch mehr
Ich hab ja einmal so ein "Meet and Greet" mit dem von Akne zerfurchten kanadischen Ananasschädel Bryan Adams gewonnen und mit ihm über Talgdrüsenprobleme, Pickel und Atherome gesprochen. Sehr kurzes Gespräch übrigens. Hat gleich zugemacht, der feine Herr Superstar. Reden immer von Bodenhaftung, aber kaum konfrontiert man sie mal mit der Hässlichkeit des tatsächlichen Menschseins, schnappen sie gleich ein, diese armseligen Rockwürstel. Adams hat übrigens auch ein Diastema und unser kleiner Talk wäre wohl nicht so schnell vorbei gewesen, hätte auch ich eines. Da bin ich mir sicher. Lücken können beizeiten nämlich auch verbinden.
Mit meinem Gebiss bin ich trotzdem sehr zufrieden. Meine Eckzähne gefallen mir sehr gut. Sie sind unheimlich spitz und lang. Wie meine Nase. Unlängst begegnete mir im Bus eine Dame, die genau die gleiche Nase wie ich hatte. Ein Nasenzwilling. Ich starrte unentwegt hin und malte mir aus, was wohl geschehe, wenn wir uns ein Eskimobussi geben würden. Explodiert das Universum? Schleudert es uns durch Raum und Zeit? Tauschen wir Körper? Hoffentlich, denn mein heimlicher Wunsch ist es, einmal eine Body-Switch-Fantasy Romantic Comedy am eigenen Leib zu erleben.
Das ist sicher witzig. Und vielleicht haben wir ja noch mehr Körperteile gemeinsam. Jedenfalls bin ich ein großer Fan von Romantic Comedys. Ich hab sie alle studiert und versuche mein Leben danach auszurichten. Beim Pudern zum Beispiel bestehe ich darauf, so wie ich es abertausende Male im Kino, Fernsehen und auf DVD gesehen habe, dass der BH oben bleibt. Nicht, dass ich Brüste und Nippel nicht zu schätzen wüsste, aber ich komme so nicht in die traurige Verlegenheit, meine stümperhaften Qualitäten als Büstenhalteröffner zu offenbaren. Ich bin nämlich ein ziemlicher Tollpatsch und ungeschickt. Auch beim Koitus übrigens. Nicht selten sind alle froh, wenn ich auf Anhieb das richtige Loch finde und es bald wieder vorbei ist.
Pferde machen Lulu und Gaga
Manchmal grenzt mein hollywoodromantischer Fanatismus aber auch an Dummheit. Nachdem ich "Notting Hill" zum fünften oder sechsten Mal gesehen hatte, machte ich zwei Dinge. Erstens: Die Aufnahme einer bairischen Dialekt-Coverversion vom Ronan-Keating-Welthit "When You Say Nothing At All" mit dem aussagekräftigen Titel "Goschn!". Zweitens: Ich schickte eine Impulsbewerbung zur britischen Pferde- und Hundezeitschrift Horse & Hound ab.
Ich bot ihnen eine Geschichte an. Es sollte darin um Pferde in der Großstadt bis 1920 gehen. Weil ich wo gelesen habe, dass um 1913 erstmals mehr Autos als Pferde auf New Yorker Straßen unterwegs waren. Aber nicht, weil Autos so super waren, sondern die Pfertis alles 55 Millionen Liter Lulu und 2.000 Tonnen Gaga auf die Straßen Brooklyns & Co machten und das führte dazu, dass die Viecher nach der Reihe geschlachtet und vom Auto verdrängt wurden. Ich erhielt nie Antwort. Übrigens auch nicht von den Zeitschriften Pegasus, Haflinger aktuell, Dressur Studien, Mein Pferd, Lissy und Wendy, denen ich diese heiße Story auch anbot. Ende.
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