Die Kamera klebt an Überwachungsapparaten oder Pistolen: der Brite Paul Greengrass, der bereits mit „Die Bourne Verschwörung“ einen der interessantesten Actionfilme der letzten Jahre inszeniert hat, erweitert die Filmgrammatik des Spannungsfilms um ungewöhnliche Bildbauweisen. Wenn sich der Identitätsverlierer Jason Bourne (eh klar: Matt Damon) durch den Raum bewegt, geht die Kamera auf die Suche nach […]
Die Kamera klebt an Überwachungsapparaten oder Pistolen: der Brite Paul Greengrass, der bereits mit „Die Bourne Verschwörung“ einen der interessantesten Actionfilme der letzten Jahre inszeniert hat, erweitert die Filmgrammatik des Spannungsfilms um ungewöhnliche Bildbauweisen. Wenn sich der Identitätsverlierer Jason Bourne (eh klar: Matt Damon) durch den Raum bewegt, geht die Kamera auf die Suche nach ihm: Greengrass adaptiert eine Technik, die vor mehreren Jahrzehnten von Dokumentarfilm-Erneuerern wie D.A. Pennebaker, Richard Leacock und den Maysles-Brüdern verwendet wurde, um Unmittelbarkeit zu erzeugen und zu beweisen. Übertragen in einen Genre-Text stellt sich eine erstaunliche Loslösung vom gewöhnlichen Heroen-Modell ein: Bourne erscheint hier als einer unter vielen, sein Aufspüren ist reiner Zufall. Greengrass arbeitet in den Bildwulst einen Rhythmus ein, der den Zuschauer bei der Hand nimmt und durch den Daten-Terror führt: als klassische Erzählung wirkt hier nichts mehr; alles was zählt ist den nächsten Handlungsschritt logisch ableiten zu können. „Das Bourne Ultimatum“ ist nicht so erschütternd wie „Die Bourne Verschwörung“, da Greengrass – wie es das Axiom zur Trilogie will – seinen Erzählbogen schließen und Bourne in die Vergangenheit zu seinem Ich führen muss. Doch was interessiert ist der Weg dorthin: ein waschechter, knalliger Cyberthriller in der Realität, die Horrorvision zu Google Earth.