Du hasst dich selbst? Keine Sorge, du bist nicht allein. Love A hassen dich auch.
Lobpreisungen sind immer so eine Sache, an der wöchentlich hunderte Bands scheitern. Zweite Alben, dritte Alben, irgendwann wird die Luft oben dünn, viele haben nichts mehr oder viel zu viel zu sagen. Das ist nicht nur bei Goldkettchenghettokids und Δ-Bands so, auch Punkkapellen tun sich da nicht immer leicht. Auch bei Love A aus Trier wurden die beiden hervorragenden Vorgänger "Eigentlich" und "Irgendwie" ebenso rezipiert.
Zwischen Dackelblut und Indierock
Vor allem Letzteres war in Jahrescharts, die dem Genre sonst eher naserümpfend kalte Schultern präsentieren. Wie also weitermachen? Love A haben sich für Konstanz entschieden, fürs Weitermachen, aber auch fürs Dichterwerden. Das Ergebnis ist eben "Jagd und Hund". Die Anti-Autoritäts-Punkwurzeln sind geblieben, mittlerweile hört man aber alles raus, was mit Gitarre-Schlagzeug-Bass geil klingt: New Wave, Post-Punk, Indierock und, ja, stellenweise auch noch guten alten Northern Punk der Rachut-Schule. Das geht ganz schön nach vorne, mitnicken kann man gerne, Gitarrengriffe an Bim-Haltestangen schauen trotzdem scheiße aus.
Zugegeben, das Feld ist ziemlich gut beackert, da braucht’s dann halt gute Texte. Love A umspannen, in äußerst ansprechender Lyrik, gleich mal alles, was man sich unter dem – eh schon ein bisschen ausgelutschten, aber eben auch immer wieder erneuerbaren – Begriff der Befindlichkeitsfixiertheit zusammenfassen lässt. Worum es auf "Jagd und Hund" aber wirklich geht, ist Kritik. Am Konsum, an der, ja, Postmoderne, an der aufgezwungenen Digitalisierung.
Laber keine Scheiße über Popkultur
Da schmeißen sich einige Zeilen ins großstädtische Selbstverständnis: "Weil alle wissen, wo sie hingehören – außer dir / Du bist immer noch hier / Laberst irgendeine Scheiße über Popkultur / Von wegen Twitter und Fotos" oder "Alles wurde schneller und alles wurde mehr / Und am neunten Tag erschlug Steve Jobs die Liebe / Der neue Markt mit Blasen, die gerne platzten / Vergoss nie Blut, das fanden alle irgendwie okay". Love A sind einfach dagegen. Außer gegen Wien – 2015 muss das ja wohl so sein -, da gibt es sogar ein schönes Liebeslied dazu. Und ja, trotz all dem Dagegensein: du solltest für Love A sein. Dann laberst du keine Scheiße über Popkultur.
Die neue Love A Platte "Jagd und Hund" erscheint am 27.03.2015 über Rookie Records. Die Videos zu den ersten zwei Singles gibt es hier und hier zu begutachten.