Auf „Bad As Me“ nimmt Tom Waits uns zum wiederholten Mal mit auf eine Reise durch zeitlos verrauchten Bars. Da packt man gern die Koffer.
Ok, da ich es eh nicht hinbekommen werden eine Tom Waits-Rezension ohne das Wort zu schreiben, bringe ich es am besten im ersten Satz hinter mich: Reibeisenstimme. Das Ergebnis aus jahrelangem Missbrauch von Zigaretten und Whiskey bleibt das wichtigste Charakteristikum seiner Platten und macht es möglich, ihn innerhalb von 0,2 Sekunden treffsicher als Interpreten zu benennen.
Klar, Waits erfindet sich auf seinem 20. Studio-Album nicht mehr neu. „Bad As Me“ ist nach der eher aus der Reihe fallender „Real Gone“ wieder eine relativ traditionelle Waits-Platte geworden. Song für Song nimmt uns der mittlerweile 61-Jährige mit durch rauchgeschwängerte Kellerkneipen, wo 19-Jährige namens Amber Bierflaschen von den Tischen räumen und der Barkeeper jeden beim Vornahmen kennt.
Wie gewohnt geben sich die schnelleren und langsameren Stücke die Klinke in die Hand. Letztere sind eindeutig die Stärken des Albums. Das wunderbar leichte „Talking At The Same Time“, bei dem sich ein untentwegt klimperndes Klavier im Hintergrund vorbeischlecht; „Kiss Me“, das vor Blues nur so tropft; „Pay Me“, das durch die Zieharmonika zum melancholischsten und unpeinlichsten Matrosen-Song seit der Tocotronic-Version von „Sailorman“ wird.
Zu den schwächeren Stücken zählt der Titelsong, der bei aller Ironie dann doch arg beliebig klingt. „Satisfied“ fängt das aber gekonnt wieder auf. Das Stück ist nicht nur dem Titel nach eine Verneigung vor Jagger und Richards. Letzter tritt auf „Last Leaf“ als Duettpartner auf, was dem Stück, das eindeutig besser als Solonummer funktioniert hätte, aber nicht unbedingt gut tut.
Trotz kleinerer Hänger zeigt Waits mit „Bad As Me“ nach sieben Jahren relativer Stille, dass er immer noch richtig gute Platten machen kann. „It’s nobody business but mine when I’m low“, singt er in „Pay Me“. Wenn solche Platten dabei herauskommen, kann man das nur verneinen.