Ihr Film "Siebzehn" erhielt eine Landesförderung von 120.000 Euro. Monja Art im Interview über Machtspiele in jungen Liebesbeziehungen, ihren Heimatort und ihr aktuelles Schaffen.
Die beste Schule ist meistens das Leben selbst. Seit den Urgroßeltern gab es in der Familie von Monja Art immer Gasthäuser. Menschen, die waren auch fürs Drehbuchschreiben ein großer Faktor für die junge Niederösterreicherin. Obwohl sie mittlerweile in Wien lebt, kommt sie nach wie vor gerne in ihren Heimatort Lanzenkirchen zurück, wo sie wie sie sagt, ihre Kindheit "frei und schön" verbrachte.
Der Abschluss ihres Doktorat- sowie ihres Filmakademie-Studiums, der Erhalt des Jahresstipendiums für das Drehbuch der Literar Mechana und der Carl Mayer Hauptpreis für ihr "Siebzehn"-Drehbuch zählen zu den bedeutsamsten beruflichen Erfolgen der 31-Jährigen. Zu Monjas Werken zählen u.a. "Forever Not Alone, "Juli" und "Rot". Dass ihr neuestes Projekt und zugleich erster Kinospielfilm "Siebzehn" gleich beim ersten Anlauf in voller Einreichhöhe gefördert wurde, spricht für das aufstrebende Talent Monja Art.
Der Film Siebzehn wir zum Großteil in Lanzenkirchen und Katzelsdorf gedreht. Was waren für dich die ausschlaggebenden Gründe, den Film in Niederösterreich bzw. sogar in deinem Heimatort zu drehen?
Die Frage hab ich mir nie gestellt, das war einfach ganz klar für mich, dass "Siebzehn" nur in Niederösterreich spielen kann, weil meine Jugend auch in Niederösterreich sozusagen gespielt hat und ich gerne eine Jugend am Land erzählen möchte. Wo man all seine Freunde in der kleinen Dorfdisko trifft am Wochenende, gesammelt mit seinen Freunden mit dem Bus zur Schule fährt, oft von einem Kaff ins andere, und man die Freizeit draußen verbringt, auf der kleinen Holzbank beim Feld oder beim Teich im Wald, und keine Sehnsucht nach der großen Stadt besteht, weil ja alles da ist – alles, was großartig ist, und zugleich alles, was furchtbar weh tun kann.
Was kannst du uns schon über das Drehbuch deines neuen Films erzählen? Gab es vielleicht eine besondere Inspirationsquelle, die dich dazu veranlasst hat, diese Geschichte zu schreiben?
Was die Carl Mayer Jury über "Siebzehn" gesagt hat, hat mir gefallen, daher verwend ich die Logline nun gerne: "Paula, eine überdurchschnittlich intelligente Schülerin, verliebt sich in Charlotte aus ihrer Klasse und fühlt sich gleichzeitig von der zügellosen Lilli permanent provoziert, Grenzen zu überschreiten."
Für mich ist "Siebzehn" ein Film über Machtspiele in jugendlichen Liebesbeziehungen. Ein Film, der erzählt, dass jugendliche Liebe nicht nur lustig, sondern auch grausam sein kann. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Inspirationsquellen gab’s viele, unter anderem meine eigene Jugend.
Das Projekt erhält eine Landesförderung von 120.000€. Warum findest du es wichtig, dass insbesondere junge Künstler vom Land gefördert werden?
Weil es zu viele interessante junge Stimmen gibt, um sie zu ignorieren. Ganz einfach.
Dazu fällt mir ein Bespiel ein: Ein amerikanischer Journalist hat über Caroline Bobeks und meinen Dokumentarfilm "Forever Not Alone" geschrieben: "Walking into this documentary about a group of immature, teenage girls, I can honestly say I had very low expectations, and, if I’m being completely honest, I only reviewed this film because I lost a coin toss. Now, that being said, I was completely blown away by ‚Forever Not Alone‘." – und ich glaub, das ist es, worum es beim Filmemachen geht: sich einzulassen auf etwas, von dem man nicht weiß, was einen erwartet, oder vielleicht sogar denkt, dass man nicht mag, was man zu erwarten glaubt, und dann so richtig weggeblasen zu werden und mehr davon zu wollen.
Ich bin überzeugt davon, dass es gut ist, das vermeintliche Risiko einzugehen, junge Filmemacherinnen und Filmemacher zu fördern, denn es gibt noch viele neue, spannende, innovative Arten, Geschichten zu erzählen, und jede davon kann in der Lage sein, das Publikum im positivsten Sinne umzuhauen.
Was sind die nächsten Schritte zur Realisierung eures Projektes und ab wann genau wird es den Film "Siebzehn" zu sehen geben?
Martina Poel und Marion Rossmann casten bereits seit einem Jahr. Das Casting ist relativ aufwendig, weil wir primär auf der Suche nach jugendlichen Laien-Darstellern im Alter von 16 bis 18 sind. Parallel dazu beginnt jetzt dann die Locationsuche, außerdem arbeite ich gemeinsam mit der Kamerafrau Caroline Bobek am Kamera- und Lichtkonzept, mit der Ausstatterin legen wir ein Konzept für die Ausstattung fest, wie die Zimmer der Jugendlichen aussehen werden etc., da die Jugendlichen im Film eine Schuluniform tragen, beginnt auch bald die Zusammenarbeit mit der Kostümbildnerin, ich stelle mit den Leuten der Musikagentur Swimming Pool den Soundtrack zusammen, Saskia Pramstaller entwickelt bereits das Marketingkonzept usw. – also es gibt viel zu tun.
Die Fertigstellung des Films wird mit Ende 2015 geplant. Ab Anfang 2016 startet die internationale Festivalauswertung, und im Verlauf des Jahres 2016 wird "Siebzehn" in die österreichischen Kinos kommen.
Dieser Text ist als Story in The Gap Niederösterreich #003 erschienen, das in Kooperation mit der FH St.Pölten und seinen Studierenden konzipiert und geschrieben wird.