Auf der Flucht vor einer inszenierten Sex-Kampagne flüchtet der leicht nervöse Autor von Deutschland über die Schweiz nach Österreich und erfährt bei uns die Wiener Bohème, wie sie leibt und lebt.
Das Café Anzengruber wird zu einem Fixpunkt, die darin residierenden Künstler gute Anspielpunkte und der hochrangige, blaublütige Beamte Freimuth von Bölling so etwas wie ein väterlicher Freund. Natürlich überzeichnet der Text etwas, fast schon wie in Thomas Bernhards besten Tagen: Den Bundespräsidenten über den Kanzler zu stellen scheint übertrieben und auch einen Kulturfunktionär als absolutistischen Entscheidungsträger über das Schicksal der österreichischen Literatur zu stellen, ist eher fragwürdig. Trotzdem, Lottmann rollt sich wie eine schrullige Mozartkugel durch Wien, erspürt den Nachhall der Geschichte und bleibt rein sprachlich gesehen immer flott unterwegs, alles hübsch in einem Guss sozusagen. Sogar bei der Besichtigung der geheimen Gemächer in der Hofburg aus der Maria-Theresianischen Epoche macht er eine gute Figur. Da capo, wir geben uns mit Lottmann das letzte Öl!