Die Musealisierung des Bildenden Künstlers Kippenberger ist weit fortgeschritten, auf den Schriftsteller Kippenberger macht sein Kumpel Diedrich Diederichsen mit der Herausgabe dessen auch literarisch verstehbaren Texte „Wie es wirklich war“ aufmerksam. Die Texte darin sind sehr verschieden und gliedern sich laut Herausgeber und in wirklich in drei Sorten: frühe, literarisch ambitionierte Texte (im herkömmlichen Sinn […]
Die Musealisierung des Bildenden Künstlers Kippenberger ist weit fortgeschritten, auf den Schriftsteller Kippenberger macht sein Kumpel Diedrich Diederichsen mit der Herausgabe dessen auch literarisch verstehbaren Texte „Wie es wirklich war“ aufmerksam. Die Texte darin sind sehr verschieden und gliedern sich laut Herausgeber und in wirklich in drei Sorten: frühe, literarisch ambitionierte Texte (im herkömmlichen Sinn unlesbare Kurztexte, aber interessante Zwischen-allen-New-Wave-Stühlen-Verkorkstheit), die „Ergebnisse von Textgeneratoren“, also im wesentlichen der Titeltext (dazu gleich mehr) und „Café Central“, eine krude Mischung aus Briefen, Textversatzstücken und albernem Geschwätz, die sich recht anstrengend liest, doch für ca. einen Lacher pro Seite gut ist – insgesamt wie Kippi selbst schwer scharf zu kriegen: großer Käse oder es gibt nichts besseres. In Wahrheit viel besser ist jedenfalls „1984 / Wie es wirklich war / am Beispiel Knokke“, ein Reisbericht von Annette Grotkasten, den sie nach einer Reise genau nach den Schilderungen des zuvor die selbe Reise getan habenden Kippenbergers in dessen Auftrag aus seiner Perspektive verfasst. Nicht nur verhöhnt dieser „Textgenerator“ so ca. alles, was Literatur davor noch bedeuten konnte, allein die Geflügelpreisung darin gehört zum Komischsten, was gerade noch als Literatur durchgehen kann.