Kooperation, Kollaboration, Netzwerk – gerade in der Kreativwirtschaft ist Zusammenarbeit in unterschiedlichsten Formen sinnvoll und beliebt. Wir haben Gerin Trautenberger, den Vorsitzenden der Kreativwirtschaft Österreich um 7 gute Tipps für Kooperationen und den Aufbau eines Netzwerks gebeten.
1) „Gemeinsam ist besser als einsam“
Wie schaffe ich es eine Struktur aufzubauen? Wie komme ich an neue Kunden? Wie baue ich ein Kundennetzwerk auf? Diese und ähnliche Fragen werden beim Kreativnetzwerk C hoch 3 von neuen Mitgliedern wohl am häufigsten gestellt. Mit Gleichgesinnten seien diese Ziele deutlich leichter zu erreichen, meint Gerin Trautenberger von der Kreativwirtschaft Österreich, denn: „Gemeinsam ist besser als einsam“ gilt in vielen Fällen oft auch für den beruflichen Erfolg. Wer enger zusammenarbeitet, kann sich besser präsentieren, ist wettbewerbsfähiger und kann dadurch bessere Aufträge und mehr Umsatz erzielen. Während die Ausgangsposition für Kooperationen unter Kreativen grundsätzlich gut seien, sieht Trautenberger dennoch ein Problem: Gerade in der Kreativwirtschaft dienen für die ersten Aufträge oft die eigenen vier Wände als Arbeitsplatz. Was aus Kostengründen natürlich verständlich ist, bedauert er aufgrund der fehlenden Möglichkeit zum Austausch: „Leider ist es so, dass die Kreativen meistens zuhause arbeiten, aber dadurch ein bisschen den Anschluss an die Außenwelt verlieren und durch die fehlenden Inputs neue Ideen möglicherweise ausbleiben.“ Abhilfe können hier in der Anfangsphase beispielsweise Coworking-Spaces schaffen: „Auch wenn viele hier hauptsächlich den Kostenfaktor sehen, ist es schon ein Versuch, dieses Dilemma zu durchbrechen. Man hat die Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen, die einen weiterbringen können, aber dazu muss man natürlich auch offen sein.“
2) Mit wem kann ich, mit wem nicht (mehr)?
Aber auch wer offen für Zusammenarbeit ist, muss zunächst den richtigen Kooperationspartner finden. Dabei sollte man sich als Erstes die Frage stellen, in welchen Bereichen man zusätzliches Know-how benötigt und wie man eigene Defizite durch den anderen kompensieren kann. Gerade jene Fähigkeiten, die man selbst nicht hat aber brauchen könnte, sollte man bei möglichen Partnern suchen, meint Trautenberger. „Das Ziel bei allen Kooperationen ist es, gemeinsam mehr zu erreichen, und dabei ist es natürlich wichtig, sich gegenseitig zu ergänzen. Niemand kann alles – man muss einfach schauen, mit welchen Leuten man gut zusammenarbeiten kann und wie man ein gemeinsames Ziel besser erreichen kann.“ Ein Patentrezept für die perfekte Kooperation gibt es natürlich nicht und schlussendlich müssen die handelnden Personen zum einen miteinander arbeiten können und sich zum anderen über gemeinsame Ziele einig werden können. Ein gemeinsames Projekt aufzustellen ist dabei schon ein großer Erfolg – sollte es nicht mehr klappen, muss man sich einen „Trennungsweg“ überlegen. „Ein Ding oder Projekt ist nur gut, solange sich niemand übervorteilt fühlt. Daher sollte schon am Anfang auch das Ende eines langjährigen Projekts festgelegt werden“, erklärt Trautenberger. Ähnliches gilt für einen optionalen vorzeitigen Ausstieg – etwa wenn Partner nicht mehr mit einander können. Dabei ist es vor allem wichtig, zu klären, wem das Werk gehört und wie die Credits für das Projekt nach Projektende kommuniziert werden. Ein guter Abschluss sei dabei nicht nur für den Kunden, sondern auch für mögliche zukünftige Projekte wichtig, meint der Experte.
3) Universität, Events oder Online?
Wo findet man Partner für eine Kooperation? Der Chef der Kreativwirtschaft rät, sich noch während der Studienzeit an der Uni nach möglichen Partnern umzusehen. „Man lernt dort miteinander zu arbeiten und erlebt auch Stresssituationen gemeinsam. Da sieht man sicher schon, mit wem man gut zusammenarbeiten kann.“ Während man bei Projektarbeiten an der Uni oft mehr oder weniger zum gemeinsamen Arbeiten gezwungen wird, ist die Teilnahme an Events zum Netzwerken eher eine Fleißaufgabe, die sinnvoll sein kann, aber nicht muss. „Ich glaube nicht, dass es direkt funktioniert, im Sinne von: Man geht hin und kommt mit einer Business-Karte zurück und das ist es.“ Für einen guten Ausgangspunkt um Gespräche zu führen, hält er Networking-Events trotzdem: „Das ist schon ein Sehen und Gesehenwerden und man kann natürlich schauen: Wer kommt öfters zu solchen Gesprächen oder welchen Netzwerktreffen und mit wem kann ich mich da gut austauschen. Und das kann dann natürlich zu einem gemeinsamen Projekt führen.“ Daneben erfreuen sich auch Online-Karrierenetzwerke wie Xing oder Linked In immer größerer Beliebtheit als „Visitenkarte im Netz“. Direkt Kunden oder Partner gewinnen kann man auf diese Weise laut Trautenberger kaum, zu einem Onlineprofil rät er aber trotzdem. Foto, Lebenslauf und angegebene Fähigkeiten bilden gemeinsam mehr oder weniger ein jeweiliges Portfolio, das hilft, sich selbst online zu präsentieren.
4) Von gelegentlichen Treffen zum gemeinsamen Büro
Wie eng eine Kooperation ist, bei wie vielen Projekten man zusammenarbeitet oder ob man sich ein Büro teilt, kann variieren und ist auch von den gemeinsamen Zielvorstellungen abhängig. In der Organisationslehre gibt es verschiedene Arten von Zusammenarbeit: Koordination, Kooperation und Kollaboration. „Die Kooperation ist dabei noch das Einfachste. Hier schaut man, wie man sich gegenseitig unterstützen kann – dabei reicht es oft sich zu treffen. Die Kooperation ist schon etwas enger, da kauft man gemeinsam Maschinen, legt Ressourcen zusammen oder andere Dinge, die man zum Arbeiten braucht, vielleicht auch ein gemeinsames Büro. Und dann gibt’s halt die Kollaboration, bei der man beispielsweise auch Ressourcen zusammenlegt und sich etwa Mitarbeiter ‚teilt‘“, erklärt Trautenberger die verschiedenen Stufen. Im Laufe einer Geschäftsbeziehung kann sich dieses Verhältnis des Zusammenarbeitens des Öfteren ändern und wandeln.
5) One-Night-Stand vs. Long-Time-Relationship
Abgesehen von der Art der Zusammenarbeit kann auch die Länge einer Zusammenarbeit stark variieren. Während manche Kreative nur für einen bestimmten Pitch zusammenarbeiten, um einen Etat zu bekommen, sind andere Kooperationen von Anfang an für eine längere Dauer konzipiert. Je länger man zusammenarbeitet, desto mehr Bereiche kann eine Kooperation meist umfassen. Aber auch kurzfristige Zusammenschlüsse für einzelne Projekte können sinnvoll sein, meint der Chef der Kreativwirtschaft und vergleicht die Geschäftsbeziehung mit zwischenmenschlichen Beziehungen: „Ein einzelnes Projekt oder ein ‚One-Night-Stand’ kann sehr aufregend sein, aber vielleicht ist es dann vorbei nach der Zeit. Oder es wird intensiver, da müssen beide Partner daran arbeiten. Ich glaube, wenn es gut funktioniert, kann man eine einzelne Zusammenarbeit auch als Startpunkt sehen und schauen, wo man weitere Projekte aufstellen kann.“
6) Was braucht eine gute Partnerschaft?
Ein transparentes Verhältnis ist laut Gerin Trautenberger die Basis für jede geschäftliche Kooperation. „Wenn man einen privaten Partner hat, geht es auch darum, transparent, nachvollziehbar und offen zu sein, und genau das lässt sich auch auf geschäftliche Beziehungen umlegen.“ Transparente Verhältnisse sind gerade bei Kooperationen wichtig, um am Ende Klarheit über die jeweiligen Anteile am Projekt zu haben. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist darüber hinaus natürlich Voraussetzung für jede Zusammenarbeit: „Man muss natürlich abklären, wer welchen Input liefert und dass das Endergebnis allen gehört – das muss auch festgeschrieben werden.“ Zusätzlich sei eine Offenheit von beiden Seiten gegenüber unterschiedlichen Arbeits- und Herangehensweisen nötig, um Konflikte zu vermeiden und gemeinsam ein Ziel erreichen zu können. Und, wie jede Beziehung, müsse die Kooperation oder Kollaboration natürlich auch gepflegt werden.
7) The Big Picture
Neben der kurzfristigen Zusammenarbeit für einen Pitch oder themenspezifischen Netzwerken, rät der Chef der Kreativwirtschaft vor allem, das große Ganze zu sehen: „Es gibt natürlich Netzwerke, die sehr abgeschlossen sind – bei uns ist das sehr stark die Mode, die Musik oder Architektur, die für sich ein Netzwerk bilden, aber die mit anderen Netzwerken sehr wenig verbunden sind.“ Insgesamt würden solche Netzwerke nur teilweise oder kurzfristig helfen. Gesamt gesehen sind themen- oder branchen- oder jobübergreifende Netzwerke meist sinnvoller: Netzwerke, die übergreifend sind, sozusagen Netzwerke von Netzwerken sind natürlich die beste Variante. Da kommt einerseits viel Engagement von den Leuten und man bekommt dadurch auch sehr viel Feedback, und so können natürlich auch mehr Geschäfte generiert werden.“
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