Zwischen der großen Tragödie eines Kriegs und Blödeleleien findet »MGS« mit »The Phantom Pain« einen Abschluss.
Jahrelanges Koma. Linken Arm verloren. Körper voller Schrapnellteile. Big Boss alias Naked Snake, Held zahlreicher „Metal Gear Solid“-Episoden, war schon mal besser in Form. Dennoch muss er unmittebar nach seinem Erwachen um sein Leben laufen und in weiterer Folge mühselig seine alten Fähigkeiten wieder erlangen. Die braucht er nicht zuletzt gegen die übernatürlichen Widersacher, die schon bald auftauchen.
Offene Welt
„Open World“ ist nun auch bei „Metal Gear Solid V: The Phantom Pain“ Thema und bietet dadurch mehr spielerische Freiheit als alle anderen Teile. Serienschöpfer Hideo Kojima entwarf zwei große Gebiete mit weitgehend offener Missionsstruktur. Bereits das erste davon kann begeistern: Afghanistan der 1980er Jahre, im erbitterten Kampf Mudschahedin gegen Sowjets mischen auch die Paramilitärs Cipher und Skullface mit. Wer den direkten Vorgänger „Ground Zeroes“ gespielt hat (quasi der Prolog zu „Phantom Pain“) kennt diese finsteren Gesellen bereits.
Achtung, Eindringling!
Lautloses Schleichen, die Infiltration feindlicher Anlagen und das Ausschalten von Zielpersonen sind auch im finalen Teil die primären Aufgaben; daneben sorgen Basenbau und viele kleine Nebenmissionen für Abwechslung. Gegner haben dazugelernt und reagieren nun bereits bei kleinen Unstimmigkeiten nervös und sind dabei gut organisiert; der fehlende Radar sorgt zudem für mehr Realismus. Fliegt die Tarnung auf, sollte man schleunigst ein Versteck finden – oder in die Offensive gehen. Nicht selten kann der Weg auch frei geschossen werden, dann ist jedoch massive Gegenwehr die Folge.
Wer ist hier der Boss?
Manchmal mündet die Action in einem opulenten Endkampf. Die Bossgegner sind gewohnt originell und fordernd, an die ganz legendäre Konkurrenz vergangener Tage („Psycho Mantis“ aus „MGS“ oder „The End“ aus „MGS3“) reichen sie nicht ganz heran. Schön, dass bei der Bekämpfung der großen Widersacher stets mitgedacht werden muss; manchmal bringt brachiale Gewalt Ergebnisse, bei anderen Begegnungen nur List und Einfallsreichtum. Für gemischte Gefühle sorgt Gefährtin Quiet, die wie eine Fleisch gewordene Fantasie eines Teenagers herumläuft. Sorry, Kojima-san, die Erklärung, warum sie so herumlaufen muss, ist ziemlich lächerlich.
Die Tragödie mit dem Drama
Nichtsdestotrotz passt die einzig relevante Frau in „Phantom Pain“ in diese skurrile Agentenwelt wie die Faust aufs Auge. Einerseits werden die Wirren und Leiden des Krieges packend und schonungslos vermittelt, andererseits verhindern zahlreiche (serientypische) Blödeleien, dass man sich nachhaltig mit dem traurigen Thema befasst. Muss ja nicht sein; die Chance, entsprechende Kritik in einen Blockbuster zu kleiden, ist dennoch vertan.
"Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" ist soeben erschienen.