Dr. Robert und die schönen Noten

Mit den "Blow Monkeys" kommt eine der versatilsten Bands der Achtziger, hat ein starkes Album und viel Geschichte im Gepäck. Dafür wirde der gezwungene Glamour der Dekade wird nicht mehr lautstark eingefordert.

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Eine rare wie unerwartete Gelegenheit. Die legendären Blow Monkeys geben ein einziges Konzert im mitteleuropäischen Raum und das mitten im 16. Wiener Gemeindebezirk. Das britische Quartett war eine der vielschichtigsten Bands der Achtziger und hatte starken Einfluss auf die Szene.

Das lag vor allem an den Qualitäten von Mastermind Dr. Robert. Der wache und streitbare Kopf balancierte gekonnt zwischen den Welten als eitler, edel gekleiderter Frauenliebling und Dandy wie dem ernsthaftem Denker und Musikschaffenden. Der Sound entwickelte sich von anfänglichen New Wave-Ansätzen rasch in Richtung ausgefuchstem Soulpop bis zu für die Zeit erstaunlich fortgeschrittenem Dance mit Elementen des Funky House und der World Music. Neben Hits wie "It Doesn`t Have to Be This Way", "Diggin your Scene", "Wicked Ways", "Wait", "You don‘t own me" (am Millionseller-Soundtrack von "Dirty Dancing") oder "Springtime for the World" waren die Alben konsequente Ausarbeitungen der jeweils aktuellen Soundidee. Was vor allem in der Heimat England meist gut aufgenommen wurde. In den Etappen der Soundstruktur lassen sich nicht zufällig Parallelen mit den Entwicklungen im The Jam / Style Council / Paul Weller-Kosmos ausmachen. Die beiden Masterminds sind miteinander befreundet, arbeiteten zusammen an Songs und hegen grössten Respekt füreinander.

Nach dem Split Anfang der Neunziger und einer zurückgezogen vollführten Solokarriere mit exquisiten Werken von Dr. Robert ging man 2008 mit einem neuen Plan an die Fans, zu denen man über die Jahre Kontakt gehalten hatte. Mittels gesicherter Vorbestellungen seitens der getreuen Gefolgschaft wurde die neue CD "Devil’s Tavern" ohne die Zwänge der Plattenindustrie ganz nach dem Geschmack der wieder zusammen gekommen Mannschaft mit Mick Anker, Neville Henry und Tony Kiley entspannt aufgenommen. Eine Spur rauer und handwerklicher präsentiert sich das Quartett auch live erstaunlich stark, immerhin muss man ja nicht mehr den Style-Gesetzen der Achtziger folgen. Die Klasse des Frontmannes – bürgerlich Bruce Robert Howard – ist erstaunlicherweise noch immer einnehmend. Nicht der einzig zwingende Grund, diese Band im kleinen Rahmen zu geniessen.

The Blow Monkeys

Support: James Cottriall

B.A.C.H.

Sa, 05.12.2009 20:00

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