Österreichs GründerInnen müssen viele Hürden überwinden – unter anderem die gewerbliche Sozialversicherung. Die rührt sich auch dann, wenn keine Einkünfte in Sicht sind. Beim Kindermode-Label "Mavienna" weiß man ein Lied davon zu singen.
Die Idee zu "Mavienna" kam Andi Moritz vor etwa zwei Jahren, weil seine Tochter Mavie immer die Hosen verlor. Er suchte eine Latzhose, die nicht nur hübsch sondern auch praktisch war. Sie sollte nämlich der kindlichen Entwicklung nicht im Wege stehen – insofern, als die Schnallen für Kinder meist kaum zu öffnen sind. "Da braucht es einen Reißverschluss" – so ungefähr muss es in Andi aufgeblitzt haben; und vom bald darauf geschneiderten Prototyp waren er und sein Umfeld derart begeistert, dass rasch feststand: Die Hose muss in Serie gehen.
Intensive Recherche, hartnäckiges Herumschneidern und fleißiges Netzwerken trieben das Projekt voran, das inzwischen "Mavienna" hieß. Nicht nur als Hommage an Andis Tochter, sondern auch als Marke, die die regionale Produktion – "MAde in VIENNA" – vermittelt. Aus Andis Werkstatt würden nämlich nur nachhaltig produzierte Kleidungsstücke kommen, für die zum einen in Österreich und Europa hergestellte Bio-Stoffe verwendet, zum anderen auch z.B. ausgediente Hemden "upcycled" werden.
Erfolg ist auch Glückssache
Zum Erfolg trägt Geschäftspartner Christoph "Cri" Markovsky teil. Überliefert ist seine erste Einschätzung des Mavienna-Konzepts: "Eine Latzhose ist noch kein Geschäftsmodell", stellte der studierte Betriebswirt trocken fest. Worauf das Sortiment in Zusammenarbeit mit einer Modedesignerin um Kleider und T-Shirts erweitert wurde.
Glück spielte eine wichtige Rolle in den letzten zwei Jahren, wie Andi feststellt. Über einen UnternehmerInnen-Wettbewerb der Wirtschaftskammer kam "Mavienna" für einige Monate kostenlos an ein Geschäftslokal. Dort wurde in erster Linie entworfen, produziert und genetzwerkt. "Pop-up Events", bei denen sich auch andere JungunternehmerInnen präsentieren durften, führten dazu, dass fleißig Mundpropaganda für Andi, Cri und das mittlerweile zwei fixe Näherinnen umfassende Team betrieben wurde.
Im Frühjahr 2015 führte man eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durch, und seit Ende Februar 2016 gibt es die Mode für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren in Wien-Mariahilf sowie im Online-Shop zu kaufen.
Doppelt ver(un)sichert
Nächster Schritt ist ein gerade anlaufendes Crowdinvesting. Das "Mavienna Eichhörnchen Darlehen" soll – zu Zinssätzen ab 2 Prozent – InvestorInnen anlocken. Mit gut 70.000 Euro sollen die Produktpalette um Erwachsenen-Mode erweitert und die Produktion für das nächste Jahr finanziell abgesichert werden.
Andi und Cri gehen daneben auch weiterhin ihren "Brotjobs" nach – und erleben derzeit hautnah, wie das Sozialversicherungssystem zur Verunsicherung der heimischen Unternehmerschaft beiträgt. "Wenn ich aus meiner selbständigen Tätigkeit kein Einkommen beziehe, aber trotzdem pro Quartal 600 Euro Sozialversicherung zahlen muss, obwohl ich bei der WGKK ohnehin versichert bin, ist das total logisch, oder?", bringt es Andi auf den Punkt.
Unterkriegen lassen sich aber weder er noch Cri und das Team. Zwar seien die Sorgen durch seine Selbständigkeit sicherlich gestiegen, "aber damit kann man leben". "Jung und fit" sei er, und könne alles machen, wenn er sich nur dahinter klemme: Wenn’s sein muss, auch "die Welt retten", wie Andi lachend feststellt.
Wenn du Mavienna unterstützen möchstest kannst du das unter "Mavienna Eichhörnchen Darlehen" tun. Alle weiteren Infos zu Mavienna findest du hier.