Bernard Sumner hat sicher schon drei Viertel seines Lebenswerks abgeleistet. Die Story rund um Joy Division und New Order ist heutzutage nahezu Allgemeinwissen und der gute Mann aus Manchester gilt als Inspirationsquelle für unzählige Indie- und Synthie-Popper dieser und kommender Generationen.
Gerade New Order standen aber stets auch für eine Gratwanderung zwischen Erfolg und Zusammenbruch, und so kam es in diesem Spannungsfeld immer wieder zu Eruptionen, die um die Band herum aufloderten und wieder verglommen. Allen voran das Projekt Electronic, bei dem es Sumner mit dem ehemaligen The – Smiths – Gitarristen Johnny Marr immerhin auf drei großartige Alben gebracht hat. Weiters zu verzeichnen wären Monaco, Revenge oder The Other Two – jene allerdings ohne Beteiligung Sumners.
In sein neues Projekt Bad Lieutenant bringt das alte Eisen mit der Jünglingsstimme nun sein musikalisches Vermächtnis ein, schließt sich dabei aber mit einer jüngeren Generation kurz: mit Phil Cunningham, der bei New Order im Endstadion eh schon mit von der Partie war, und Jake Evans von der Band Rambo And Leroy. Letzterem überlässt Bernard auch mitunter wohlwollend das Mikro. New – Order – Drummer Stephen Morris hat bei drei Tracks auf "Never Cry Another Tear" noch einmal sein Scherflein beigetragen. Gute Pop – Strukturen stehen im Vordergrund – gediegene Melodien und Akkorde, die in der weiten Welt des Pop mitunter schon vorgekommen sind. Die Elektronik ist im Vergleich noch einen weiteren Schritt in den Hintergrund getreten, die klassischen Synthie – Tracks bleiben aus. Keyboards & Co bilden eher ein warmes Futteral für die (ohnehin reichhaltigen) Gitarren-Arrangements, treten aber selten aufs Podest. Was kein Verlust ist, da sich im Endeffekt ein ausgewogener, reichhaltiger Sound breit macht. Und das, obwohl das Album in diversen Homestudios eingespielt worden ist.