Lust auf einen Sommerhit? Magic Delphin aus Salzburg hätte da einen im Angebot.
Nach einer Reise hat man nicht nur etwas zu erzählen, sondern kommt manchmal sogar als anderer Mensch zurück. Wenn Bücher oder Musik davon handeln, ist Klischeealarm angesagt. Die Erkenntnis, ganz oben angelangt zu sein oder noch eher: Die Erkenntnis, ganz unten angekommen zu sein findet man immer wieder. Kann ja nicht jeder ein "On The Road" wie Jack Kerrouac schreiben. Der Salzburger Benjamin Lageder kam langem Reisen an Sehnsuchtsorten von Seemännern in Kopenhagen an, der Hauptstadt am Meer. Dort, der Legende nach in der beschissensten Toilette der Welt, ist ihm eingefallen: Ein Soloprojekt muss her. Zumal sich seine alte Band, The Pont Pirates, getrennt hatte, damit Langeder den reisenden Piraten mimen konnte.
Mit den alten Kumpels und der Mischung aus Reggae, Pop und Jazz hatte er es bis nach China gebracht, nach zwei Alben war Schluss, ein drittes war einmal angekündigt, wurde aber verworfen. Wege zerstreuten und Schicksale trennten sich. Gitarrist Renato Unterberg war mit eigener Gruppe beim ESC-Casting im ORF.
Und Lageder eben irgendwann in Kopenhagen. Ein neuer Name musste auch her: Magic Delphin. Weil, warum nicht. Alles über den Haufen werfend, wagt er sich nun also solo – alle Instrumente werden selbst eingespielt – an eine Mixtur, die er selbst zwischen »Pop, Trip-Hop und Trash« sieht. Dazu kommt aber doch eine gehörige Laid-Back-Einstellung, um nicht zu sagen: Da wohnt einer ganz vorne in der Chillerstraße.
Denn was uns Magic Delphin auf seinem ersten Video »Stadt am Meer« präsentiert, ist eindeutig Musik für die sonnigen Momente im Leben, für Urlaubsfeeling fernab von Balkonien. Fürs Anpacken, fürs Draufscheißen, dafür, einfach mal wegzufahren. Weil hier gibt es nur Kassaschlangen, hier wird man fett und alt. In der Stadt am Meer – und das ist auch explizite Erwähnung wohl Kopenhagen, Lageders eigener Sehnsuchtsort – ist alles besser. Und das kauft man ihm auch ab. Das Video und seine Ästhetik unterstützen das auch. Wenn es um das Hier und Jetzt geht, wandert darin ein desillusierter Mann in Schwarz-Weiß durch Gassen, im Refrain über die Stadt am Meer gibt’s Catcontent und Flamingos. Guter Gegensatz. Und ganz ehrlich: 2015, wo alle heimischen Künstler nur Wien selbst abfeiern, schadet es nicht, auch einmal wo anders sein zu wollen.
Magic Delphin reiht sich referenziell natürlich in all diejenigen ein, die in den letzen Jahren mit diesen Mitteln Erfolg hatten: Peter Fox, Clueso oder Pohlmann. Aber zur Beruhigung: Der Salzburger hat seinen ganz eigenen Stil. Und mit »Stadt am Meer« durchaus einen Anwärter auf einen sentimentalen Sommerhit.
Magic Delphin gibt es auf Facebook, Twitter und Soundcloud, wo man den Song auch gratis downloaden kann. An weiteren Stücken wird bereits gearbeitet.